Call Me Jayden

Kapitel 1

Seit 3 Stunden sitze ich nun schon mit meinem Bruder in diesem Auto. Wir haben gerade einen kleinen Stop in Lancaster, da Ean uns gerade etwas zu Essen holen will. Ich warte währenddessen in seinem Auto und schaue auf meinem Handy, ob ich irgendwas verpasst habe. Ich hab tatsächlich zwei verpasste Anrufe von meiner Mum, sowie eine Nachricht von ihr. Sie will wissen ob wir schon in Manchester angekommen sind, da dies nicht der Fall ist, schreibe ich es ihr auch so. Als ich mein Handy gerade wieder weggelegt hatte, setzt sich Ean ins Auto und überreicht mir eine Tüte mit dem Essen. Er nimmt sich einen von den Burgern raus und isst diesen, bevor er dann wieder losfährt. „Bist du aufgeregt?", fragt er mich, weshalb ich mich dann auch zu ihm drehe. „ Na ja schon etwas. Immerhin ist das mein erstes Semester auf der Uni und ich weiß ja nicht wie das alles laufen wird. Immerhin kenne ich da ja auch niemanden.", antworte ich nur. „Du kennst also niemanden? Und was ist dann mit Danny und Sasha?", fragt er ein weiteres Mal. Doch da musste ich erstmal nachdenken. Danny und ich kennen uns schon seit wir klein sind und Sasha war damals ebenso meine beste Freundin. Ich weiß außerdem noch, dass beide zur Uni in Manchester gehen, aber was ist wenn sie mich gar nicht mehr kennen? Oder mich nicht mehr kennen wollen? Wenn ich mich richtig erinnere, meinte mein Bruder zu mir, dass sowohl Danny als auch Sasha nun schon ihr zweites Semester an der Uni sind. Was ist wenn ich sie gar nicht sehen werde? Vielleicht haben wir ja gar keine Kurse zusammen? Dann wäre ich alleine dort... ich weiß nicht, ob mir dieser Gedanke gefällt. Ich hasse es neue Freundschaften zu schließen. „Denkst du wirklich, dass die Beiden mich noch kennen? Es ist sieben Jahre her, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie haben sich sicherlich verändert. Was ist wenn ich sie nicht erkenne?" Ich muss seufzen. Ich mache mir zu viel Gedanken. Ich hab solange darauf gewartet zur Uni gehen zu können und ich sollte mir das nicht jetzt schon alles vermiesen. „Es wird schon alles gut gehen", versucht mich Ean aufzumuntern. Das Gespräch war damit dann auch beendet. Ungefähr eine Stunde später kommen wir dann auch endlich in Manchester an und ich bin wirklich froh darüber, endlich aus dem Auto aussteigen zu können. Mein Bruder hat mich zu seiner alten Verbindung gefahren und abgeklärt, dass diese von nun an mein neues zu Hause sein wird. Ich nehme meinen Koffer aus dem Auto, doch Ean nimmt mir diesen schnell ab, so dass mir noch meine Tasche übrig bleibt, welche ich dann auch aus dem Auto nehme. Ich folge Ean zur Tür und sehe ihm zu wie er klingelt und zusammen warten wir dann darauf, dass jemand die Tür öffnet. Es dauert nicht lange ehe ein junger Mann uns die Tür öffnet. Ean begrüßt ihn sofort mit einem Handschlag, während ich daneben stehe und nicht mal weiß wer das ist. Ich sehe mir die unbekannte Person genauer an. Er hat schwarze Haare, welche zu einem Undercut gestylt sind. Er hat außerdem wirklich schöne blaue Augen. Gerade in diesem Moment wendet er den Blick von meinem Bruder ab und sieht zu mir. Meine Wangen laufen rot an, als ich sein Grinsen sehe, welches er sicherlich aufgesetzt hatte, nachdem er bemerkte wie ich ihn angestarrt habe. „Hi, ich bin Scott", stellt er sich vor. Seine Hände haben mittlerweile wieder den Weg in seine Hosentasche gefunden und so steht er nun vor uns. „Greer", meine ich nur kurz und versuche unauffällig an ihn vorbeizuschauen. „Nett dich kennenzulernen", ergänzt er noch und grinst mich immer noch an. Er macht einen Schritt nach hinten und gibt uns somit die Chance ins Haus eintreten zu können. Mein Bruder nimmt wieder meinen Koffer und betritt als erstes das Gebäude, in welchem er vor wenigen Jahren selbst noch gewohnt hatte. Ich folge ihm dann auch gleich und versuche gar nicht erst Scott anzusehen, da ich mir denken kann, dass sein Grinsen immer noch mir gewidmet ist. „Welches Zimmer?", fragte Ean an Scott gewandt. „Geh einfach nach oben. Shane hat sich die Mühe gemacht an jedes Zimmer den Namen zu schreiben, damit jeder weiß, welches seins ist." Er wirkt wirklich gelassen, als er das sagt und man kann ihm ansehen, dass ihn das alles hier nicht interessiert. Ich folge meinem Bruder nun in die zweite Etage und schaue mich dort nach meinem Namensschild um, doch bevor wir mein zukünftiges Zimmer erreichen, kommt uns jemand entgegen und wenn ich ehrlich bin, muss ich zweimal hinsehen um zu erkennen, dass es nicht Scott ist. „O.M.G! Bist du das Ean? Wow du hast dich wirklich verändert!", er kommt auf und zu und schmeißt sich schon förmlich an meinem Bruder, als er diesen umarmt. „Freut mich auch dich wiederzusehen Shane", lacht mein Bruder und erwidert die Umarmung herzlich. Shane löst sich wieder von Ean und widmet sich dann mir. Bevor er mich in eine Umarmung zieht, mustert er mich komplett, vor allem mein Outfit, und flüstert dann noch ein „Akzeptiert". „Es ist so schön dich endlich kennenzulernen Greer! Dein Bruder hat uns damals so viel von dir erzählt! Ich musste dich einfach mal kennenlernen! Und jetzt wohnen wir auch noch zusammen. Ist das nicht toll?", fragt er erwartungsvoll und ich zwinge mich zu einem Lächeln. Shane scheint wirklich nett, doch im Moment bin ich etwas überfordert mit seiner ‚Nettigkeit'. Auf einmal wendet er sich wieder von mir ab und meinem Bruder zu. „Verdammt Ean! Wolltest du mir nicht einen von diesen trendigen Kilts aus Schottland mitbringen?", fängt er an auf meinem Bruder einzureden. „Hey komm runter! Denkst du wirklich ich hab das vergessen? Er ist in Greer's Koffer, also warte bis sie ihn auspackt." Er muss etwas lachen. Während die Beiden weiter über Schottland und Kilts sprechen, nehme ich meinen Koffer und mache mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Wie Scott schon erwähnt hatte, steht an der Tür mein Name. Ich öffne sie und schaue mich in dem kleinen Zimmer um. Es war nicht wirklich groß, aber trotzdem gefiel es mir. Gegenüber von der Tür befindet sich ein Fenster. Hinter der Tür steht ein Kleiderschrank. Links neben dem Fenster und gegenüber des Schrank befindet sich ein normal großes Bett. Rechts neben dem Fenster steht noch ein Schreibtisch und ein kleines Regal. Die Möbel waren alle in weiß gehalten. Als erstes lege ich meine Tasche, sowie meinen Koffer aufs Bett und sehe mich etwas in meinem neuem Zimmer um. Natürlich war mein Zimmer in Schottland größer, doch dort musste ich es noch mit meiner kleinen Schwester teilen. Ich öffne meinen Koffer und schaue auf die mir unbekannte Tüte, welche ganz oben auf meinen Sachen liegt. Ich nehme sie und will gerade wieder mein Zimmer verlassen, bemerke allerdings nicht das Scott vor meiner Tür steht und ich somit gegen ihn renne. Er kann mich gerade noch so festhalten, damit ich nicht zurück und auf den Boden falle. „Oh man, ist alles okay? Ich wollte dich nicht so überraschen." Er sieht zu mir runter, wobei seine blauen Augen direkt in meine sehen. Ich muss mich gerade wirklich zusammenreißen, keine weichen Knie zu bekommen und deshalb auch noch umkippe. „Ja, alles gut.", antworte ich leise, wobei ich meinen Blick nicht abwenden kann. „Wo wolltest du denn auf einmal so schnell hin?"
„ Zu Shane und meinem Bruder. Ich glaube ich habe gerade Shane's Kilt gefunden." Ich musste etwas lachen, als ich es sage. „Ein Kilt? Warte, du meinst diese Männerröcke? Die man in Schottland trägt? Hat Ean ihm wirklich einen mitgebracht?" Er verdreht seine Augen, weshalb ich noch mehr lachen muss. „Was ist denn daran so schlimm? Bist du eifersüchtig, weil er dir keinen mitgebracht hat oder was?"
„Ja genau, das wird es wohl sein." Nun muss er auch lachen. „Warum wolltest du eigentlich in mein Zimmer?", frage ich ihn, als wir uns wieder einigermaßen beruhigt haben. „Heute Abend findet eine kleine Party an der Uni statt. Ein paar Leute hatten sich gedacht, dass man so die Neuankömmlinge begrüßen könnte, aber die Party hätten die so oder so gemacht. Ich wollte dir nur Bescheid sagen und dich gleich fragen ob du mitkommen willst?" Ein weiteres Mal treffen nun seine eisblauen Augen auf meine und ich muss zugeben, dass ich leichte Gänsehaut bekomme. Ich werde etwas rot und wende meinem Blick von ihm ab. „Ich muss erstmal meine Sachen auspacken und dann mal sehen." Ich lächle ihn außerdem an und hoffe das ihm diese Antwort erstmal genügt. „Na schön. Sollte dir allerdings etwas zum anziehen fehlen, frag einfach mal bei Shane nach." Er zwinkert mir noch zu, bevor er dann wieder mein Zimmer verlässt. Den Kilt für Shane hat er auch gleich mitgenommen. Somit konnte ich mich jetzt wieder meinem Zimmer widmen. Ich packe als erstes meine Sachen aus dem Koffer und auf mein Bett, damit ich nun noch mal sortieren kann, wo was hin soll. Ich teile meine Sachen in mehrer Stapel, als ich auf einmal eine kleine Kiste entdecke, an die ich mich nicht erinnern kann, eingepackt zu haben. Ich nehme sie raus und und setze mich neben meine Sachen aufs Bett und öffne sie dann. In der Kiste sind allerdings nur wenige Bilder drin, welche ich rausnehme und genauer ansehe. Es sind Bilder von mir und meiner Familie, unter anderem auch mit ein paar Freunden. Als ich das eine Bild sehe, kann ich mich genau an den Tag zurückerinnern. Es ist ungefähr sieben Jahre her. Mein Bruder Ean war gerade erst zur Uni gegangen und über das Wochenende zu Hause gewesen. Er hatte mir einen dieser Pullover mitgebracht, welche man im Shop der Uni kaufen konnte.
~Ich hab zwei Monate darauf gewartet, dass mein Bruder und mal wieder besuchte. Er ist seit ungefähr einem Monat schon an der Uni. Er hat mir versprochen einen Uni-Pullover mitzubringen. Als es dann endlich an der Tür klingelt, renne ich sofort hin und öffne ihm die Tür. „Hast du ihn mitgebracht?", frage ich sofort, ohne ihn auch nur zu begrüßen. Er muss darauf lachen und zieht mich dann erstmal in eine Umarmung. Danach drückt er mit eine Tüte in die Hand und geht an mir vorbei ins Haus um meine Eltern, sowie Geschwister zu begrüßen. Ich nehme den Pullover aus der Tüte und ziehe ihn mit direkt über. Ich gehe wieder zurück in mein Zimmer und betrachte mich in meinem Spiegel. Der Pullover ist mir zwar zu groß, aber das ist mir egal. Der Pullover an sich ist in einem dunklen rot gehalten, während die Schrift gelb ist. Ich hörte ein weiteres Mal das Klingeln unserer Tür, doch dieses Mal renne ich nicht gleich hin, sondern bleibe lieber in meinem Zimmer und schaue mir weiterhin den Pullover an. Ich will ihn mir gerade wieder ausziehen, als auf einmal meine Tür aufgeht und Danny reinkommt. Er hat den gleichen Pullover von seinem Bruder gekriegt, wobei seiner Schwarz mit lila Schrift ist. Ich ziehe mir den Pullover schnell wieder runter und gehe grinsend zu Danny und umarme ihn. „Der Pulli steht dir.", sagt er zu mir, während er die Umarmung erwidert. „Ich frag meine Mum mal ob sie ein Bild von uns macht" Ich ziehe ihn an der Hand mit in die Küche, wo sich gerade mein Bruder mit meiner Mum unterhält. Als wir die Küche betreten wird es dann aber ruhig und meine Mum sieht zu uns rüber. „Naw, wie süß ihr mit diesen großen Pullovern ausseht." Sie geht eben aus dem Zimmer um die Kamera zu holen. Als sie wieder kommt, macht sie dann auch gleich ein Bild von uns, auf welchem wir beide lachend in die Kamera sehen.~
Meine Mum muss mir die Kiste mit den Bildern eingepackt habe, denn ich hatte sie jahrelang unter meinem Bett versteckt. Vielleicht hat meine kleine Schwester Mairead sie ja auch gefunden und eingepackt, aber ich weiß es nicht genau. Ich lege die Kiste mit den Bildern zur Seite und räume dann meine restlichen Sachen in den Schrank. Das einzige was ich nicht wegräume , ist mein Stofftier, was in meinem Alter wahrscheinlich ziemlich kindisch wirkt, aber selbst an diesem Koala hängen viele Erinnerungen. Danny hat ihn mir geschenkt, als wir umgezogen sind und seit dem an hab ich ihn auch nie wieder weggelegt. Er musste überall mit uns nun ist er auch hier. Mir ist es etwas peinlich weshalb ich ihn unter die Bettdecke lege, sodass ihn niemand gleich liegt. Ich setze mich dann wieder auf mein Bett und betrachte aus dieser Perspektive noch ein weiteres Mal mein Zimmer. Das wird nun mein zu Hause für die nächsten Jahre sein...