Der blutrote Pullover

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Was ist mit ihm? Hat Ivo ihm etwas getan?

Die Panik übermannte mich, ich sprang auf und sprintete aus der Wohnung zu Patrik. Ich weiß, ich hab ihn verletzt durch Ivo, aber ich muss sicher sein, dass er unbeschadet ist. Sonst kann ich mir nie wieder verzeihen. Ich sprintete und sprintete. Auf dem Weg, rang ich nach Luft, meine Lunge pfiff praktisch, doch die Angst beflügelte meinen schmerzenden Körper.

Am Wohnhaus von Patrik angekommen, hielten mir entsetzend guckende Nachbarn, die Tür unten auf und so rannte ich die Treppen hoch. Dass ich kaum noch laufen konnte ignorierte ich, ich musste diesen Mann sehen und sicherstellen, dass es diesem gut geht. Oben angekommen, hämmerte ich gegen die Tür und kligelte Sturm, bis ein traurig und auch genervter Patrik die Tür öffnete.

Bei meinem Anblick, stand ihm der Schock ins Gesicht geschrieben, aber es schien ihm gut zu gehen, rein körperlich. Von meinem Herzen fiel ein riesiger Brocken, doch meine Schwäche übermannte mich, der Schmerz wurde unerträglich. Ich fiel Patrik nahezu bewusstlos, in die Arme. Er fing mich auf und sank mit mir zum Boden "Amar? Amar?" sagte er panisch "Alles gut, alles halb so wild" flüsterte ich ihm zu und das Blut lief weiter mein Gesicht hinunter, wie einige Tränen. Patrik umarmte mich. In diesem Moment, war mir alles was zuvor passierte egal. All die Sorgen, all die Angst und selbst kurz der Schmerz war verflogen, in den beschützenden Armen von Patrik.

"Hätt ich nur gewusst" stammelte er vor sich hin. "Sei ruhig. Du trägst keine Schuld" sagte ich kraftlos. Die Angst erkannte ich in seinen Augen, doch selbst jetzt, beruhigte mich dieses braun, selbst jetzt. Patrik bewegte mich vorsichtig, sodass er mich hochheben konnte, daraufhin trug er mich ins wohnzimmer und legte mich auf sein Sofa. Als ich dort lag, wollte er etwas holen, doch ich hielt im an seinem weißen, mittlerweile wegen mir blutroten Pullover fest. "Bleib hier, ohne dich fürchte ich mich" sagte ich leise, mit Tränen in den Augen. Seine braunen, besorgten Augen sahen in meine und er nickte. Vorsichtig legte er sich dazu und zog mich behutsam auf seine Brust, auf der ich mit seinem wundervollen Geruch in der Nase einschlief.

Nach einiger Zeit wachte ich auf, immer noch auf Patriks Brust liegend. Sie bewegte sich langsam auf und ab und ich spürte sein Herz schlagen. Es war unglaublich. Es war mehr als faszinierend, aber ich wusste nicht weshalb. Ich wollte hier nicht mehr weg. Nie wieder. Es war, wie das Zuhause, welches ich jahrelang suchte und nie fand. Ein einfacher Herzschlag, der einfache Geruch, diese einfache Person, sie waren mein Zuhause.

Am liebsten hätte ich die Welt angehalten, wäre für ewig hier so liegen geblieben, aber ich wusste auch dieser schöne Moment würde enden. So richtete ich mich auf und spürte erst jetzt, wie sehr alles immer noch schmerzte. Mein komplettes Gesicht, mein Kopf und einige meiner Knochen. Die Schmerzen waren irgendwie erträglich, aber auch nur, als ich ihn ansah. Wie Patrik dort lag, so friedlich, so glücklich. Wie er im Schlaf lächelte und sein Arm immer noch so lag, als würde er mich festhalten. Tränen sammelten sich in meinen Augen, es war so wunderschön diesen Mann nur anzusehen. Wie hab ich diesen schönen Moment verdient?

Patriks Arm bewegte sich und er runzelte die Stirn, dann schlug er schnell die Augen auf und sah dorthin wo ich lag und dann mich an. "Ich bin hier keine Sorge" sagte ich leise, als ich in Patriks beängstigte Augen sah. Er sah mich an, als würde er mit mir leiden "Wieso weinst du, sind die Schmerzen so schlimm?" fragte er geschockt und voller Angst und setzte sich auf, woraufhin er erst einmal mein Gesicht musterte. "Die Schmerzen lassen sich ertragen" antwortete ich, wischte mir meine Tränen weg und lächelte ihn an. Ein großteil seiner Angst schien zu verfliegen und er erwiderte mein Lächeln. Wow wie können einfache wundwinkel so schön sein, wenn sie sich nach oben bewegen? Wir sahen einander einige Momente einfach nur schweigend in die Augen und es war wunderschön. Dieses Gefühl dabei, war einfach unglaublich. Als würde mich sein Blick beflügeln, doch gleichzeitig paralysieren.

Sein Blick wanderte nach einigen Sekunden zu der Uhr, doch meiner wanderte auf seinen eigentlich weißen, doch zum Teil roten Pullover "Tut mir Leid wegen dem Pulli" sagte ich. Patrick sah mich verwirrt an, dann seinen Pulli und dann wieder mich. "Ach keine Sorge, ich hab genug." da war es wieder dieses Lächeln.

Ich stand nach einiger Zeit auf und ging ins Bad, wo ich das erste Mal wieder in den Spiegel blickte. Gesicht war blutverschmiert. Meine Lippe war aufgeplatzt und mein rechtes Auge war dick und teils blau. Gut zuschlagen kann er, dachte ich mir und musste mich zusammenreißen nicht wieder zu weinen. Auf meinem Körper waren sämtliche blaue Flecken. Die Angst dass Ivo wiederkommt und wieder etwas tut, war groß. Der Mann den ich einst liebte, hat mich entstellt, zusammengeschlagen und sexuell belästigt.

Ich rutschte an der Tür zu Boden und konnte mir das Weinen nicht verkneifen. Es war alles zuviel. Patrik hörte das und nach einem Klopfen trat er ein. Ich starrte nur auf den Boden. Was wenn er mir irgendwann auch so etwas antut? Kann ich überhaupt jemanden vertrauen?

Scheinbar konnte Patrik Gedankenlesen, er setze sich langsam neben mich und legte langsam den Arm um mich, was ich zuließ. "Du brauchst keine Angst mehr haben. Ich könnte dir sowas nie antun, allein deine Augen geben mir das Gefühl von Glück. Ich werde nicht zulassen, dass er dir was antut, ich werde dich beschützen, soweit du das willst. Aber wenn du mich lässt, sorge ich dafür, dass dich niemals mehr jemand anfässt!" sagte er. Ich musste nur noch mehr weinen, von seinen Worten gerührt, sah ich ihn an. Sein Gesichtsausdruck sprach ganze Bände. Er meinte es Ernst. Ja ich hatte Angst, aber alles in mir sagte, ich sollte ihm vertrauen und so legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Auch wenn ich es nicht sah, dennoch wusste ich dass er lächelte.

Als einige Zeit verging, wusch ich mir das Blut aus dem Gesicht, bekam einen Pullover von Patrik und ging mit ihm in die Notaufnahme, wo ich erst einmal verarztet wurde. Es war alles nicht schlimmes und die Ärtzin sagte es würde wieder werden. Eine meiner Rippen war wohl dennoch verstaucht und ich hatte eine leichte Gehirnerschütterung.

Nach dem Arztbesuch, brachte Palle mich nach Hause. Unten am Haus verabschiedeten wir uns voneinander und so betrat ich die Wohnung. "AMAR" schrie Sky und zog mich in die festeste Umarmung, die ich je bekam. "Was ist los, wo warst du? Ich hab nur das Blut gesehen. Ich hatte solch eine Angst!"

Unter vielen Tränen und Angst erklärte ich ihr was geschehen war. Nachdem ich sie beruhigte, dass alles jetzt in Ordnung sei, machte sie sich auch nicht allzu viele Vrowürfe. Und dann klingelte es an der Tür.

Braune Augen die alles veränderten | PalutenFF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt