Der Moderator

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Eine kleine Gruppe von Männern unterschiedlichen Alters stand da, und wartete auf den Einlass. Sie traten ein, nickten sich zu, und begaben sich in den Konferenzsaal. Sie waren vollständig, und er konnte endlich beginnen. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis alle tatsächlich saßen und das Geraschel aufhörte. Viele Augenpaare sahen ihn an, aufmerksam, gespannt, leicht skeptisch. Er sammelte sich, führte die Hände vorm Bauch zusammen und begann seine Ansprache.

„Meine Herren, meine Dame, ich danke euch dass ihr heute hier seit, und ich freue mich über den Grund unserer Zusammenkunft. Wenn wir nicht so viel Arbeit vor uns hätten, müssten wir eigentlich feiern!"

Seine Augen begannen, hell zu strahlen. Er blickte über die Köpfe seiner kleinen Gruppe hinweg, schien einen Moment in die Zukunft zu sehen. Dann senkte er seinen Kopf wieder, blickte einem nach dem anderen in die Augen, dem Mann fürs Grobe auf die Maske. Die Skepsis war etwas weniger geworden. Interesse machte sich breit, und leichte Ungeduld. Alle Aufmerksamkeit lag auf ihm - und er kostete den Moment aus.

„Wir werden etwas schaffen, gemeinsam. Etwas zusammen auf die Beine stellen, etwas noch nie zuvor gesehenes. Wir werden damit Bahnen brechen und Menschen bewegen. Es wird Kunst - aber mehr als das. Es wird ein Gesamtkunstwerk auf so vielen Ebenen, dass man es kaum begreifen kann."

Zwei der Männer begannen ihre Köpfe leicht zu senken und ein leichter Missmut überkam ihre Ausdrücke. Er nahm sie direkt ins Visier. „Ein Kunstwerk mit vielen Ebenen, meine Herren, viele Ebenen. Jede hier anwesende Person hat die Möglichkeit, eigene Stärken und Interessen einzubringen", lächelte Vanitas. „Und nicht nur die Möglichkeit dafür besteht, nein, ich bestehe darauf. Ich bestehe auf ein aktives, konstruktives Miteinander, ein offenes Gespräch, einen Ideenaustausch! Ich möchte, dass wir voneinander profitieren und lernen. Nur so können wir es schaffen, etwas wahrhaft Gutes auf die Beine zu stellen. Und ich glaube daran, dass wir dies leisten können. Nein, ich weiß das wir dies leisten können und werden!"

Er strahlte in die Runde, ohne wirklich jemanden zu sehen. Vanitas ließ seine Worte einen Moment im Saal stehen und wirken, wobei er tief einatmete und sich auf den nächsten Teil vorbereitete.

Die Anwesenden hatten zum Teil die Lippen geschürzt, zum Teil lächelten sie, und die Künstlerin nickte ihm freundlich zu. Ihre großen Augen wirkten noch größer, weil sie den Kopf leicht nach unten geneigt und die Augen weit aufgerissen hatte, um ihn anzusehen und aufmerksam seinen Worten zu lauschen.

Er setzte wieder an: „Und daher, damit mein Vorhaben gelingt, habe ich die Besten der Besten hier versammelt. Es reihen sich wahre Meister ihrer Klasse hier, in diesem bescheidenen Saal, auf!" Während er das sagte, riß er die Arme hoch und gestikulierte im Raum herum. Der am jüngsten Aussehende Mann schnaubte, wobei die Flügel seiner schmalen Hakennase sich etwas weiteten. Vanitas registrierte, aber überging es. Jedenfalls für eine kurze Zeit.

„In diesem bescheidenen Saal werden demnächst Entscheidungen getroffen werden, die die Geschichte verändern. Hier wird Zukunft entstehen! Und ihr dürft alle daran teilhaben. Ich bitte euch, beschreitet mit mir diesen Weg. Geht mit mir ins Morgen, und gestaltet unsere schöne Welt mit. Wir werden etwas bieten, was den Lauf der Geschichte ändert."

Die Künstlerin nickte wieder, sah ihm direkt in die Augen und zog ihre Lippen zu einem vollen Lächeln auseinander. Sie wirkte momentan von den Anwesenden noch am motiviertesten, dabei gab er sich solche Mühe, ihnen sein Angebot schmackhaft zu machen. Aber sie würden schon anbeißen.

Der junge Mann, der auch geschnaubt hatte, erhob nun eine sanfte, aber bestimmte Stimme, und fragte: „Worum geht es denn jetzt eigentlich?" Die anderen Männer nickten zustimmend, und der Moderator sah ihn verärgert an. „Geduld, bitte.", verkündete er und schnippste, sodass die Präsentation begann. Man sah eine Kamera auf ein großes Gebäude zufahren, immer näher kam man dem eindrucksvollen Bau. Es war ein Gebäude aus dunklem Stein, sehr grob, sehr altertümlich, und rund. Es hatte kaum Fenster und einen großen Eingang, welcher von Säulen gestützt wurde. Die Kamera fuhr in das Gebäude hinein, durch Türen, durch Flure, alle leer und kahl, bis hinein in eine riesige Halle in der Mitte. Es wirkte wie ein Rohbau, als wäre es gerade erst fertig gestellt worden. Dazu waren jedoch die Steine zu alt. Die Kamera drehte nun, und man sah jede Stelle der Arena.

„Ich habe eine Investition getätigt", verkündete Vanitas, während die anderen noch auf die Präsentation sahen. „Ich habe uns etwas gekauft, uns allen, was uns sehr helfen wird. Wir können uns darauf vollständig austoben - und alles verwirklichen, was wir wollen."

Er ging einige Schritte zurück und wirkte äußerst zufrieden. „Ich nenne es Colloseum - und es wird selbstverständlich noch ausgebaut. Wir werden dafür sorgen, dass allein das Gebäude schon umwerfend ist. Und das, was darin stattfindet, wird noch viel spektakulärer - wir machen eine eigene, große Show."

Man konnte das Geräusch fast hören, als allen die Kinnlade herunterfiel. 

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