Gesetze ohne Grenzen

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Der Regen drang bis auf die Knochen. Jeder Tropfen schien sich durch die helle Haut zu bohren. Sie fühlten sich an wie Nadelstiche. Aber sie hörte den weinenden Himmel nicht. Nur ein dumpfes Geräusch. Es klang wie ein Dröhnen, das von überall her zu kommen schien. Keuchend richtete Cloey sich auf. Ihr Kopf hämmerte wie ihr Herz in der Brust. Es schien ein Wettkampf unter ihnen zu sein und keiner gab nach. Die rechte Hand war taub. Trotzdem schien sie zu brennen wie Feuer. Cloeys Atem rasselte und das Mädchen spuckte Blut. Ihr Bauch schmerzte. Wie in Trance erhob sie sich mühsam auf die Beine, die sofort nachgaben. Dann wurde alles lauter. Ein Auto kam herangefahren und Cloey blickte in ein  weißes, blendendes, beißendes Licht von den Scheinwerfern eines silbernem Autos. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie sich vor dem Licht zu schützen. Das Auto hielt an und zwei Männer stiegen aus. Der eine blieb am Auto stehen und der andere kam auf Cloey zu und blendete sich noch einmal mit einer Taschenlampe. Kurz wurde der Lichtkegel über das ganze Mädchen schweifen gelassen. Dann ging der Polizist zurück und stieg mit einem Kopfnicken wieder ein. Der andere tat es ihm gleich und das Auto verschwand im Regen und in der Nacht. Das Mädchen stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch und versuchte abermals auf die Beine zu kommen. Ihr Körper war zu schwach. Zu zerbrechlich. Cloey gab nach und knallte zurück auf das harte, kalte Pflaster.

 Mit schmerzender Brust erwachte Cloey. Die Kälte war verschwunden. Ebenso die nassen Klamotten. Angestrengt öffnete sie die Augen und blinzelte ein paar mal, bevor sie verstand, wo sie war. Ihr Bruder lag neben ihr in seinem Bett. Er hatte sämtliche Decken über Cloey gestapelt, die undichte Wärmflasche hatte er in zwei Handtücher eingewickelt und die Füße seiner Schwester in mehrere Socken gequetscht. Eine warme Jogginghose und einen dicken Pulli trug sie. Die Haare waren noch immer feucht aber Cloey fühlte sich geborgen und gewärmt von ihrem Bruder. Als sie erwachte merkte das auch Peter und er drehte sich zu ihr um. Er sagte nichts. Ihr Bruder sprach nicht viel. Cloey war auch nicht die Lauteste, aber sie konnte sich noch an Zeiten erinnern wo sie gar nicht aufgehört hatte zu reden. "Peter..." krächzte sie und ihr Körper bebte unter einem schmerzhaftem Hustenanfall. Er blickte sie nur ruhig an und legte sich eine Hand unter den Kopf. Er hatte nämlich auch die Kissen zum wärmen von Cloey benutzt, was sie erst jetzt merkte. Sofort versuchte sie eines aus dem Haufen zu ziehen und gab es Peter. "Ich habe dich in die Fall-Street gefunden." sagte er und drehte sich auf den Rücken, eine Hand unter dem Kissen und den Blick starr zur Decke gerichtet. Cloey nickte und musste niesen. "Sie haben gesagt, dass sie dort hin kommen." flüsterte sie um ihre Stimme zu schonen, die in ihrem Hals kratze. Peter starrte nur weiter und meinte dann: "Das ist nicht ihr Gebiet." Cloey nickte sachte. "Aber die haben mich dort hingeschickt." Peter atmte ruhig durch und wand sein Gesicht seiner Schwester zu. "Was haben sie dir angetan?"
Cloey versuchte sich zu erinnern. Jack, der Anführer der Kreek, hatte sie gepackt und mit einem irrem Lächeln die Faus in den Bauch gerammt. Seine Gang hatte auf sie eingeschlagen. Sie hörte noch immer dieses Lachen. Es war unverkennbar. Jack waf bekannt und gefürchtet dafür. Seine Gang war die brutalste in ganz Jest-Town. Niemand wollte den Kreek in die Quere kommen. Und wer es tat... das hatte Cloey erlebt.
Irgendwann konnte sie nichts mehr spüren und während sie wie tot am Boden lag, da.... Mit einem Ruck riss sie sich aus ihren Erinnerungen heraus und ein eiskalter Schauder fuhr über den noch immer schwachen Körper. Dann musste sie an das Polizeiauto denken. Die Cops hatten Cloey einfach liegen lassen. Sie hatten doch gesehen, wie zerstört sie war. An ihrem Hals waren Abdrücke eines festen Griffs. Einer hatte ihr mit einem Messer einen tiefen Schnitt an den Hals gesetzt und Jack hatte so hart auf sie eingetreten, dass Cloey Nasenbluten bekommen hatte. Aber in dieser Stadt... Da machten Menschen die Gesetze. Und nicht die Gesetze die Menschen.

Jest-Town GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt