Gelangweilt und ohne etwas zu sagen, durchblätterte die Blondine mit dem Bob Haarschnitt meine Akte. Das ging schon seit mehreren Minuten so. Nicht, dass ich nicht vorher schon Stunden darauf gewartet hätte, dass man mich endlich verhört - nein, sie zögerte es weiter hinaus. Die Frau, die ich auf ende vierzig schätzte, hatte sich nicht einmal vorgestellt. Im Gegensatz zu den anderen Polizisten trug sie auch keine Uniform. Nur eine beige Bluse und dunkle Hosen.
Ich seufzte, mir blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, denn der Raum, in dem ich saß, bot wenig Abwechslung. Ein Tisch, zwei Stühle sonst nichts. Nicht einmal ein Fenster. Nur eine Milchglasfront, die sich neben der Eingangstür befand, und durch die ich ab und an einen Schatten erkennen konnte, wenn jemand vorbei ging.
»Kate Wilson, geboren am 01.11.1991 in Pineville, South Carolina«, erhob die Frau plötzlich das Wort. »Abschluss an der katholischen Highschool hier in Charlotte. Beste Fächer Kunst und Sport.«
Katholische Highschool? Echt? O man, ich drehe Parker den Hals um, wenn ich ihn sehe.
»Diverse Jobs in unterschiedlichen Bars und Cafés«, fuhr sie fort, »darunter Starbucks und das Fitzgeralds. Kleine Wohnung seit mehr als acht Jahren in der Lexington Avenue. Eltern verstorben. Ein Bruder, Aufenthaltsort unbekannt.«
Sie ließ die Akte auf den Tisch fallen und schaute mich mit einem Blick an, als wollte sie mich erdolchen. »Keine Anzeigen nicht einmal ein Strafzettel, aber Sie haben ja auch keinen Führerschein. Sieht so aus, als hätten Sie Charlotte nie verlassen. Ziemlich langweiliges Leben.«
»Sieht so aus«, antwortete ich bloß.
Eine Weile blickte sie mich nur an. Ganz so als versuche sie meine Gedanken zu erraten. Diese Stille machte mich beinahe wahnsinnig, doch ich zwang mich gelassen zu bleiben. Die Frau zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche hervor und entfaltete ihn. Es war, soweit ich es erkennen konnte, eine handschriftliche Notiz. »Zweifache Prellung im Rippenbereich, verstauchtes Handgelenk und ein gebrochner Arm. Mr. Jonathan Harper befindet sich derzeit in ärztlicher Obhut.« Sie blickte auf und faltete die Notiz wieder zusammen. »Lernt man so etwas an der katholischen Highschool, Miss Wilson?«
Nein, ganz sicher nicht.
»Verzeihen Sie, Officer..?«, begann ich meine Frage gespielt zögerlich, weil ich ihren Namen nicht kannte.
»Detective Grace Stone«, stellte sie sich mir endlich vor.
»Detective Stone, dieser Mann hat meine Freundin bedroht. Ich habe lediglich versucht, sie zu beschützen.«
»Eindrucksvoll«, antwortete sie mit einem aufgesetzten Lächeln. »Wollen Sie mir als Nächstes erzählen, dass sie einen Adrenalin Schub hatten?«
»Ist es in diesem Bundesstaat verboten, dass man sich gegen einen Mann wehren kann?«, fragte ich sie patziger, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Ich verstand überhaupt nicht, was die Fragerei zu bedeuten hatte. Was wollte diese Frau von mir?
»Nein«, entgegnete die Blondine. »Ich frage mich nur, wie eine so junge, schlanke Frau es schafft, einem ausgewachsenen Mann solche Verletzungen zuzufügen.«
»Ich hatte privat ein paar Jahre Unterricht«, erklärte ich ihr.
»Ist das so?«
Ich seufzte. »Ein guter Freund hat mir ein paar Sachen beigebracht. Ich arbeite oft bis tief in die Nacht und muss zu Fuß nach Hause laufen. Ich hielt es für klug, mich verteidigen zu können.«
Detective Stone lehnte sich etwas vor und senkte ihre Stimme. »Wissen Sie, was ich glaube?«, begann sie flüsternd, doch das sollte ich nie erfahren, denn in diesem Moment flog die Tür zu dem Raum auf.

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HIS RULES
Romance»Ich gebe niemals auf! Ich teile nicht und ich lasse nicht zu, dass irgendjemand meinem Mädchen etwas antut!« Das waren Jacks goldene Regeln, die er niemals brach, was ich schneller als mir lieb war am eigenen Leib erfahren sollte. Dabei führte ich...