No7

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Taste me, drink my soul

Show me all the things

That I shouldn't know

And there's a blue moon on the rise

(The Pretty Reckless – Make Me Wanna Die)

Manchmal bin ich echt überrascht, wie begeistert manche meiner Zuschauer von meinen Parodien sind. Wer hätte jemals gedacht, dass ich mal über eine Million Subscriber haben würde? Ich definitiv nicht, soviel steht fest. Aber das bedeutet natürlich auch Druck: Ich möchte sie alle nicht enttäuschen, sondern noch bessere Videos machen. Diese Woche habe ich mir „Don't forget where you belong“ von One Direction ausgesucht.

Manchmal wünschte ich mir, meine Subscriber wüssten, wie viel Arbeit es ist, so ein Video zu drehen. Allein für's Drehen werde ich bestimmt zwei Stunden brauchen, dann muss ich noch den Song einsingen und dann alles zusammen schneiden und übereinander legen. Also so etwa fünf bis sechs Stunden Arbeit liegen vor mir. Naja, wenigstens ist Samstag! Und das bedeutet, dass ich den ganzen Tag meine Ruhe habe und viel schaffen kann.

„My hands, your hands, tied up like two ships..“ Das Klingeln meines Handys unterbricht meinen Dreh und genervt laufe ich rüber in die Küche. „Ja?“ Innerlich bete ich, dass es nichts Schlimmes ist und dass ich den Tag so verbringen kann wie geplant. „Hey Jasey, hier ist Joe. David hat grade Bescheid gesagt, dass er heute Abend nicht arbeiten kann, er liegt im Krankenhaus, hat sich den Arm gebrochen oder so – oder hatte er was mit dem Blinddarm? Nee, das war Tante Dora... - ja, auf jeden Fall brauche ich jemanden, der heute Abend einspringen kann, und Leyla hat schon abgesagt, die muss heute auf ihre Tochter aufpassen -“ Manchmal bin ich wirklich überrascht, wie schnell Menschen reden können. Ich muss leicht grinsen und schüttle den Kopf. Naja, es bleibt mir wohl nichts anderes übrig. „Ganz ruhig, Joe! Dann komm ich natürlich vorbei.“ Ein Seufzer der Erleichterung am Leitungsende. „Super, danke dir. Du bekommst auch Überstundenzuschlag!“ Ein leises Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Das sagt Joe immer, wirklich immer, aber passieren tut es sowieso nicht. „Passt schon. Bis heute Abend!“ Seufzend lege ich auf und starre vor mich hin. Abendschicht bedeutet, dass ich um sieben im Laden sein muss. Da Joes Plattenladen in einem der größten Shoppingcenter von ganz Sidney untergebracht ist, dass damit wirbt, jeden Tag bis 24Uhr geöffnet zu haben, muss er da natürlich mitziehen – auch wenn es sich für ihn eigentlich gar nicht lohnt. Denn die einzigen Läden, in denen so spät noch eingekauft wird, sind die Supermärkte, McDonald's, KFC und Kaffeebuden. Manchmal allerdings kommt es auch vor, dass abends doch noch jemand bei uns vorbei schaut, meistens weil sie noch ein Last Minute Geschenk brauchen oder neue Musik auf ihrer Party brauchen.

Innerlich bete ich, dass heute Abend niemand vorbei kommt, denn darauf habe ich wirklich keine Lust. Nicht nach einem ganzen Tag voll mit Videodreh, Schneiden und Voice-over einsprechen! Mit einem raschen Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es gerade Viertel vor vier sind und ich somit noch knapp drei Stunden Zeit habe. Da ich gerade alle Harry-Potter-Bücher noch einmal durchgelesen habe, beschließe ich, dass es Zeit wird, mir auch die Filme noch einmal anzuschauen. Also suche ich meinen DVD-Stapel durch und finde schließlich die Sammlerbox mit allen acht Filmen.Der DVD-Player verschluckt den Film und die Vorschau für irgendeinen Film fängt an zu spielen. In dieser Zeit schiebe ich mir in der Küche eine Pizza in den Backofen und stelle die Eieruhr auf 12 Minuten. Während ich mir die ersten Minuten mit den Dursleys so anschaue, muss ich daran denken, wie gerne ich diesen Film früher schon angeschaut habe. Ich war gerade mal fünf Jahre alt, als er rauskam und habe ihn das erste Mal gesehen, als ich etwa acht war. Aber ich liebte Harry Potter damals und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Während ich mich so an meine Kindheit erinnert fühle, bemerke ich nur am Rande, dass irgendwas klingelt. Genervt stehe ich langsam auf, halte den Film an und laufe zur Tür. Doch da ist keiner. Verwirrt schüttle ich meinen Kopf und will schon wieder zurück ins Wohnzimmer gehen, als es nochmal klingelt. Diesmal aber aus der Küche. Ach klar, die Eieruhr! Lachend schüttle ich wieder meinen Kopf und hole dann meine Pizza aus dem Backofen.

Bad Dreams [Calum Hood]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt