Kapitel 2

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"Und zum Schluss möchte ich euch noch unsere neuen Schüler vorstellen, die in das sechste Jahr kommen" Mit diesen Worten stellte Dumbledore unsere kleine Gruppe vor, die sich ganz unauffällig an den Slytherintisch gesetzt hatte. Am Anfang hatten die es noch toll gefunden, dass wir uns für sie entschieden hatten. Als ihnen dann allerdings klar wurde, dass wir nur hier waren, um sie zu mobben, legte sie die Begeisterung schnell.
"Sie werden nicht extra in die Häuser eingeteilt, sondern bleiben im Unterricht in der Gruppe zusammen."

Ein paar neugierige Gesichter drehten sich in unsere Richtung, wurden aber gleich wieder vom Uruk undercover abgelenkt. Umbridge schien nicht allzu erfreut über uns zu sein, ließ in ihrer Rede allerdings kein Wort über uns fallen. Das war einer der Gründe, aus denen ich etwas eindöste.
So richtig wach wurden wir alle erst wieder, als das Abendessen erschien.
"Oh mein Gott!" Cara begann sofort, ihren Teller vollzuladen und wir taten es ihr gleich. Hogwarts würde unserer Liebe zum Essen keinen Einhalt gebieten können. Eher im Gegenteil!

Ich hatte heute Abend mindestens für zwei gegessen und vom Nachtisch noch einmal so viel. Die Slytherins hatten einige abfällige Bemerkungen fallen lassen, die wir gekonnt ignoriert hatten.

Okay, bis auf Jenni, die sie mit Weintrauben bewarf und Carina, die einem Slytherin seinen Teller wegnahm mit dem Argument, dass er doch angeblich sowieso weniger esse als sie.
Danach ließen sie uns in Ruhe.

Nach dem Essen kam ein sehr demotiviert aussehender Ron auf uns zu.
"Hermine meinte, ich soll euch zu eurem Schlafsaal bringen."
"Sei doch froh!", warf Carina ihm vor. "Dann musst du dich nicht um die kleinen Kinder kümmern!"

Der Rothaarige schien sich da nicht allzu sicher zu sein.

***

"All the underdogs in the world! A day may come, when we lose. But this is not today. Today. We. Fight!"
Durch meine halb geschlossenen Augenlider beobachtete ich, wie Johanna sich beeilte, den Wecker auszumachen.
"Musstet ihr dieses Lied nehmen?", beschwerte sich Saskia mit zusammengekniffenen Augen. Johanna ließ sich seufzend zurück in ihr Bett fallen.
"Nie wieder, versprochen!"

Immerhin waren wir jetzt alle hundertprozentig wach, etwas, das uns vorher noch nie gelungen war.

"Ach übrigens, das ist Lena!", stellte Mira uns vor, als wir fürs Frühstück fertig waren. Sie zeigte auf ein brünettes Mädchen, das neben ihr stand und uns freundlich ansah. "Wir haben sie gestern im Zug getroffen."
"Bist du jetzt mit in unserer Klasse?", fragte Ebru neugierig, nachdem wir uns begrüßt hatten.
"Ja", antwortete Philipp, der gerade in unserem Gemeinschaftsraum angekommen war. "Und willst du raten, was ihr Nachname ist?"
"Nein", antwortete Jenni für sie. "Du sagst es uns sowieso!"

Philipp verdrehte die Augen und Lena griff ein, bevor schon wieder jemand eine Kabbelei vom Zaun brechen konnte.
"Ich heiße Lena Frank, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir uns schon kennen", meinte sie etwas unsicher.

Da schien Carina ein Licht aufzugehen. "Der Flechtkurs!", rief sie. "Das warst du?"
"Was?", fragte Kilian verwirrt. Da fiel es mir auch ein.
"Wir haben Elrond doch einen Flechtkurs zu Weihnachten geschenkt!"

Lena erinnerte sich und nickte grinsend. "Glaubt mir, er hat viel von euch erzählt. Dann hat er herausgefunden, dass ich Potterhead bin und hat beschlossen, mich auch einzuladen!"

Wir unterhielten uns noch ein bisschen, bis Kilian fragte: "Weiß jemand, welche Fächer wir heute haben?"
"Normalerweise werden die Stundenpläne beim Frühstück verteilt", informierte ihn Johanna.
"ESSEN!" Lena zuckte bei Caras plötzlichem Ausruf zusammen, entspannte sich aber gleich wieder und grinste.
"Ich habe das Gefühl, wir werden uns gut verstehen!"

In der Großen Halle wurde uns der Appetit prompt durch den Anblick des rosa Kobolds verdorben.
"Wenn wir heute Verteidigung gegen die dunklen Künste haben, springe ich aus dem Fenster!" Saskia starrte Umbridge aus zusammengekniffenen Augen an.
"Oh, die kann uns bestimmt nicht leiden!", murmelte ich nicht besonders traurig. Johanna zuckte mit den Schultern.
"Das beruht auf Gegenseitigkeit."

Während des Frühstücks redeten wir über unsere Lieblingsfächer, bis sich irgendwann die Weasley - Zwillinge zu uns gesellten.
"Nach dem, was man so hört, scheint ihr uns unseren Ruf streitig zu machen", behauptete einer der beiden grinsend.
"Wie denn das?" Saskia sah von ihrem Brötchen auf.
"Es geht das Gerücht, dass Umbridge jetzt schon versucht, euch loszuwerden", antwortete der andere. "Was habt ihr ihr denn getan?"
"Wir sind cooler als sie", sagte Nico schulterzuckend.
"Vielleicht hat sie Angst, dass wir ihre Katzenteller klauen!", fiel Lena ein. Kilian schüttelte sich.
"Um sie an die Wand zu werfen, vielleicht!"

"Sie planen doch nicht etwa bereits einen Anschlag auf unsere verehrte neue Lehrerin?" Ich zuckte zusammen, als auf einmal Professor McGonnagals Stimme hinter mir ertönte. Fred und George sanken in ihren Stühlen zusammen, anscheinen in Erwartung von Ärger. Die Lehrerin wandte sich ihnen zu.
"Ich erwarte, dass Sie beide unseren neuen Schülern dabei helfen, sich zurechtzufinden."
Bevor noch jemand etwas sagen konnte, hatte sie bereits die Stundenpläne auf den Tisch gelegt und war weitergegangen.

"Boah, das war ja quasi eine Erlaubnis!", stellte Johanna begeistert fest.
Die Zwillinge grinsten. "Fred und George Weasley. Schön, euch kennenzulernen!"

Wir stellten uns der Reihe nach vor und die beiden blieben noch für eine Viertelstunde bei uns, bis wir uns widerstrebend die Stundenpläne ansahen.

"Erschieß mich", murmelte ich geschockt. Doppelstunde Zaubertränke und nach dem Mittagessen Doppelstunde VgddK? War ein Montag an sich nicht schon schlimm genug oder wie?

"Wenigstens haben wir die liebe Umbridge zusammen", stellte Fred (oder George?) mit einem Blick auf seinen Stundenplan fest. Wir verabschiedeten uns und gingen vorsichtshalber schon einmal in den Kerker. Wir wollten zu unserer ersten Stunde bei Professor Snape lieber nicht zu spät kommen.

"Sie werden einiges aufholen müssen", verkündete er mit regungsloser Miene, sobald wir uns alle hingesetzt hatten. "Aber erwarten Sie nicht, dass ich deshalb mit Ihnen anders umgehe als mit den anderen Sechstklässlern."
"What a ray of sunshine", murmelte Johanna neben mir, während Lena Snape nur anstarrte.
"Er ist so cool", flüsterte sie.

Jep, auf Zaubertränke freute ich mich definitiv am meisten. Ich war ja schon in Chemie eine Einserschülerin gewesen. Und kochen konnte ich auch richtig gut. Ähem... ja.

"Zu Beginn nehmen Sie sich alle ein Buch für die sechste Jahrgangsstufe aus diesem Schrank."
Er zeigte darauf und die Tür des Schranks öffnete sich. Jeder beeilte sich, um möglichst nicht das älteste und ramponierteste Buch zu erwischen.
Aufgrund meiner unglaublichen Schnelligkeit war ich selbstverständlich wieder die Letzte und starrte traurig auf das zerfledderte, vergilbte Exemplar, das mich aus der hintersten Ecke des Regals heraus gehässig angrinste. Widerstrebend packte ich es mit zwei Fingern und knallte es auf meinen Tisch.

"Öffnen Sie die Bücher auf Seite 64", befahl Snape. Ich versuchte, mich aufzumuntern, indem ich ihn mir als Einhorn mit Fledermausflügeln und fettiger, schwarzer Mähne vorstellte, aber nicht einmal das half.
Den Anweisungen folgend, schlug ich das Buch auf- und hielt inne. Bereits auf der ersten Seite war jeder freie Fleck mit einer so grausigen Schrift bekritzelt, wie sie nur ein Naturwissenschaftler haben konnte. Mein natürlicher Feind. Super.

Plötzlich fiel mir etwas ein. Hektisch suchte ich die ganze Seite ab, bis mir plötzlich etwas auf dem Zwischenblatt ins Auge stach. Ich schlug die Seite um.

Dieses Buch ist Eigentum des Halbblutprinzen, stand da, fast schon leserlich.

Ich grinste und lehnte mich zurück. Vielleicht würde Zaubertränke doch nicht so schlimm werden.



Harry Potter und der Orden der VerrücktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt