- JOSH -
Gerädert schlurfe ich, das Shirt in der Hand, nach vorne in den Clubraum. Müde gähne ich und blinzle gegen das helle Licht an. Überall liegen Flaschen herum, meine Stiefel erzeugen ein Knirschen auf dem Boden und als ich nach unten blicke, sehe ich die Scherben. Von den ganzen Schnapsleichen, die überall verstreut liegen, will ich gar nicht anfangen. Es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Ich muss mir ein Lachen verkneifen, als ich Leona unter Viper begraben auf der Couch ausmache. Er soll bloß aufpassen, nicht dass sie auch noch bei ihm so anfängt wie bei mir. Belustigt schnaufend setze ich meinen Weg in die Küche fort und schlüpfe in mein Shirt. Sogar hier erwartet mich pures Chaos. Teller und Gläser stehen verstreut auf der Ablage und in der Spüle, während die Salate nicht verräumt wurden und die ersten Fliegen herumschwirren. Große Klasse. Da ich aber keine Lust habe ins nächste Diner zu fahren, mache ich mich daran aufzuräumen.
Erst nachdem ich einigermaßen Ordnung geschafft habe, gehe ich zum Kühlschrank und werfe einen Blick hinein. Mein Magen meldet sich lautstark und ich verziehe meinen Mund. Ich nehme mir einen Karton Eier und Speck, ehe ich zum Herd gehe. Als ich eine Bratpfanne aus dem Schrank hole, höre ich lautes Gezeter aus dem Hauptraum. Nur kurz darauf ist das Zuknallen einer Tür zu hören und Viper betritt gähnend die Küche. Er klopft mir auf die Schulter, als ich das erste Ei in die Pfanne schlage.
„Bist du das kleine Miststück also losgeworden?" Schmunzelnd werfe ich ihm einen Seitenblick zu und lache dann leise, während ich damit fortfahre das Rührei zu braten.
„Hör mir bloß auf. Zum Vögeln ist sie gut, aber sonst kannst du die echt knicken", brummt er und lehnt sich neben mir gegen die Arbeitsplatte. „Zumindest, wenn man ihr den Mund stopft."
„Wirf die Kaffeemaschine an", fordere ich ihn auf und nicke dann in Richtung der Pfanne. „Willst du auch? Ich mache Rührei mit Speck."
„Klar, da sage ich nie nein", meint er nur, als er zur Kaffeemaschine geht und diese einschaltet, bevor er aus dem Schrank darüber zwei Tassen nimmt und sie daneben stellt. „Aber eins muss man zugeben. So scheiße Leo auch ist, aber blasen kann sie. Sie sollte weniger reden und lieber anderes mit ihrem Mund machen."
Ich breche in schallendes Gelächter aus, während ich das Rührei mit Salz und Pfeffer würze. So wie ich Viper kenne, wird er gleich sowieso das Ganze noch mit Ketchup ertränken.
„Ich kam mir vor, als würde mir ein Kind am Rockzipfel hängen. Gib mal zwei Teller aus dem Schrank." Als keine Reaktion kommt, sehe ich Viper gegen einen der Küchenschränke lehnen, die Augen geschlossen.
„Ey du Saftsack!", rufe ich und werfe ihm den feuchten Lappen ins Gesicht.
„Sag mal, hast du ne Macke?", nuschelt er und ich schüttle erneut meinen Kopf.
„Teller. Jetzt, sonst Eier kaputt."
„Ja ja, Yoda. Jetzt hetz mich nicht", murrt er und reicht mir zwei Teller, worauf ich die Portion Rührei aufteile und anschließend Speckstreifen in die Bratpfanne lege. Im Hintergrund höre ich die Kaffeemaschine laufen und weiß, dass damit gleich das Katerfrühstück bereit ist.
„Und Saftsack. Nee, der ist leer." Demonstrierend packt er sich zwischen die Beine und ich hebe eine Augenbraue.
Mir wird eine Tasse vor die Nase gehalten. Der verführerische Duft von Kaffee kitzelt in meiner Nase. Schnell greife ich danach und nehme einen großen Schluck. „Das hab ich jetzt echt gebraucht."
Ich stelle die Tasse beiseite und mache mich daran den Speck zu wenden und verstaue den Rest wieder im Kühlschrank. „Schneid mal noch Brot." Ich nicke in Richtung der Brotkiste und schaufle den Speck auf beide Teller.
Natürlich schneidet Viper das Brot, wenn auch nur murrend, aber ich habe ihn noch nie erlebt, dass er einer Ansage von mir widersprochen hat, zumindest nicht wenn es ums Essen geht. Sofort als er fertig ist, greift Viper zwei Gabeln und hält mir die Tür auf. Doch kaum betreten wir den Clubraum, schlägt uns der Gestank entgegen. Pauley ist anscheinend mal wieder innerlich am Verfaulen. Das Vieh liegt in seinem Körbchen in der Ecke und hat alle viere von sich gestreckt. Was für ein bescheuerter Hund, aber genauso treu doof. Von den Brüdern und ihren Tussis, die hier im Raum gepennt haben, will ich gar nicht anfangen. Hier und da ist Schnarchen zu hören und klägliches Stöhnen, so als würde demnächst der ein oder andere wach werden.
Ich nicke zur Eingangstür und Viper eilt dort hin. Sobald frische Luft meine Lungen füllt, atme ich erleichtert aus. „Wie kann ein einzelnes Tier so lausig stinken?"
„Vor allem ein so kleiner Hund ..."
Sobald ich die beiden Teller auf dem Tisch abgestellt habe, setze ich mich auf die Bank und nehme die Gabel, die er mir hinhält, entgegen. Bevor ich anfange zu esse, fische ich die Zigarettenschachtel aus meiner Hosentasche und biete ihm eine an, die er sofort und ohne zu zögern entgegennimmt. Ich nehme mir selbst eine und zünde sie an. Den ersten Zug inhaliere ich tief und stoße den Rauch wieder durch die Nase aus. Erst dann esse ich.
Mit einem Mal kratzt es an der Tür, gefolgt von einem gedämpften Bellen, weshalb ich mich zur Seite lehne und diese öffne. Bevor man ihn auch nur sieht, ist sein Schnaufen zu hören. Pauley hoppelt aus dem Gebäude und hüpft direkt neben mir auf die Bank. Eine Pfote landet auf meinem Bein.
„Ich hätte es wissen sollen. Kaum hängt der Geruch nach Essen in der Luft ist er der Erste", lacht Viper neben mir und schiebt sich drei Stück Speck in den Mund.
„Na, der ist wie du." Ich kraule den Kleinen am Hinterkopf und sehe dabei mit gehobener Braue zu meinem Freund. „Genauso verfressen."
Dafür ernte ich einen Schlag gegen die Schulter von Viper und richte das Bandana am Hals von Pauley. Der Pups trägt natürlich eines mit der Aufschrift ‚Killer'. „Wer hatte noch mal die Idee mit dem Teil?"
„Na wer wohl... Mad", nuschle ich mit vollem Mund und putze meinen Teller bis auf den letzten Krümel.
„Verdammt, sie ist schon ein scharfes Gerät." Viper schnalzt mit der Zunge und grinst dabei anzüglich.
„Ja genau. Sie kommt übrigens später und du weißt was passiert, wenn du sie Gerät nennst." Er verzieht leidig den Mund und eine Hand zuckt zwischen seine Beine, was mich auflachen lässt. Madison war gar nicht begeistert, als er einmal meinte sie flach von der Seite anzumachen und bekam dafür die Quittung. Ein gezielter fester Griff an seine Eier. Plötzlich war er ganz handzahm. Meine beste Freundin ist nicht zu unterschätzen, denn sie lässt sich so schnell nichts gefallen. Andererseits waren die beiden wie Hund und Katz, seit sie sich kennengelernt hatten.
„Ach komm schon, Bro. Du weißt genau, dass du selbst schuld warst." Ich werde von einer feuchten Schnauze angestupst und halte Pauley den leeren Teller hin. Man kann beinahe erkennen, wie enttäuscht er ist, dennoch leckt er auch den Rest noch auf.
„Sorry Kleiner, ich hatte selber Hunger." Während ich ihn am Kopf kraule, stütze ich mich auf der Tischplatte ab und ziehe an meinem Glimmstängel, bevor ich den Stummel im Aschenbecher ausdrücke. Mein Telefon klingelt und sobald ich es aus meiner Hosentasche gezogen habe lache ich auf.
„Mad. Was gibt's?"
„Josh, ich bin in knapp fünf Minuten am Clubhaus", höre ich sie sagen.
„Alles klar. Bis dahin laufen vielleicht schon einige Tote herum, ach und kannst du mir noch ‚ne Stange Zigaretten besorgen?" Auch wenn ich ausgeschlafen bin, habe ich noch immer genug Alkohol im Blut, dass die Bullen mich dafür verknacken könnten, wenn ich so fahre. Ich gehe also lieber den sicheren Weg. Da Madison sowieso aus dieser Richtung kommt, kann sie kurz einen Zwischenstopp an der Tanke machen.
„Klar, dann bis gleich", lacht sie und bevor ich etwas erwidern kann, hat sie schon wieder aufgelegt und ich schiebe mein Handy in meine Hosentasche, ehe ich mich erneut Viper zuwende.
„Und wann ist die Verrückte da?"
„Deine Eier sind noch zwanzig Minuten in Sicherheit." Spöttisch lacht er auf, doch ich merke, dass es nur oberflächlich ist. Schon interessant. Dieser große Kerl, mit mehr Tattoos als man zählen könnte, kuscht vor einer kleinen rothaarigen Hexe.
„Mach damit keine Witze. Die sind mir heilig." Pauley liegt neben mir und seine Pfote drückt gegen mein Bein.
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Dark Knights - Josh *Leseprobe*
RomanceTeil 1 der Dark Knights Reihe Josh Warren. Eigensinnig, verschwiegen und still. Sein Äusseres schreckt zuerst viele ab. Unzählige Tattoos zieren seinen Körper. Er ist kein Typ mit dem man sich anlegen will und genau das strahlt er auch aus. Rau, ma...