Jimin Pov
Ich atmete tief ein und hielt die Luft an, während ich nach unten auf den Schulhof schaute. Von hier oben sah alles so klein und unbeutend aus. Das Schuldach war zwar nicht so hoch wie diese modernen Hochhäuser, doch zum Springen sollte es auf jeden Fall reichen. Die Schule war zwar nicht gerade der beste Ort für Selbstmord, doch für mich gab es keine bessere Ironie dahinter.
Die Schule hatte mich psychisch getötet, also starb ich auch physisch in ihr. Was für eine Story. Ich konnte mir schon genau vorstellen, was passierte, nachdem ich sprang. Manche würden in dem Moment aus dem Fenster sehen und aus Neugier aus dem Fenster sehen. Wahrscheinlich würde ziemliche Panik ausbrechen. Manche wären wahrscheinlich schockiert, manche fänden es einfach nur spannend.
Mal etwas spannenderes in der Schule, als immer nur der gleiche langweilige Schulkram und die gleichen langweilig werdenden Sachen, die immer wieder dem gleichen langweiligen Jungen angetan wurden. Ich tat einigen einen Gefallen mit meinem Tod, auch wenn einige bestimmt nicht so begeistert waren, wenn sie ihr Spielzeug nicht mehr hatten. Aber jedem konnte ich es auch nicht recht machen.
Ich atmete tief aus und machte einen Schritt auf das Geländer des Daches zu. Normalerweise war es verboten hier hochzugehen, doch ich hatte es geschafft, unbemerkt die Schlüssel aus dem Lehrerzimmer mitgehen zu lassen, als sich eine Lehrerin um meine Wunde am Kopf gekümmert hatte. Es hatte sie nicht wirklich interessiert, wie mir das passiert war, da sowieso ein Großteil der Lehrer mich als Problemfall abstempelten. Ich wurde oft als der Schuldige in Prügeleien auserkoren, falls wir erwischt wurden. Genauso oft wurde mir auch vorgeworfen, dass ich die Schule schwänzte wenn ich eigentlich krank war, da mein Vater mich nie dort entschuldigte.
Ich verließ oft mit Verletzungen das Schulgebäude, über welche ich von Jungkook gezwungen wurde zu sagen, dass sie meine eigene Dummheit waren. Doch Verletzungen waren nicht das einzige Problem. Jungkook wurde schon mehrmals beinahe beim Kiffen erwischt, weshalb er mir die Schuld aufschob und sich jedes Mal schnell genug aus dem Staub machte. Mitschüler haben schon oft meine Bank mit Beleidigungen und abwertenden Dingen vollgeschrieben, die ich nicht mehr wegbekommen habe, was dazu geführt hat, dass mir Beschädigung des Schuleigentums vorgeworfen wurde.
Mir wurden auch nicht selten schon Wasser und andere Getränke übergekippt, was dazu führte, dass ich die Gänge der Schule , die ich vollgetropft hatte, putzen musste. Natürlich behaupteten Jungkook und seine Clique jedes Mal, dass ich zu ihnen gehörte und das alles einfach meine dämliche Art von Humor war. Etwas dagegen zu sagen, traute ich mich gar nicht, da mir sowieso keiner der Lehrer glaubte. Das beste an meiner Situation in der Schule war nämlich, dass Jungkooks Großvater auch noch der Direktor der Schule war. Er war niemals dazu bereit zu glauben, dass sein scheinheilig engelsgleicher, lebensfroher Enkel jemanden mobbte, verletzte und illegale Sachen in der Schule tat.
Also gab es für mich nur noch diesen einen Ausweg. Erneut atmete ich tief ein und schloss dabei meine Augen. Ich stand direkt vor dem niedrigen Geländer, umklammerte es fest mit meinen Händen.Wie oft hatte ich mir bereits vorgestellt, einfach aus dem Fenster der Schule zu springen, wenn keiner hinsah? Viel zu oft. Wenn ich diesen einen Schritt endlich wagte, hatte ich alles hinter mir. Den ganzen Schmerz, die Leere, die Verzweiflung. Den Hass auf mich selbst für meine erbärmliche Schwäche. Ich konnte alles hinter mir lassen.
Doch ich konnte aus irgendeinem Grund immer noch nicht. Trotz der ewigen Qualen, die ich mein Leben lang schon durchmachte, fiel es mir unendlich schwer, einfach meine Beine über dieses verdammte Geländer zu schwingen und zu springen. Ein Zurück gab es für mich aber nicht mehr. Ich durfte keinen Rückzieher machen. Also atmete ich ein letztes Mal tief durch, bevor ich mir endlich den nötigen Ruck gab und mich vom Geländer abstieß.
Genau in diesem Moment hörte ich eine unbekannte Stimme hinter mir laut rufen, dessen Besitzer mich kurz darauf fest am Arm packte und festhielt. Ich war so verwirrt und überrascht von dieser plötzlichen Aktion, dass ich mit einem kurzen panischen Aufschrei sofort versuchte, den Fremden von mir zu stoßen. Ich wollte nicht weiter von Jungkook und seinen Freunden wie eine dämliche Puppe behandelt werden. Ich hatte es satt. Er sollte mich gefälligst gehen lassen.
"Lass mich los!" schrie ich und öffnete erst jetzt wieder meine Augen, um zu sehen wer er war. Zu meinem Entsetzen war es aber jemand, mit dem ich nie gerechnet hätte. Jungkooks Freund stand umständlich direkt vor mir und versuchte mich mit aller Kraft zu halten. Sein Körper war halb über das Geländer gelehnt, während ich noch mit einem Bein am Geländer hing. Ich spürte, wie mich die Kraft verließ und senkte langsam meinen Kopf, um nach unten sehen zu können. An den Fenstern der Klassen standen bereits mehrere Schüler, da sie anscheinend unser Geschrei gehört hatten und starrten mich teils schockiert, teils belustigt an.
Ihre Augen schienen immer größer und ihr Lächeln immer verächtlicher zu werden. In meinem Kopf hallte ihr immer lauter werdendes Lachen wieder, obwohl keiner von ihnen auch nur den Mund öffnete. Keiner von ihnen machte einen Ton, keiner bewegte sich auch nur ein Stück. Sie alle wollten auf keinen Fall verpassen, wie ich endlich in den Tod stürzte.
Dieser Anblick bereitete mir furchtbare Panik. Mich durchzog ein eiskalter Schauer, während mein Herz immer lauter zu klopfen begann und ich einfach nur noch weg von hier wollte. Raus aus dem Sichtfeld dieser Menschen. Ich krallte mich panisch an den Arm des Jungen, der mich hielt und zog mich selbst hoch, während ich ihn seitlich von mir stieß. Das alles passierte in solch einer Geschwindigkeit, dass ich gar nicht wirklich realisierte, wie der Junge rückwärts über das Geländer stolperte und fiel.
Meine Tat realisierte ich erst, als ich seinen Aufschrei hörte, welcher meine Aufmerksamkeit auf seine mir entgegengestreckte Hand lenkte, die ich reflexartig noch schnell zu ergreifen versuchte. Doch meine Hände griffen ins Leere.
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Guys, please don't hate me now. Es hat mir selbst wehgetan, Yoongi hier sowas anzutun.
Aber Karma hat Jungkook mal eins in die Fresse verpasst. Tut mir leid.
Das Kapitel kommt doch schon heute, weil ich heute morgen Zeit hatte weiterzuschrieben (weil ich krank war).
Das nächste Kapitel kommt wieder am Samstag, außer wenn es wieder aus irgendeinem blöden Grund nicht funktioniert.
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School of Tears • Nammin/Minjoon • [Pausiert]
RomanceDie Hölle auf Erden. Für Jimin ist dies die Schule. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht brutal schikaniert oder bedroht wird und er ist dabei komplett alleine. Namjoon, der neu an die Schule kommt, ist jedoch der Erste, der dabei nicht einfach mit...