-|Kapıtel 4|-✅

33 6 12
                                    

cavalla50Viele Erlebnisse machen das Leben erst sinnvoll

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

cavalla50
Viele Erlebnisse machen das Leben erst sinnvoll.


**********

Als Cyrian auf den Basar der Seelen zuging, wurde es Abend. Er hatte sich auf den Heimweg gemacht, nachdem Lyla ihn so fluchtartig verlassen hatte. Nur ihretwegen hielt er sich oft in der Menschen Welt auf. Nun kehrte er in die Stadt zurück, um auf dem Basar seinen Geschäften nachzugehen. Lyla auszuspionieren war im Moment sein einziger großer Auftrag, doch bis dieser erfüllt war, musste er seine mageren Einkünfte mit zusätzlichen Jobs aufbessern. Leider geisterte ihm Lyla jedes Mal noch stundenlang im Kopf herum, wenn er sie gesehen hatte. Cyrian hatte nicht viel über sie gewusst, bevor er auf die Suche nach ihr geschickt worden war. Doch in den vergangenen Monaten hatte er sie beobachtet: wie sie sich bewegte, ihr Zuhause schütze und ihre Geheimnisse hütete. Sie war Marchios Tochter, auch wenn sie es wahrscheinlich nicht wusste. Und wer auch immer ihr in der Welt der Menschen Sicherheit bot, hatte ihr eindeutig beigebracht, vorsichtig zu sein. Auf seine Annäherungsversuche hatte sie mit Intresse reagiert, aber dafür gesorgt, dass er nicht in die Nähe ihres Hauses kam. Geschickt verbarg sie, dass sie auf lauernde Gefahren achtete, wenn sie sich unterhielten. Überhaupt legte sie eine unglaubliche Wachsamkeit an den Tag.
Noch hatte Marchios ihm nicht den Auftrag erteilt, sie zu töten, und je mehr Zeit Cyrian mit ihr verbrachte, desto dankbarer war er dafür. Er mochte sie. Es war verrückt, und auch wenn dieses Gefühl bislang noch kein großes Problem für ihn darstellte, ertappte er sich doch bei dem Gedanken, Marchios zu bitten, seine Meinung zu ändern. Schlimmer noch, ihm war sogar in den Sinn gekommen, seinen Vertrag zu brechen und sie zu Marchios zu bringen. Beide Pläne waren riskant, da er damit jeweils einen der mächtigsten Phantome der Stadt gegen sich aufbringen würde. Bald musste sich Cyrian entscheiden, wem gegenüber er sich loyal verhalten würde. Letztendlich fühlte er sich vor allem sich selbst und seinem Rudel gegenüber verpflichtet, unabhängig davon, ob er zeitweise zu Marchios hielt. Zurzeit bestand Cyrian Rudel zwar nur aus zwei Mitgliedern, ihm selbst und Zevi, aber für Zevis Sicherheit würde er alles tun. Den heutigen Abend wollte Cyrian auf dem Basar der Seelen verbringen. Alles wichtige begann hier oder endete. Urteile wurden vollstreckt und im Schatten der Stände fanden Verhandlungen aller Art statt. Marchios hatte den Basar lange vor Cyrians Geburt als Handels- und Dienstleistungszentrum etabliert. Er bildete das Herz der Stadt. Rundherum spann sich ein enges Spinnennetz aus Gassen, die von alten Häusern gesäumt waren und klar nach Kasten eingeteilte Wohngebiete bildeten. An den äußeren Grenzen wucherte das Unzähmbare Land, die Wildnis, die in die Stadt hineindrängte und versuchte, sie zu schlucken. Doch die Bewohner wehrten sich dagegen. Vor den Kriegen war die Stadt größer gewesen, aber die Magi hatten die Natur als letzte Kampfmaßnahme gegen die Phantome eingesetzt. Auf dem Basar im Zentrum jedoch, waren die Handel und Vergnügen die treibenden Kräfte. Von überall ertönte Musik. Neben all der Gewalt die in der Stadt regierte, gab es auch schönes, besonders auf dem Basar. Cyrian übernahm beim gehen automatisch den Rhythmus, den ein Phantom auf seiner Felltrommel spielte. Der Trommler hielt die Augen geschlossen und Cyrian lächelte beim Anblick seines seligen Gesichtsausdrucks.
Cyrian sah sich um und schwang sich dann aufs Gerüst, worüber eine gigantische Plane über die Stände im Zentrum gespannt war. Auf dem Gerüst spann er sich immer tiefer ins Herz des Basars vor. Als die Anzeigetafel für die Kampfspiele mit der Rangliste erblickte, hielt er inne. Aya hatte Belias besiegt. Damit stand in dieser Runde nur noch sein Kampf gegen Nic aus. Wie immer waren auch die Wettquoten aufgelistet. Cyrian wurde nicht als Favorit gehandelt, aber schlecht wurde er auch nicht eingeschätzt. Auf jeden Fall war ihr Duell in dieser Runde, bei dem kein Eintritt verlangt wurde. Das Publikum würde also besonders wild sein. Bei einigen Kämpfen verzichtete man auf Eintrittskarten, um möglichst vielen Phantomen die Möglichkeit zu geben, dem Spektakel beizuwohnen. In diesen Fällen wurde nicht nur der Bannkreis errichtet, um die Kampfzone einzugrenzen, sondern auch, um die Menge zurückzuhalten. Bei Kämpfen zwischen Streunern wurde gern auf Tod durch Klauen gewettet und wenn Cyrian antrat, war die Quote besonders hoch. Seine Zähne setzte er nicht gerne ein, die Klauen hingegen schon, und das Publikum war begeistert. Die Zuschauer waren verrückt nach blutrünstigen Kämpfen, die dazu einluden, zu grölen und mit den Füßen zu stampfen.
Der Streuner der sich soeben ins Wettgeschehen eingebracht hatte, blickte zu Cyrian auf und wartete auf ein Zeichen. Er war derjenige, nach dem Cyrian Ausschau gehalten hatte. Als Cyrian ihm zunickte, schlenderte er zu seiner Stelle unterhalb von Cyrians Versteck und lehnte sich lässig an einen dicken Holzpfeiler. Cyrian beugte sich hinab und sagte leise: "Keine Klauen, bevor zum dritten mal Blut geflossen ist. Zehn Prozent des Gewinns für mich und ich garantiere es dir." Der Streuner schaute nicht zu ihm auf, grinste aber so breit, dass er sein zahnloses Gebiss entblößte. Er meldete sich nicht gleich wieder zu Wort, aber lange würde er nicht warten können, ohne sich verdächtig machen zu können. Nachdem der Nebenerwerb gesichert war, sprang Cyrian auf und balancierte auf einem Querbalken weiter.
Beim Manipulieren der Quoten erwischt zu werden, hielt er für unwahrscheinlich. Er tat es nicht regelmäßig und niemand würde ihm den Richter ausliefern, so lange der Gewinn gesteigert wurde. Cyrian war selbst ein Streuner. Damit gehörte er zu den Phantomen, die sich im Kastensystem ganz unten befanden. Als Kind war seine Stellung sogar noch schlechter gewesen, weil er nicht einmal ein Rudel gehabt hatte. Seine Eltern hatten ihn ausgesetzt und er musste sich von Anfang an auf der Straße durchschlagen.
Den Aufstieg in eine höhere Kaste durch militärische Heldentaten der Weg, den Marchios gegangen war, gab es schon langen nicht mehr. Deshalb öffnete der Herrscher alle zwanzig Jahre im Rahmen der Kampfspiele die Grenzen der Kasten, um einzelnen Phantomen die Chance zu geben, einen Aufstieg zu wagen.
Es war ein grausamer Wettbewerb, bei dem es nur wenige Überlebende gab. Für jeden, der zum Zeitpunkt der Spiele das Mindestalter für die Teilnahme erreicht und seine Chance nicht genutzt hatte, blieb der Weg in eine höhere Kaste danach für immer versperrt. Cyrian war allerdings der Ansicht, dass die Kämpfe nicht brutaler waren als seine Zukunft in einer niedrigen Kaste. Ihm erschien es sinnvoller, sein Glück bei den Spielen zu versuchen und seinen Status zu verbessern, bevor ihn irgendwann jemand auf der Straße niederschlug. Der einzige andere Weg wäre, einen Beschützer zu finden, der ihn benutze, um seine Lust zu befriedigen oder gewalttätige Drecksarbeiten von ihm verlangte.
Phantome der mittleren Kaste waren gebildet, sie konnten Händler werden oder andere Berufe erlernen. Die herrschende Kaste traf die Entscheidungen. Der Platz eines jeden war durch die Geburt bestimmt. Doch Cyrian wollte sich damit nicht zufrieden geben.Während des Wettkampfjahres war er regelmäßig auf dem Basar der Seelen unterwegs. Der Basar war ein gut funktionierendes Netzwerk, nichts war unmöglich. Es war wichtig, Forschungen über seinen Gegner zu machen, jedoch sollte man nie Witze darüber machen. Man muss geschickt und aufmerksam sein.
Für diese Stunde war viel los auf dem Basar. Kurz bevor der Nachtmarkt öffnete, begann für gewöhnlich die ruhige Zeit des Tages, doch heute war das geschäftliche Treiben der Händler noch in vollem Gange. Es herrschte fast genauso viel Trubel wie um die Mittagsstunde. Er entdeckte Aya in der dunklen Nische eines Standes, an dem mit Waffen gehandelt wurde. Sol verabschiedete sich gerade von zwei jungen Frauen, die Händlerinen waren. Während Cyrian weiterging, wurde er die ganze Zeit von Streunern, Phantomen aus der mittleren Kaste und einigen hochgeborenen Damen angestarrt. Die Gaffer waren viel mehr interessiert an seiner Brutalität, die er bisher im Kampfring gezeigt hatte. Wenn er den Wettbewerb gewann, hätte er plötzlich Macht.
Eine Guillotine senkte sich über den Hals einer Frau und Cyrian fiel ein, dass heute Gerichtstag war. Die wichtigsten Gesetze wurden mit Hilfe der Magi durchgesetzt. Wenn jemand ein Gesetz brach, wurde er sofort bestraft. Der Körper zuckte noch kurz, als bereits der nächste Fall aufgerufen wurde und die Menge noch lauter brüllte. Offenbar war jemand interessantes an der Reihe. Cyrian hatte keine Ahnung um wen es ging. Er hatte sich auf den bevorstehenden Kampf konzentriert und über die Begegnung mit Cyrian nachgedacht, sodass er sonst nicht viel mitbekommen hatte.
Vorn angekommen sah Cyrian, dass auch Aya sich vor dem Podest eingefunden hatte. "Der Streuner Verie wurde unrechtmäßig ermordet.", verkündete der Ankläger.
Er sah nicht wie jemand aus, der sich freiwillig für einen Streuner einsetze, doch die Ankläger waren ohnehin selten diejenigen, die die Anklage ursprünglich erhoben hatten. Es war ein sehr riskantes Geschäft. "Aya, du bist wegen Mordes angeklagt.", verkündete der Richter. Jetzt verstand Cyrian, warum die Menge so aufgebracht war. Alle Teilnehmer der Kampfspiele, die sich nach fast einem Jahr noch im Wettbewerb befanden, hatten einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt-und für Aya galt das ganz besonders. Aya schien etwas zu beweisen wollen, aber das verstand er nicht und ging weiter. Am nächsten Morgen stand ihm ein Kampf bevor, und wenn er Urteilsvollstreckungen beiwohnte, wurde ihm wieder schlecht. Das Ergebnis würde er ohnehin erfahren. Er befreite sich aus dem Getümmel und setzte sich im Schatten eines Töpferstands eine schlichte, schwarze Assasinenmaske auf. Sie verdeckte nicht das ganze Gesicht, aber doch genug, um in der Menge nicht weiter aufzufallen. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfniss, das dichte treiben so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Doch er war noch nicht sehr weit gekommen, als ihn aufgeregte Rufe inne ließen. "Marchios ist hier!" "Um das Urteil zu vollstrecken?" "Um Absolution zu erteilen!" "Ist ja auch egal. Er ist hier!" Ehrfurcht schwang in den Worten mit. Im nächsten Moment stieg der Herrscher so selbstverständlich auf das hölzerne Podest, als würde er einen Verkaufsstand betreten. Eine Menge Narben von seinen früheren Kämpfen waren zu sehen.
Eindeutig stand er auf Ayas Seite, dass verriet er mit einem kurzen Lächeln.
"Hast du was gegen die Anklage vorzubringen? Du bist--"
"Sie hat vernommen, weshalb sie angeklagt ist.", unterbrach ihn Marchios. "Aya?" Sie zuckte mit den Schultern. "Er hat sich in die Spiele eingemischt und ich habe es verhindert.", prodestierte sie. "Kannst du beweisen, dass Verie dem Teilnehmer Reni nicht auf betrügerische Weise geholfen und damit die Regeln meines Wettbewerbs untergraben hat?", fragte Marchios. "Nein."
"Hast du Beweise, dass der Tod des Streuners ungerechtfertigt war und von der Angeklagten heimtückisch herbeigeführt wurde?", fragte der Richter weiter. "Aya das Gericht beschließt, dass du nicht für Veries Tod verantwortlich--" "Ich will aber für seinen Tod verantwortlich sein." Aya blickte zu Marchios auf. Das Lächeln in Marchios Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen. Er trat vor den Richter an den Rand der Plattform. "Wenn ich diese Tötung anerkenne, wird Aya in der Tabelle vom vierten auf den dritten Rang vorrücken. Das könnte bei den Wetthändlern für ziemlich viel Aufregung sorgen..." Die Menge wurde unruhig. Er wartete eine Weile bis die Menge unruhiger wurde und dann hebte er seinen Arm. "Was sagt ihr?" >>Aya! Aya!<< "Ja das geht auf ihr Konto!", brüllten andere dazwischen. Marchios ließ die Arme sinken und wandte sich an Aya. "Das Volk hat sein Urteil gesprochen. Die Tötung geht zu Recht auf dein Konto im Wettbewerb." Dann küsste er Aya auf die Stirn. Sie blickte auf und sank ihren Kopf, doch Cyrian hat es dadurch schlimmer getroffen. Er musste morgen alles geben, und probieren mehr Extrablutpunkte zu sammeln damit er wieder nach oben rückt. Das ist seine einzige Chance.

Auch wenn er nicht gerne Gewalt benutze, blieb ihm dieses mal keine andere Wahl...

Shadow World [LESEPROBE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt