Kapitel I

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Wie genau ich nun hier vor das Tor gekommen war, wusste ich nicht mehr. Eine Trance hatte mich ergriffen und erst, als ich in einen Schatten trat, stoppte ich meinen Weg. Mit dem Kopf im Nacken betrachtete ich die Efeuranken. Neben mir tauchte ein Junge auf, sein Atem ging schnell. Ich musste gelaufen sein. »Geht es wieder?« Automatisch nickte ich, ohne zu wissen, ob es der Wahrheit entsprach. Hatte ich mich vollends beruhigt? Nein, vermutlich nicht. »Was ist das hier?« Zum ersten Mal schenkte ich einer der Personen einen genaueren Blick. Rotblonde, leicht gelockte Haare. Ein mildes Lächeln auf den schmalen Lippen. Nussbraune Augen, die mich ebenso genau musterten, wie ich ihn. Er war etwa einen halben Kopf größer als ich und sehr schlank. Trotzdem vermutete ich, dass der erste Eindruck täuschte. Sobald er seine Arme verschränkte, bemerkte ich die Muskeln und wie sehnig sie waren. Schön war eines der Worte, welches mir durch den Kopf ging. Wir mussten eine ganze Weile so gestanden haben, die Blicke wandernd, denn eine weitere Stimme ertönte mit neckendem Unterton. »Seid ihr fertig?« Er zuckte zusammen und drehte sich ertappt zu dem Jungen, welcher uns unterbrochen hatte. »Entschuldige ...« »Schon gut, mir ist nicht entgangen, dass ich das einzige Mädchen bin. Unbekanntes sollte man sich immer genauer ansehen.« Während des letzten Satzes wanderte mein Blick automatisch zum Tor, welches dunkel und bedrohlich vor uns aufragte. »Also, Unbekannte ... Kannst du mir deinen Namen sagen?« Wieder die neue Stimme. Ein kurzer Blick und ich ordnete sie einem riesigen Jungen zu. Nicht nur aufgrund seiner dunklen Hautfarbe, auch sein massiger Körperbau und das breite Gesicht waren markant. Ich verspürte sofort Respekt vor ihm. Mein Mund öffnete sich und ... schloss sich schnell wieder. In meinen Ohren pochte es, wieder schlug mein Herz laut. »Ruhig, das ist okay. Jedem von uns ging es am Anfang so.« »Wie soll ich ruhig bleiben, wenn ich nicht weiß, wer ich bin?« Ungewollt hatte sich die Lautstärke meiner Worte erhöht. Beruhigend legte der blonde Lockenkopf eine Hand auf meine Schulter. Ich ließ es zu, denn das war das einzige, was ich gerade brauchte. »Danke. Entschuldigt, ich hätte euch nicht anschreien dürfen, aber ich ...« »Das muss dir nicht leid tun. Jeder geht anders mit dieser Situation um.« Ich nickte und lächelte den Riesen dankbar an. »Ich heiße Alby, ich bin sowas wie der Anführer von diesem Haufen. Das ist Newt.« Während er den anderen Jungen vorstellte, zeigte er auf ihn und grinste. »Wenn ich keine Zeit habe, hat er das Sagen.« Dabei grinste er weiter und ich wusste, obwohl sie ihre Hierarchie hatten, bildeten sie sich nichts darauf ein. Newt zog seine Hand von meiner Schulter zurück, lächelte mir aber weiter zu. »Sobald mir mein Name einfällt, stelle ich mich noch einmal richtig vor.« Wir lachten, bis plötzlich ein Windstoß aufkam. Stumm drehten wir uns gleichzeitig zum Tor um und beobachteten, wie zwei Jungs uns entgegenliefen. Es knarrte, dann bewegten sich die zwei Torseiten aufeinander zu. Neben mir blieben sie stehen und atmeten hektisch. Ein Knall und das Tor war verschlossen, dahinter kreischte etwas unnatürlich auf. »Das war knapp,« bemerkte einer der beiden, ein Asiate. Ihm antwortete niemand, denn sein Begleiter schenkte mir seine Aufmerksamkeit. Rote Haare, ein paar kleine Sommersprossen im Gesicht und ein athletischer Körperbau. »Hey Frischling!« Er grinste und nickte anschließend den anderen Jungs zu. Er war der Erste, der nichts zu meinem Geschlecht gesagt hatte. Auf Anhieb erschien er mir sympathisch, während der asiatische Junge mich misstrauisch musterte. Was war mit uns passiert und warum waren wir hier?

Maze Runner: Into The Maze || ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt