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Kapitel 1

Zuerst war das Nichts. Zumindest erinnere ich mich nur ans nicht. Naja vielleicht ist es ja normal das man sich an die ersten 2 Jahre im Leben nicht erinnern kann, aber wieso erinnere ich mich dann so gut an die Jahre danach? Ich weiß noch immer genau wie Tingilya mich fand, als wäre es erst grad eben passiert. Ich ein kleines Kind der Elben, allein, auf der Wiese liegend und in die Sterne guckend. Und dann ein Pferd ein schneeweißes Pferd ohne einen geringsten Makel. Und einem Horn. Diese Begegnung war wahrscheinlich der Grund, warum ich lebte. Doch das war jetzt 14 Jahre her.

Die meisten anderen aus meiner Herde konnten sich anfangs nicht damit anfreunden, eine Elbin als Freundin zu haben. Früher haben, vor allem die jüngeren, sich immer darüber lustig gemacht, dass ich nicht so schnell und geschickt wie sie war. Jedoch habe ich mal den schnellsten der Hengste fast besiegt und seitdem war ich fast schon einer der Beliebten. Was jedoch auch an meiner Freundschafft zu Arealosveyana liegen könnte. Die einzige die mich von Anfang an verstanden und gemocht hat. Sie war sowas wie meine Schwester, also Tingilya's und Tinfalyn's leibliche Tochter und damit die nächste Anführerin.

Ich kletterte die letzten Meter hoch zu meinem Ziel und tauchte meinen Kopf aus der Blätterdecke und tauchte damit in eine andere Welt. Eine Welt voller Frieden. Ganz für mich allein, für mich und den Sternen, beziehungsweise für mich und der Sonne. Ich beobachtete die Sonne, wie sie unterging, hörte die Vögel zwitschern, während ich die frische Luft einatmete und der Wind mit meinen offenen silberblonden, gelockten Haaren spielte, die ich zwar mit zwei einfachen gedrehten Strähnen und einem Grashalm zurückgebunden hatte, die aber ansonsten offen waren. Als die Sonne nicht mehr zu sehen war, kletterte ich so schnell ich konnte runter, sprang die letzten Meter und rannte Richtung Herde. Als ich da ankam, warteten Arealosveyana und Tingilya schon, was mich ziemlich verwunderte. „Da bist du ja" bemerkte Tingilya. „Ihr wisst doch, dass ich immer etwas nach dem Sonnenuntergang komme" entgegnete ich „Das ist aber eigentlich nicht so abgesprochen". Jetzt war ich wirklich verwirrt. Seit wann störte sie das? Scheinbar merkte man mir meine Verwirrtheit an, denn Veya mischte sich ein: „Du wirst gebraucht". Das war neu. Seit wann wurde ich denn gebraucht? „Du erinnerst dich doch sicher noch an die Magieübungen". Klar tat ich dies. Sehr gut sogar. Magie, also die, die mir schon gelehrt wurde, war einer der wenigen Momente, wo ich meine Stimme benutzte. Abgesehen vom Singen natürlich, und manchmal abends in Anwesenheit einer gewissen Person. Außerdem habe ich im Zusammenhang mit der Magie eine neue Sprache gelernt. „Sie wird gebraucht" Was! Das war eindeutig kein gutes Zeichen „Was ist passiert" fragte ich mit dunkler Vorahnung „Komm mit" Im Halbgalopp gingen wir einen mir unbekannten Weg, zu einer Stelle wo die anderen schon warteten. „Wo warst du? Wir haben dich gesucht" fragte Tinfalyn auch sogleich. Er schien überhaupt keine Antwort zu erwarten , wofür ich ihm sehr dankbar war, da ich mir sicher war, dass er es nicht für gut halten würde, wenn ich meine Andersartigkeit für mein eigenes Vergnügen ausnutzte und dachte sofort weiter: „Saranalindel wurde verletzt. Es ist deine Aufgabe, ihr zu helfen" Meine Aufgabe? Seit wann hatte ich eine Aufgabe? Ich schaute auf Saranalindels Körper. Tiefe Wunden klafften an ihr und färbten ihr silbernes Fell rot von dem vielen Blut, das sie verlor. Wahrscheinlich von einem Warg, die manchmal im Wald ihr Unwesen trieben aber wieso sollte ich ihr helfen? Wo war ihre Mutter? Ich mochte Saranalindel und würde ihr im Notfall auch ohne Zögern helfen, aber wieso hat man extra auf mich gewartet? Das Ganze erstmals ignorierend kniete ich mich hin, untersuchte die Wunden vom Fohlen erstmal und kümmerte ich mich mit Magie darum, das Bluten zu stoppen „ Wisst ihr, woher sie die Wunden hat" fragte ich. „Was denkst du" fragte Tinfalyn zurück. Jetzt wusste ich worum es ging. Mir nichts anmerken zu lassen meinte ich „Wahrscheinlich von einem Wolf" Damit drehte ich mich wieder zu dem Fohlen, legte meine Hände auf einer der Wunden, atmete einmal tief durch und sprach;„ Waise heill!(werde gesund)" Sofort spürte ich, dass die Wunden unter meiner Hand verheilten und danach das tiefblaue Leuchten, das bei diesen Zaubern immer von meinen Händen ausging. Den gleichen Prozess tat ich auch bei den anderen Wunden und als ich fertig war, waren alle Wunden verheilt und nur noch das blutverschmierte Fell ließ darauf schließen, dass da mal Wunden waren. Ich murmelte noch kurz, „Vakna (erwache)" und Saranalindel schlug die Augen auf. Ich half ihr aufstehen. „Was ist passiert?" fragte sie verwirrt und sah sich um. „Komm, Schatz. Ich erklär es dir" meinte ihre Mutter und ging mit ihr weg, aber nicht ohne mir einen dankenden Blick zu schenken. Langsam verstreute sich die Menge und ich sah zu Tinfalyn, der immer noch hinter mir stand. „Du bist gut, Eluleth" Mein Herz machte einen Hüpfer. Es ist nicht so, dass ich nie für etwas gelobt werde, aber ein Lob vom Herdenanführer zu bekommen, war wirklich etwas Seltenes. Doch hatte er die Eigenschafft, das Lächeln, welches nach einem Lob immer auf meinen Lippen lag, wieder weg zu wischen, indem er meinte „Jedoch musst du aufpassen. Du leuchtest zu stark. Und damit meine ich nicht deine Hände, die zweifellos in einem dunkelblauem licht leuchten, die könntest du im Notfall noch verstecken. Ich meine dich. Als du Saranalindels Wunden geheilt hast, hast du stark geleuchtet, stärker als sonst. Fast blendend. Das kann dich viel zu leicht verraten. Vielleicht ist das so bei Elben so, dafür weiß ich zu wenig über sie. Das starke Leuchten aber kann dich verraten, wenn du dich z.B. vor Orks versteckst. Vielleicht kannst du es nicht ändern, aber vielleicht brauchst du einfach nur Übung. Du könntest versuchen, deinen Freunden im Wald deine Hilfe anzubieten, wobei du eigentlich auch bei dir selbst anfangen könntest" meinte er und ich schaute an mir herunter. Ich hatte wie immer ein weißes Kleid an, das bis zum Boden ging und auf der linken Seite einen versteckten Riss hatte ,der fast den gesamten Rock teilte, damit ich besser rennen konnte weil da zwei lang Dolche waren. Zur Not Verteidigung. Ich sah auf meine Hände und Arme. Tinfalyn hatte recht, ich war vom hoch- und runterklettern an Armen und Händen und wahrscheinlich auch im Gesicht etwas zerkratzt. „Wie auch immer. Du hast deine Aufgabe mit Bravur bestanden und Saranalindel sehr geholfen. Ich würde dir raten, dich jetzt schlafen zu legen oder dass du noch deine Schrammen heilst, du siehst sehr erschöpft aus." Mit diesen Gedanken drehte er sich um und ging zu seinen Freunden. „Eine wundervolle Idee, jetzt zu schlafen." merkte Tingilya an. „Richtig. Jedoch-" „Jedoch möchtest du noch einmal in den Wald." Unterbrach sie mich. „Na los! Geh schon, aber komm nicht zu spät zurück." „Danke, werde ich. Bis später."

SternenkindWhere stories live. Discover now