2. Kapitel

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Den Flug verschlafe ich fast komplett und als ich aufwache, kann ich unter mir bereits die Tower Bridge sehen und fange doch an, mich auf den Urlaub in dieser tollen Stadt zu freuen. Meine Tante würde sowieso fast den ganzen Tag arbeiten müssen und ich somit die Gelegenheit haben, die ganze Stadt zu besichtigen und ausgiebig shoppen zu gehen.

Nachdem wir gelandet sind, hole ich meinen Koffer und warte am Eingang des Gebäudes auf meine Tante, die versprochen hatte mich abzuholen.

Nach einer Viertelstunde ist sie immer noch nicht aufgetaucht und rufe ich sie an. Als sich nur die Mailbox meldet, stöhne ich auf und beschließe kurzerhand ein Taxi zu nehmen. Zum Glück hat mir meine überfürsorgliche Mutter einen Zettel mit der Adresse meiner Tante geschrieben. Doch als ich im Taxi sitze, fällt mir ein, dass ich gar keinen Schlüssel habe und meine Tante bei der Arbeit ist. Ich überlege kurz und teile dann dem Taxifahrer meinen Entschluss, zum Büro meiner Tante zu fahren, mit. Als ich kleiner war, habe ich sie oft dort besucht und deshalb weiß ich auch noch, wo sie arbeitet. Sie ist nämlich Sekretärin in einer großen Werbeagentur. Der Taxifahrer reißt mich aus meinen Gedanken, indem er abrupt bremst. Ich bezahle und murmele ein "Thank you".

Dann betrete ich das Gebäude und wende mich an die sympathisch wirkende Empfangsdame. Ich will ihr gerade sagen, zu wem ich möchte, als meine Tante die Eingangshalle betritt. Sie legt der Frau am Tresen einige Akten vor und will gerade davonstürmen, als ihr Blick auf mich fällt.

"Oh Lucie! Was machst du denn schon hier? Ich dachte dein Flugzeug soll erst in einer Stunde landen!"

Anscheinend hatte meine Mutter ihr eine falsche Ankunftszeit mitgeteilt oder war mit den Zeitzonen durcheinander gekommen. Typisch.

Da ich nicht den restlichen Vormittag bei meiner Tante im Büro verbringen will, gibt sie mir ihren Wohnungsschlüssel und erklärt mir,  mit welcher U-Bahn ich zu ihrer Wohnung komme. Ich verabschiede mich und laufe los in Richtung underground station.

An der Station Queensway steige ich aus und laufe die letzten Meter zur Queensborough Terrace, der Straße, in der meine Tante wohnt.

Auf dem Weg wird meine Freude auf die sechs Wochen Sommerferien unbändig. Das geschäftige Treiben der Großstadt, die vielen Menschen und die Tatsache, dass alle Autos auf der falschen Straßenseite fahren, machen mir gute Laune. Als ich mich dem Haus nähere, fange ich an, übermütig den Schlüsselbund in die Luft zu werfen. Ohne nachzudenken werfe ich ihn immer höher, bis er schließlich in der Regenrinne des Nachbarhauses meiner Tante landet.

Shit

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