Partrisha:
Endlich Freitag. Die letzte Schulstunde ist vorüber und ich stelle meinen Stuhl hoch, streife die lockeren Strähnen wieder unter mein Kopftuch und ziehe dies wieder fester um meinen Kopf. "Warum sagst du deinem Vater nicht einfach dass du kein Kopftuch tragen willst", fragte mich meine beste Freundin Diana. "Ich habe dir doch schon oft gesagt, dass er nicht gerne mit sich reden lässt über unseren Glauben.", erwidere ich mit hängenden Kopf. Aufmunternd legt sie einen Arm um mich "Naja mit 18kannst du ja dann tun und lassen was du willst und wenn du aus der Schule raus bist erst recht", redet sie mir zu. "Und das sind ja nur noch ein paar Monate bis wir diese Irrenanstalt hier los sind"
Sie hat recht. In ein paar Wochen werde ich 18. Und in einem halben Jahr habe ich mit etwas Glück sogar mein Abitur. Und danach...
Danach würde ich packen und weinen warum die Schulzeit so schnell vergangen war. Warum ich eine erwachsene Frau geworden bin. Denn sobald ich meine Schule beendet habe, werde ich in meine Heimatstadt zurückkehren. In den Iran. Mein Vater wird mich verheiraten und hier wird jeder denken, ich sei ins Ausland zum studieren. Doch in Wirklichkeit werde ich wahrscheinlich schwanger einem mir aufgezwungenen Mann etwas kochen. Aber nicht mal Diana weis das. Sanft rüttelt sie mich und holt mich in die Realität zurück. "Hör zu..." sagt sie zu mir. "Ich lade am Wochenende ein paar Leute ein. Meine Eltern sind auf Geschäftsreise und ich will dass du auch kommst." , eröffnet sie mir beim Verlassen des Schulgebäudes. Mir bleibt fast der Atem stehen. Ich soll auf eine Party? Wie gerne würde ich in meinem Leben feiern gehen... aber mein Vater...würde mir eine ohrfeigen wenn ich nur fragen würde. Aber irgendwie juckt es mich doch. Einmal feiern, wie alle anderen. Und nicht nur zu Hause sitzen. Alleine mit Papa.
"Ich komme. " sage ich kurz entschlossen. Auch Diana schaut mich mit leichtem Misstrauen an. "Wirklich?"hackt sie nach.
Ich bleibe bei den Fahrradständern stehen. "Aber du musst mir helfen."
"Und wie?" Fragt sie während sie ihr Fahrradschloss aufschließt. "Ich darf nicht wie ich aussehen. Andere Klamotten. Von dir. Make- up..."
"Das schaffen wir. Vertrau mir.", sagt Diana, "Um elf kommst du zu mir und ich style dich schnell um und dann gehen wir einfach auf die Party."
Strahlend falle ich ihr um den Hals. "Danke Diana"
"Dafür sind Freundinnen doch da". Wir verabschieden uns und sie fährt in die eine Richtung und ich laufe in entgegengesetzte Richtung nach Hause.
Ich hatte gerade einer Party zugesagt. Nur dieses Mal würde ich heimlich hingehen, ohne Fragen. Als ich einmal meinen Vater um Erlaubnis gefragt hatte, hatte er mir eine Ohrfeige gegeben und mich gefragt was ich mir denken würde. Es sei eine Schande Alkohol zu trinken und diese ganzen jungen Männer...
Den Rest des Abends hatte ich mich weinend in mein Zimmer eingeschlossen.
Doch heute würde ich es anders machen.
Ich lief durch die Straßen der Stadt und durch den Stadtpark, an der kleinen Moschee vorbei.
Ich würde durch mein Fenster, über die Garage mit einer Leiter nach unten gelangen. Ich weis selber, dass das meinen Vater nicht ehrt, wenn ich ihn hintergehe. Aber das Leben soll auch Spaß machen. Und heute abend werde ich seit langem mal wieder Spaß haben. Koste es was es wolle.
Ich biege in die Grünerlstraße an und schließe unser Haus auf. Der Geruch von Reis und Huhn steigt mir direkt in die Nase. "Salām mein Kind", begrüßt mich Papa. "Salām Vater"
"Setz dich. Essen ist schon fertig."
"Ja Vater." Ich haste kurz in mein Zimmer um meine Schultasche abzustellen und dann schnell wieder in die Küche. Der Reisteller dampft und auch mein Vater setzt sich. Wir sprechen ein Tischgebet und beginnen schweigend zu essen.
Dann beginnt er diese typischen Fragen zu stellen. Wie die Schule war und so weiter. Ich berichte und erwähne danach, dass ich sehr müde sei und heute nach dem Freitagsgebet gerne schlafen gehen würde. Er hackt nicht länger nach und wirklich: Nachdem wir mittags in der Moschee waren. Lässt er mich in Ruhe. Angespannt starre ich auf mein Handy: 17.00Uhr. Und schon jetzt bin ich aufgeregt. Gegen 19.00sollte ich die Leiter hinter der Garage kontrollieren. Gegen 20.00 sollte ich Papa gute Nacht sagen und um 21.30 wird er sich schlafen legen. Dann nur noch eine Stunde warten und schwupps war ich auf einer Party.
Und der Plan ging auf. Lieb und brav sagte ich Papa gute Nacht und verzog mich in mein Zimmer. Und wie geplannt ging dieser auch um Punkt 21.30 ins Bett, da dieser morgen früh arbeiten musste. Ein letztes Mal schaute lugte ich auf den Gang. Alles war dunkel. Ich schließe die Tür wieder leise und atme langsam ein und aus. Ich setzte mich vor meinen Schminktisch und öffnete den Knoten in meinem Kopftuch, sodass die über fast taillenlangen, schwarzen Haare in leichten Wellen an meinen Schultern herabfielen. Ich lächelte leicht, packte meine Sachen, nahm meine Jacke und öffnete das Fenster. Der kühle Wind tritt mir entgegen. Ich lösche das Licht in meinem Zimmer und setze mich auf die Fensterbank. Das Fenster lehne ich hinter mir an. Ein Katzensprung und ich war auf dem Garagendach gelandet. Leicht geduckt schleiche ich über das flache Dach bis zur Leiter und auch diese kann ich, wie geplannt mühelos hinuntersteigen. Ich hätte Freudenschreie austoßen können. Dann rannte ich los. Durch die fahl beleuchtete Stadt zur Party. In den Spaß und in die Freiheit für nur ein paar Stunden ...Hallo Menschis ❤
Sodelle habe jetzt zwei Geschichten parallel am laufen. Sie sind jedoch so krass unterschiedlich. Naja hier meine erste LGBTStory
Hoffe sie gefällt euch❤
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Der Regenbogen hinter der Hidschab (*LGBT*)
Teen FictionParthrisha will auf Partys gehen. Sie will Freundinnen treffen und auch mal ein paar Jungs kennenlernen. Doch ihr Vater Mohammad hat da so ein paar andere Pläne. Nach der Schule soll sie zurück in den Iran und einen Mann heiraten, den sie nicht einm...