Namjoon Pov
"Jetzt mach endlich oder ich gehe ohne dich." fuhr mich mein bester Freund an, der bereits genervt vor meiner Haustür hin und her ging. Er hatte sich mit seinem Freund an dessen Schule verabredet, also mussten wir dort sein, bevor er Unterricht hatte. Ansonsten schwänzte der Typ wieder und das wollte Yoongi nicht.
"Ist ja gut Yoongs, wir kommen schon noch rechtzeitig. Du könntest gar nicht ohne mich gehen, immerhin fahre ich, schon vergessen?"
"Halt die Fresse und nenn mich nicht Yoongs." murrte der Ältere genervt, was mich zum Grinsen brachte. Ich wusste genau, was gerade in seinem Kopf vorging. Er war mir dankbar für meine Hilfe, da ich wegen ihm extra früher aufgestanden war, doch gleichzeitig "hasste" er mich gerade dafür, dass ich das mit der Zeit so auf die linke Schulter nahm.
"Ich weiß genau, dass du mich liebst." rief ich grinsend aus, während ich mich von hinten auf ihn schmiss und meine Arme um ihn legte.
"Geh weg, ich hab schon 'nen Freund." zischte er und versuchte mich abzuschütteln, was ihm nur so halb gelang.
"Ach komm, sei doch nicht so. Ich bin ja jetzt fertig." beschwichtigte ich meinen betsen Freund, der gleich noch einen Aggressionsanfall wegen mir bekam. Dieser seufzte daraufhin nur und ging, irgendetwas murmelnd, aus der Haustür. Die Fahrt verlief daraufhin, abgesehen von der lauten Musik, relativ ruhig, bis Yoongi das Wort ergriff.
"Wann gehst du eigentlich wieder zur Schule?" fragte er, seinen Kopf in meine Richtung gedreht.
"Ich weiß nicht. In ein paar Tagen? Ich muss noch meiner Mutter beim Aufräumen helfen, wir sind ja gerade erst angekommen." Ich war vor einer Woche mit meiner Mutter umgezogen, da mein Vater vor ein paar Monaten an Krebs gestorben war und meine Mutter mit dem wenigen Geld, das sie verdiente, die Miete nicht bezahlen konnte. Es war nicht weit, ich musste die Schule also nicht wechseln. Doch ich hatte mich trotzdem dazu entschieden, da ich mal etwas Abwechslung vertragen konnte.
An meiner alten Schule wusste jeder von meinem Vater, da Yoongi seinen Mund nicht halten konnte. Deshalb waren dort andauernd alle angerannt gekommen und meinten, mir mitteilen zu müssen, wie tragisch es doch war und wie leid es ihnen doch tat. Das ging mir irgendwann einfach nur noch auf die Nerven, sie mussten mich nicht immer wieder aufs Neue daran erinnern. Ich wollte es einfach nur so schnell wie möglich verdrängen und das ging so nicht.
Meine Mutter hatte diese Entscheidung akzeptiert und ich durfte mich an einer neuen Schule, die ebenfalls in der Nähe war, anmelden. Eigentlich konnte ich auch schon gehen, doch ich wollte meine Mutter nicht alleine mit der ganzen Arbeit lassen, da sie auch noch arbeiten ging und die ganzen Hausarbeiten erledigte. Sich dann auch noch um die neue Wohnung zu kümmern, war zu viel von ihr verlangt.
"Jungkook ist in deinem Kurs, oder?" stellte er die nächste Frage, die mich nur mit den Schultern zucken ließ.
"Ergibt eigentlich nur Sinn. Es gibt nur zwei Kurse in unserem Jahrgang und Jungkook wird sicherlich nicht im Kurs mit Hauptfach Mathe sein." gab ich schmunzelnd zurück.
"du hast Englisch als Hauptfach, oder?" fragte Yoongi nun.
"Was bist du heute so gesprächig? Weils teilweise um Jungkook geht?" gab ich sarkastisch grinsend zurück. Jungkook war Yoongis fester Freund seit ungefähr einem Jahr. Ich war ziemlich überrascht von der Tatsache, da Yoongi nicht besonders viel für solche Gefühle übrig hatte. Doch jedes Mal, wenn es um Jungkook ging, wurde Yoongis Laune um einiges heller, von Treffen ganz zu schweigen. Ich erkannte ihn in der Gegenwart seines Freundes kaum wieder, er war wie ausgewechselt.
"Wir sind da." meinte ich und konnte auch schon den Rücken seines Freundes erkennen.
"Bis später. Jungkook fährt mich zurück, also musst du mich nicht abholen." murmelte Yoongi noch schnell und schlug mir die Tür vor der Nase zu, bevor ich überhaupt antworten konnte. Kopfschüttelnd startete ich den Motor und entschied, einmal um das Gelände der Schule zu fahren, wenn ich schonml hier war, da ich sie noch nie wirklich gesehen hatte.
Dass Yoongi schon arbeiten ging, sich aber immer noch von seinen Freunden rumkutschieren ließ, war schon ziemlich ungewöhnlich, doch er konnte es sich nicht leisten, den Führerschein zu machen. Er war bereits mit 16 ausgezogen und hatte begonnen, eine Ausbildung als Maler zu machen. Das Geld reichte gerade so zum Leben aus, ich fuhr ihn also gerne so oft er wollte, wenn er wohin musste.
Ich bog gerade ab, um an der anderen Seite der Schule vorbeizufahren, die zugegebenermaßen ziemlich groß war. Der Wald, direkt neben der Schule, sorgte für eine ziemlich coole Atmosphäre, also speicherte ich mir im Hinterkopf ab, da irgendwann mal hinzugehen. Es sah bestimmt schön dort aus und nicht so heruntergekommen wie in manchen anderen Wäldern, in denen sich seit Jahrhunderten keiner mehr blicken lassen hatte. Wenn man das so bedachte, war es eigentlich schon echt schade.
Ich mochte die Natur schon immer und war auch schon als Kind, so oft ich konnte, mit Yoongi zu den unmöglichsten Zeiten draußen verschwunden, um neue Orte zu entdecken. Wir hatten ziemlich viel Spaß früher, wobei unsere Mütter dabei wohl eher jedes Mal fast einen Herzinfarkt hatten, wenn wir erst spät abends wieder zurückkamen. Irgendwie tat mir das ein bisschen leid, doch die schönen Erinnerungen überwogen.
Lächelnd bog ich erneut ab, um den letzten Teil der Schule anzusehen und wieder nachhause zu fahren. Da die Ampel gerade rot war, blieb ich stehen und konnte von dort aus auch Yoongi und Jungkook erkennen, die sich gerade innig umarmten. Die beiden waren wirklich verdammt süß zusammen. Dann erkannte ich einen weiteren Jungen, der hinter ein paar Bäumen stand und sich schnell umdrehte um zu gehen, dabei jedoch von Jungkook aufgehalten wurde.
Waren die beiden etwa auch befreundet? Ich hatte diesen Jungen noch nie gesehen. Jungkook kam lächelnd auf den Jungen zugerannt, welcher jedoch im Gegensatz zu ihm einen fast schon panischen Gesichtsausdruck hatte. Die Situation war wirklich seltsam. Spätestens als Jungkook freundschaftlich - so sah es jedenfalls aus - seine Hand auf die Schulter des Jungen legte und dieser schmerzhaft das Gesicht verzog, verstand ich erst, dass die beiden keine Freunde waren.
Ich hatte jedoch keine Zeit mehr, das Geschehen weiterhin zu beobachten, da die Ampel bereits wieder grün wurde und ich weiterfahren musste, um die Autos hinter mir nicht warten zu lassen. Es war nicht wirklich etwas sensationelles, was ich gesehen hatte, doch aus irgendeinem Grund machte ich mir ziemlich viele Gedanken darüber. Der panische Gesichtsausdruck des Jungen und sein schmerzverzerrtes Gesicht. Dazu Jungkooks gespielt strahlendes Lächeln, als er auf ihn zukam.
Dass es gespielt war erkannte ich daran, dass seine Augen dabei pure Verachtung ausstrahlten. Doch vielleicht machte ich mir einfach zu viele Gedanken. Wahrscheinlich war das einfach nur ein Missverständnis und ich sollte die beiden in Ruhe lassen. Sich einmischen, ohne überhaupt zu wissen um was ging, war nie gut.
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Mal ein Kapitel aus Namjoons Sicht. Yoongi wird auch noch ne kleine größere Rolle spielen. -3-
Ich hoffe, das Kapitel war nicht zu langweilig. Bis Dienstag~
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School of Tears • Nammin/Minjoon • [Pausiert]
RomanceDie Hölle auf Erden. Für Jimin ist dies die Schule. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht brutal schikaniert oder bedroht wird und er ist dabei komplett alleine. Namjoon, der neu an die Schule kommt, ist jedoch der Erste, der dabei nicht einfach mit...