Zuhause

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Nachdem Cloey Peter alles berichtet hatte stand ihr Zwillingsbruder auf und verschwand in der winzigen Küche. Die Zwillinge lebten mit ihrem alkoholsüchtigem Vater in einer kleinen Wohnung. Die Geschwister hatten kaum etwas mit ihrem Vater zu tun, denn außer seinen aggressiven Anfällen hatte der Mann nichts für seine Kinder übrig. Peter bekam von dem am meisten ab. Trotzdem hatte Peter keine Angst. Cloey erkämpfte sich etwas Freiraum aus ihrem Deckenhaufen und versuchte ihr Handy heran zu angeln. Sie brauchte dringend ihre Musik. Ihr Herz schlug schneller, doch sobald sie die Stöpsel im Ohr hatte beruhigte sich das Mädchen. Das Lied ging los und Cloey lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück in die weichen, warmen Kissen. 

Peter hatte sich um seinen schlafenden Vater herumgeschlichen und stand nun an dem Ofen. Viel hatten sie nicht mehr zu Essen. Das Geld ging für das Alkohol seines Vaters drauf. Der Junge hatte schon zweifelhafte Dinge für eine mickrige Mahlzeit getan.  Gezwungenermaßen riss er mit kaltem Blick auf seinen Vater die letzte Packung eines pizzaähnlichem Päckchen auf und legt den Inhalt auf den schmutzige Rost. Dann wärmte er den Ofen auf und ging zurück zu seiner Schwester, die schon wieder Musik hörte. Müde setzte er sich neben sie und stütze seinen Kopf auf die Hände. Cloey zog sie den rechten Stöpsel aus dem Ohr und sah ihren Bruder neugierig an. "Alles gut?" fragte sie. Peter schüttelte den Kopf. Was konnte hier denn gut sein? Wie konnte Cloey überhaupt so ein Wort in den Mund nehmen? "Gut..." flüsterte der Bruder und rieb sich mit der Hand über die Stirn. Cloey wand sich ihm zu und kämpfte sich durch die Decken in den Schneidersitz. "Du weißt, was ich meine." stellte das Mädchen klar und ihr Blick war vielbedeutend. Ein Schauder fuhr über Peters Körper und der Junge schüttelte sich. Jetzt hätte er seine Schwester erwürgen können. Klar meinte sie es niemals böse, aber oft war sie taktlos und stumpf. Zwar war sich der Junge im Klaren, dass er dafür sehr Ignorant und Ehrgeizig sein konnte, aber jeder hatte seine Fehler. "Ja... da ist alles gut." murmelte der Junge nun endlich und Cloey lehnte sich mit angehaltenem Atem zurück. Dann atmete sie aus und bot an: "Ich mach das Essen fertig." Peter schüttelte den Kopf und ihm wurde schlecht bei dem Gedanken an seinen Vater. "Ich mach das schon." bekräftigte der Junge und wie zur Unterstützung seiner Worte piepte der Ofen als Zeichen, dass er die gewünschte Gradzahl erreicht hatte und Peter erhob sich. Cloey gab sich geschlagen und schon stöpselte sie die Kopfhörer wieder in das Ohr. Peter lehnte die Tür seines Zimmers vorsichtig an und ging wieder in die Küche, schlich an seinem Vater vorbei und schob das Essen in den Ofen. Als er sich grade umgedreht hatte und wieder aus der Küche hinaus wollte regte sich sein Vater. Peter zuckte zusammen und blieb wie versteinert stehen. Der Mann an dem kleinen Küchentisch schlug mit einem Mal die Augen auf und als er sich streckte fiel eine Flasche klirrend zu Boden. Der Junge schreckte zurück und knallte mit dem Rücken schon an die nächste Wand der kleinen Küche. "Ahh...," grummelte die tiefe Stimme, die Peter einen eiskalten Schauder über den Rücken laufen ließ, "mein Sohn ist brav bei mir geblieben." Er erhob sich und stolperte einen Schritt auf den Jungen zu. Peter versuchte zurückzuweichen, aber da war kein Platz mehr. Wenn er vielleicht ganz schnell an seinem Vater vorbeirannte... Nein... Er war zwar betrunken, aber er würde ihn sicherlich aufhalten können. Seine Hände wurden kalt und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Cloey! Seine Schwester würde seinen Vater vielleicht aufhalten können. Aber was war, wenn er dann etwas mit ihr machen würde? Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf umher und Peter wurde schlecht. Nicht noch mal! Er wollte diese Gefühl der Hilflosigkeit nicht schon wieder spüren. Zitternd holte Peter Luft und er rief Cloeys Namen.

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