Kapitel II

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Newt:
Sie wirkte neugierig, aber kontrolliert. Das war erstaunlich, denn sogar Minho wurde panisch an seinem ersten Tag. Als sie plötzlich losgesprintet war, dachte ich kurz, wir müssten sie einsperren. Aber tatsächlich blieb sie von allein stehen, blickte zur Mauer auf und sah wieder klar. Ihre Augen faszinierten mich, das konnte ich nicht leugnen. Und deshalb blickte ich lange auf sie herab, unfähig, mich abzuwenden. Alby unterbrach uns recht bald, was mich ungewohnt reizte. Während er seine Worte an das Mädchen richtete, fuhr ich mir verwirrt durch die Haare. Es war nur ein Frischling, nichts Gravierendes, worüber ich mir Gedanken machen musste. Wäre da nicht dieses winzige Detail, diese kleine Unstimmigkeit ... dass sie ein Mädchen war.

Frischling:
Mir fiel durchaus auf, dass der Asiate eine große Ablehnung verkörperte. Ihm war das Misstrauen ins Gesicht geschrieben und - um ehrlich zu sein - verstand ich ihn. Ich war das erste Mädchen, offensichtlich stand er gerade ohnehin unter Stress und irgendwas lauerte da noch. Ich war mir sicher, es würde bald aus ihm herausbrechen, doch noch war er zu beherrscht. Sein Geduldsfaden musste lang sein, immerhin atmete er nur tief durch und blickte einfach an mir vorbei. »Wir müssen reden, Alby. Du siehst sicher, was ich meine.« Und damit war nicht mein Auftauchen, sondern das Kreischen hinter dem steinernen Tor gemeint. Der Anführer nickte und winkte beim Umdrehen den beiden Jungs, ihm zu folgen. »Bis später,« wandte sich der Rotblonde grinsend an mich und zwinkerte verschmitzt. Irgendwas sagte mir, dass er Probleme machen würde. Aber noch war da mehr Sympathie, weil ihm alles egal zu sein schien, was um ihn herum passierte. Die Stimmung hatte sich nicht auf ihn ausgewirkt, er machte einfach lockere Sprüche. Newt holte mich aus meinen Gedanken, schon wieder hatte ich jemanden angestarrt. Das sollte ich mir wirklich abgewöhnen. »Also, dann zeige ich dir mal ein bisschen was von der Lichtung, immerhin ist das hier auch dein Zuhause.« Mehr als ein Nicken blieb mir nicht, denn der schlaksige Junge hatte sich bereits in Gang gesetzt. Mir fiel auf, dass er leicht humpelte. Zwanghaft versuchte ich, meine Neugier nicht siegen zu lassen und nicht danach zu fragen. Als er jedoch stehen blieb und sich zu mir drehte, konnte ich den Blick nicht schnell genug zu ihm anheben. »Es war ein Unfall, nicht der Rede wert. Ich bin nicht eingeschränkt.« Zu schnell erhob ich meine Stimme, hektisch tippte ich mit meinen Fingern auf die verschränkten Arme. »Tut mir leid. I-ich wollte ... also ich wollte wirklich nicht ... ich bin zu neugierig, e-es war nicht meine Absicht ...« »Ssh, schon gut. Ich nehme es dir nicht übel, okay?« Er lächelte aufrichtig und das sorgte dafür, dass ich peinlich berührt den Kopf senkte. Meine Wangen mussten knallrot sein, immerhin hatte ich ziemlich dumm vor mich hin gestammelt. Toll gemacht, wirklich ein toller erster Eindruck. Seufzend hob ich meinen Kopf wieder an, um ihm meinerseits ein Lächeln zu schenken. »Also, vergessen wir den peinlichen Redeschwall und ... machen wir mit der Führung weiter?« Lachend deutete er auf die Hütte vor uns und erklärte mir, dass dies die Küche sei. Tief sog ich die Luft ein und konnte sogar eine leichte Note von gekochtem Gemüse einfangen. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen. »Oh, ich denke, es ist Zeit für eine Essenspause.« Ich nickte hastig, hielt mir den Bauch und folgte Newt, der mir sogar die Tür aufhielt. Was ein Gentleman.

Maze Runner: Into The Maze || ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt