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Die Tür zu der kleinen Kammer geht plötzlich knarrend auf. Das Monster erscheint.

„Komm“ ist das einzige Wort, das es dröhnt. Dann scheint es, als würde der Fremde abwarten, bis Freddy sich von alleine bewegen würde, doch daran denkt sie gar nicht erst. Er könnte ja plötzlich anfangen sie zu schlagen, vergewaltigen, töten oder wer-weiß-was tun.

Niemals würde sie diesem Typen freiwillig irgendwohin folgen!

„Wohin?“, fragt sie dann doch. Der Fremde legt einen Finger vor den Mund, der auf der Maske aufgedruckt ist.

Wie sollte sie das jetzt deuten?

War es ein Geheimnis? Wollte er ihr tatsächlich etwas Gutes tun? Oder sollte es das Gegenteil sein?

Freddy war sich nicht sicher, was sie tun sollte.

Langsam beginnt sie das Spiel, das sie gerade gespielt hatte, einzupacken. Dabei denkt sie fieberhaft nach, was sie tun kann.

Der Fremde verlässt währenddessen die Kammer und setzt sich auf das zerfledderte Sofa.

Er scheint erwartungsvoll. Und um ehrlich zu sein, was bleibt Freddy auch anderes übrig als mit ihm zu gehen. Auch wenn sie es sich ungerne eingesteht, hat sie doch viel zu viel Angst vor dem, was sonst passieren könnte.

So entscheidet sie sich also doch, brav zu sein und schlurft auf den Flur, wenn man diesen denn als so einen bezeichnen kann, hinaus.

Dabei schaut sie sich um, ob es irgendetwas gibt, von dem sie Gebrauch machen könnte, sollte dieser Tag doch noch anders enden, als erhofft. Sie findet aber nichts, was nützlich wäre.

Höchstens könnte sie einen Holzsplitter mitgehen lassen, aber was würde dieser ihr im Notfall schon groß nützen?

Freddy würde jetzt einfach auf ihr Bauchgefühl hören, dass ihr gerade sagt, dass diese Entführung bei weitem nicht so wichtig oder gefährlich ist, wie es sich zuvor angefühlt hatte.

Diese Entführung scheint weder der Erpressung zu dienen noch scheint das Monster einen anderen Nutzen daraus zu ziehen.

Langsam, je mehr Freddy darüber nachgrübelt, denkt sie, dass das hier eher ein kleiner Spaß, ein Streich, ist.

Es passt alles zusammen. Heute ist Halloween und wie oft hatte Freddy sich bei Anna darüber beschwert, dass die letzten Halloweenfeste so langweilig und ohne Freunde abgelaufen waren?

Jahrelang hatte Freddy nur kleinen Kindern mit schlechten Kostümen die Tür geöffnet, tausendfach „Süßes oder Saures“ zu hören bekommen und einigen Naschkram verteilt.

Gute Gedichte oder kleine Lieder waren so selten geworden, dass Freddy diesen Kindern oft eine doppelte Menge Süßigkeiten gegeben hatte.

Vergangenes Jahr war sie diesen Armseligkeiten überdrüssig geworden und hatte sich mit einem Kakao, etwas Schokolade und einem schlechten Film in ihr Zimmer verzogen.

An dem Abend war ihr klar geworden, dass sie wieder Action und Grusel an Halloween haben wollte.

Ihre Eltern hatten sich bereit erklärt, ihr für dieses Halloween das Haus zu überlassen und so war die Idee einer tollen Gruselparty mit den verrücktesten Leckereien, tollen Kostümen, super Dekoration und bester Location entstanden.

Mehrere Monate lang hat Freddy Anna immer wieder von einem gruseligen Halloween auch für Jugendliche vollgetextet, bis ihre beste Freundin schließlich zugestimmt hatte und die beiden sich voller Elan in die Vorbereitungen gehängt haben.

Dabei hatte Freddy immer wieder wiederholt gehabt, dass es aufregend und gruselig werden musste.

War ihr das jetzt zum Verhängnis geworden?

Happy Halloween!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt