Partrisha:
Nach einigen Stunden wache ich auf. Die Sonne knallt in mein Gesicht und zwingt mich die Augen zuzukneifen. Stöhnend drehe ich mich. Mein Schädel brummt und ich fühle mich, als hätte ich Blei an meinen Gliedern hängen. Mein Magen knurrt, meine Kehle ist trocken. Das sind also die Nachwirkungen einer Party. Ich fühle groben Stoff an meinem Bauch und ziehe diesen hoch. Die Jacke von Dan. Ich streiche sanft mit den Fingern über das raue Jeansmaterial und das weiche Teddyfell auf der Innenseite. Dank ihr hat mich dieser Junge in Ruhe gelassen. Was wohl ohne sie passiert wäre? Ich bin Dan ziemlich dankbar. Keuchend befreie ich mich aus meiner Decke. Ich muss ihr ihre Jacke zurückgeben. Kurzfristig findet sie Platz in meiner Handtasche, aber diese muss ich auch erstmal ausräumen. Ich schüttel die Handtasche aus und mein Handy und Puder kracht auf den Boden. Das ist Kaputt, doch in dem kaputten Puder finde ich einen Zettel. Ich puste vorsichtig die Puderreste weg und lese den angerissenen Zettel:Hey Patrischar,
Würde dich gerne wiedersehen
Meine Nummer findest du auf der Rückseite.
P.s Pass bitte auf meine Lieblingsjacke auf.
DanIch muss ungewollt lächeln. Wahrscheinlich hat sie den Zettel in der S-Bahn geschrieben. Meinen Namen hätte sie aber auch nicht falscher schreiben können. Naja, das passiert den meisten. Hastig tippe ich die Nummer in mein Handy. Diana hatte mir gefühlt hundert Nachrichten geschrieben. Wo ich stecke. Ob ich noch lebe. Ob ich noch Jungfrau sei...
Manchmal übertreibt sie etwas...
Doch erst musste ich die Nummer einspeichern. Dann zeriss ich den Zettel in mikroskopische Kleinteile und warf diese in meinen Papierkorb. Ich verbannte die Handtasche mit Dan's Jacke in meinen Schrank und die Klamotten legte ich in eine Truhe, wo ich eigentlich das Kinderspielzeug aufbewahre, welches ich an meine Kinder später weitergeben will. Alle Spuren des heimlichen Ausfluges waren beseitigt ausser Kopfweh und Hunger. Ich schlurfe so leise wie möglich im Schlafanzug aus meinem Zimmer ins Bad, um Mundspülung zu suchen. Als ich gerade den Badschrank öffne höre ich die Schritte meines Vaters auf der Treppe. Hastig greife ich nach der Flasche mit der grünblauen Flüssigkeit und nehme einen großen Schluck daraus, spüle kurz und spucke ihn aus. In dem Moment klopft mein Vater an. "Guten Morgen", brummte mein Vater. Prüfend sah er mich an.
Ich fühlte mich, wie als würde ich unter seinen harten,braunen Augen schrumpfen. Dann macht er auf dem Absatz kehrt. Erleichtert atme ich auf.
"Bin heute arbeiten- Samstagschicht. Mach dir das Reishuhn von gestern nochmal warm. Bin spätestens gegen 5zurück" ruft er als er die Treppe hinuntergeht. Ich wasche mein Gesicht und stecke meine Haare hoch. Dann mach ich mich auf in die Küche im unteren Stockwerk. Mein Vater legt mir da bereits zwei Toastbrote auf den Teller und verschwindet dann. Ich setze mich und bete. Ich danke Allah dass er mir Essen gibt und mir mein Leben schenkt...
Dann beginne ich zu essen. Zwischendurch verabschiedet sich mein Vater von mir und geht. Mein Vater arbeitet in einer Fabrik für Maschinen und arbeitet die ganze Woche. Trotzdem genügend Zeit mich zu kontrollieren. Ich wasche das Geschirr und gehe in mein Zimmer, schmeisse meine Musik an und richte mich. Ich möchte raus. Egal wohin aber raus. Ich zieh mir eine Jeans und einen Hoodie über. Mein Kopftuch liegt auf meinem Schminktisch...soll ich...?
Ich fasste den seidenen Stoff.
Jahrelang habe ich mich rumkommandieren lassen.
Jahrelang unterdrücken lassen
Und dieses halbe Jahr, werde ich leben wie ich es will.
Als Mama noch lebte musste ich auch keins tragen. Und sie trug doch auch keins. Seit dem Unfall trage ich eine Hidschab. Weil Papa es wollte. Aber langsam, sollte ich doch meinen eigenen Weg gehen. Wie Dan...
Dan...Dan...Dan...
Ich suchte nach meinem Handy, über dass ich beinahe schon drüber stolperte. Ich suchte ihren Kontakt.
"Hey",schrieb ich und legte mein Handy auf die Seite um mich im Bad zu waschen und zu richten.Dan:
Genüßlich räkelte ich mich in meinem Bett, als mein Handy vibrierte. Mein Brustkorb war verspannt, ich hatte nach der Party vergessen die Bandage abzunehmen. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Eine uneingespeicherte Nummer.
"Hey"
Ich hatte nur ihr meine Nummer gegeben. Beziehungsweise in ihrem Puder hinterlegt.
"Na wieder nüchtern? :P "
Ich stand auf und tappste in Boxershorts in mein Bad. Meine Wohnung befand sich im Zentrum der Stadt. Ich durfte gestern erstmal ne halbe Stunde auf die nächste S-Bahn warten. Aber für sie. Sie war wirklich hübsch gewesen diese Partrischa. Ich nahm den Verband von meiner Oberweite. Als ich angefangen hatte sie abzubinden, dachten meine Eltern ich sei krank. Und als ich meine erste Freundin nach Hause gebracht habe erst recht. Ich legte meine Boxer ab und stieg in die Dusche. Die Verspannungen lösten sich allmählich. Gott sei Dank hatte ich heute frei. Einfach mal ein wenig entspannen, vlt ein wenig ans Wasser. Oder...
Partrisha...Partrisha...Partrisha...
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Der Regenbogen hinter der Hidschab (*LGBT*)
Teen FictionParthrisha will auf Partys gehen. Sie will Freundinnen treffen und auch mal ein paar Jungs kennenlernen. Doch ihr Vater Mohammad hat da so ein paar andere Pläne. Nach der Schule soll sie zurück in den Iran und einen Mann heiraten, den sie nicht einm...