Kapitel 9

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Es blitzt schon wieder. Diesmal kommt der Donner direkt darauf folgend. Mist. Das Gewitter muss sich fast genau über mir befinden.

Ich rutsche noch weiter an den Stein heran. Der Regen trommelt gegen das Zelt und eine kleine Pfütze hat sich schon im Zelt gebildet, da das Wasser so hoch steht.

Wieso habe ich vorher nicht gemerkt, dass ich in einer Kuhle sitze.

Noch ein Blitz. Alles wird hell erleuchtet und ich sehe durch das Zelt hindurch, wie ein Baum von ihm getroffen wird. Der Blitz ist oben in ihn eingeschlagen und hat ihn gespalten.

Es wird wieder dunkel. Dann durchbricht ein lautes reißen das monotone trommeln vom Regen. Was ist das? Sind die Wölfe hier?

Dann blitzt es erneut und ich sehe, woher das Geräusch kam. Der Baum, der gerade eben vom Blitz getroffen wurde, hat einen Teil seiner Baumkrone verloren. Dann höre ich erneut ein reißen und direkt danach sehe ich einen schwarzen Schatten, der direkt auf mich zukommt.

Etwas Schweres trifft das Zelt und ich stoße einen Schrei aus. Ganz vorsichtig beginne ich mich zu bewegen, von Angst noch gelähmt.

Das Zelt ist vorne komplett eingedrückt und ich bin mir sicher, dass mindestens eine Zeltstange gebrochen ist.

Vorsichtig taste ich nach dem Ausgang vom Zelt. Auch er ist halb eingestürzt, doch ich kann den Reisverschluss öffnen und schaue nach draußen. Der andere Teil der Baumkrone ist umgekippt und hört genau im Zelt auf. Nur ein halber Meter hat gefehlt, und er hätte mich getroffen.

Zitternd schließe ich den Reizverschluss wieder und lehne mich an die Wand.

Tausende Gedanken ziehen durch meinen Kopf. Was wäre, wenn er mich getroffen hätte? Würde ich dann jetzt noch Leben? Oder wäre ich verschüttet unter dem Baum, nur noch auf den Tod warten? Und was ist, wenn noch ein Baum umkippt und auf das Zelt fällt?

Der Wald wird wieder von einem Blitz erhellt, doch der Donner lässt zum Glück auf sich warten. Das Gewitter zieht ab. Zum Glück.

Ich weiß nicht wie lange ich in regungslos im Zelt sitze, doch der Regen hat nachgelassen und es nieselt nur noch ein wenig.

Ich suche meinen Rucksack im Dunkeln und beginne meinen Schlafsack und etwas zu essen raus zu kramen. Ich rolle den Schlafsack aus und muss feststellen, dass ich kaum platzt zum Liegen habe. Trotzdem zwänge ich mich in den Schlafsack und suche mir eine halbwegs bequeme Schlafposition.

Doch ich liege noch nicht ganz, da kommen wieder die Fragen, die mir seit meiner Flucht im Kopf rum schwirren.

Wie geht es meiner Familie? Wurde mein Bruder auch entdeckt? Oder Marie? Wie geht es ihnen? Morgen ist die Zeremonie? Was wird dann wohl aus ihnen? Werden sie in ihrer Ehe jemals Glücklich? Alles Fragen, auf die ich niemals eine Antwort bekommen werde.

Nach und nach werde ich doch Müde und gerade als ich fast eingeschlafen bin höre ich etwas draußen.

Ich spitze meine Ohren und lausche den Geräuschen.

Ich höre rascheln. Es hört sich fast so an, als ob sich etwas im Wald auf mich zu bewegt. Sind es die Werwölfe? Haben sie mich jetzt gefunden?

"Was glaubt der Alpha eigentlich. Sie wird doch niemals hier draußen zu finden sein. Wenn du mich fragst, ist sie schon lange Tod. Spätestens nach dem Sturm", sagt eine unbekannte stimme auf einmal. Sie ist männlich, klingt aber auch noch nicht so alt. Doch eins steht fest, es ist ein Werwolf. Doch es hat sich so angehört, als ob er nicht wüste, dass ich hier bin.

"Wo soll sie denn sonst sein? Wir haben doch schon alle Wälder um ihr Haus abgesucht, doch da wurde sie nicht gefunden. Wo soll sie denn sonst sein?", fragt eine andere männliche Stimme. Sie klingt auch noch sehr jung.

"Sie wurde bestimmt von einem Tier gefressen. Wundern würde es mich nicht. Sie schaut ja nicht besonders klug zu sein. Aber welcher Mensch ist das schon?", sagt der erste wieder und beginnt zu lachen. Der andere stimmt in das Lachen ein.

"Da hast du schon Recht, wirklich helle sind die nicht. Ich frag mich nur, wie sie so lange existieren konnten, als wir sie noch nicht unter unserer Leitung hatten. Deswegen verstehe ich auch immer noch nicht, was der Alpha von ihr will. Er hat ja eindeutig gesagt, dass er sie lebend und unverletzt haben will. Was ist denn so besonders an ihr?", sagt der andere wieder.

"Ich habe gehört, sie ist seine Gefährtin. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Mensch? Ein dummer Mensch? Nein, danach sieht der Alpha nicht aus".

Der Alpha soll mein Gefährte sein? Nein. Nein, das darf nicht wahr sein. Sie reden bestimmt über jemanden anders. Das muss so sein. Sie können nicht mich meinen. Auf gar keinen Fall.

"Stimmt, danach sieht er nicht aus, aber ich finde den Alpha schon ein wenig komisch. Wustes du, dass er noch gar nicht wusste das er Alpha wird? Und zudem soll er nicht mal der beste in seinem Jahrgang sein. Wie also, soll er ein guter Alpha sein?", sagt der erste wieder.

"Hey, was macht ihr hier?", ruft auf einmal eine dritte Stimme.

"Du weist genau was wir machen sollen", gibt die erste Stimme genervt zurück.

"Aber ihr macht es nicht. Was ist euer letzter Stand?", fragt die dritte Stimme.

"Sie ist nicht hier. Und wenn du mich fragst, ist sie auch schon lange Tod", sagt die erste Stimme wieder.

"Gut dass ich dazu gekommen bin ihr Deppen. Riecht ihr sie nicht? Sie ist hier ganz in der Nähe. Also los, sucht sie!", sagt die dritte Stimme zornig.

Mist, das ist dann wohl mein Ende.

Der AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt