22 · he lied, i cried

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ICH vermisste ihn. Vincent. Sein Lachen. Seine Stimme. Das Leuchten in seinen Augen. Alles.

Meiner Meinung nach war Augenkontakt schon immer etwas gefährliches – vor allem für Menschen voller Gefühle. Gefühle, die Platzangst hatten und dennoch keinen Platz fanden in die Öffentlichkeit auszusickern. Und in diesem Moment war Augenkontakt die tickende Bombe, die alles zum platzen brachte – wie jetzt im Augenblick.

Ja, das Wort Augenblick könnte man wortwörtlich nehmen. Dieser Blick in seinen Augen ließ meinen ganzen Körper erstarren.

Sein Blick war müde, er hatte Augenringe, sie waren fast in der selben Farbe wie sein graublauer Hoodie.

Würde es Tage geben, an denen ich mir keine Sorgen um ihn machen würde? Ich denke nein, denn meine Gedanken kreisten konstant um ihn. Sogar wenn ich schlief, träumte ich von Vincent. Er gab keine Ruhe, selbst wenn wir nicht miteinander sprachen und ich keinen Kontakt mehr zu ihn hatte, verfolgt er mich dennoch.

Ich war verliebt, das musste ich mir aufrichtig eingestehen – es gab kein zurück mehr. Jeder der ein Fünkchen Ahnung über diese Gefühle hatte, würde mir das bestätigen – ein zurück gab es bei der Liebe nie.

Also standen wir da, uns von der Ferne unauffällig auffällig anblickend, hoffend, dass ein Wunder geschehen würde.

Mir war egal, dass ich nicht aufhören konnte ihn anzugucken und es andere merken könnten, aber mir war nicht egal, dass er langsam den Blick von mir abwandte und seine Aufmerksamkeit einer seiner Freunde schenkte.

Er war nicht mehr der Vincent, den ich vor einigen Monaten noch kennengelernt hatte. Seine graugrünen Augen strahlten nicht mehr dieses Leuchten aus, wenn er lachte. Sein Gesicht wirkte schmaler – noch markanter als es schon war. Seine ganze Haltung war verändert. Als sei er gebrochen wurden.

Manchmal merkt man nicht, dass sich eine Person zu 180 Grad verändert hat, wenn man sie andauernd vor den Augen hat. Und war dieser Mensch für eine kurze Zeit nicht mehr da, dann sah man endlich all die Veränderungen, die eigentlich genau vor der Nase geschahen.

»Daya.«

Shane's Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich drehte mich zu ihn, um sein Gesicht sehen zu können und entdeckte darin, dass er im Moment auch nicht gerade glücklich wirkte.

Ich befestigte meinen Zopf, während ich ihm mit einem Nicken verständigte, dass ich ganz Ohr war.

»Er vermisst dich.«, teilte mir Shane mit und spielte unruhig mit seinen weißen Kopfhörern rum.

Ich stieß einen Seufzer aus und ließ mein Blick durch den Schulflur schweifen. »Ich vermisse ihn auch, Shane.«

Dann presste ich meine Lippen zusammen und blickte direkt in seine dunkelbraunen Augen. »Aber manchmal ist jemanden zu vermissen nicht genug, manchmal muss man, um dieses Gefühl zu durchbrechen, etwas tun, verstehst du?«

Shane nickte langsam und schwieg weiterhin. Also sprach ich weiter – wenn er die Chance nicht ausnutzte, um seine Gedanken auszusprechen, dann tat ich es eben.

»Hast du mit Vincent sprechen können? Über diese Basketball-Sache. Also, dass er aufhören möchte und –«

Zum ersten Mal des Tages unterbrach mich Shane und nickte erneut. »Ja, ich respektiere seine Entscheidung und ich weiß wie schwierig ihm das alles fällt. Ich möchte mit Vince nicht diskutieren – er hat im Moment vieles durchzumachen.«

Ich atmete tief durch, als ich erwiderte: »Ich verstehe schon, es ist nur verdammt schwer jemanden, den man gern hat, so zu sehen.«

Shane drehte sich zur Seite, so dass er seinen besten Freund wieder im Blick hatte. Ich imitierte seine Bewegung und sah Vincent sich immer weiter von uns entfernen. Kurz stoppte er, drehte sich in unsere Richtung und hob mit einem Grinsen im Gesicht sein Arm, welches Shane ihm gleichtat. Danach setzte Vince seinen Weg fort.

Es gab mir wenigstens etwas Trost zu sehen, dass die beiden sich nach allem noch so gut verstanden.

Währenddessen flüsterte Shane in meine Richtung: »Daya, glaub mir, ich weiß wie es sich anfühlt. Es ist als würde er sich immer mehr und mehr von dir entfernen, bis du nicht mal mehr seine Silhouette erkennen kannst. Und das einzige was du tun kannst, ist zuzusehen.«

Und was ich bei Shane's Worten nur denken konnte, war, dass der Anblick wie Vince diesen Schulgang weiterlief ein Metapher genug dafür war.

Er entfernte sich, bis ich nichts mehr von ihm erkennen konnte. Und das gleiche galt auch für ihn. Ob er mich aus der Ferne noch erkennen konnte?

~
hey peeps x
ich weiß, lang ist's her, ich hab euch wirklich zu lange warten lassen & ich weiß, das kapitel war auch nicht grad eine glanzleistung was inhalt & länge angeht, aber ich muss irgendwie erstmal wieder reinkommen.
ich hoffe ihr habt verständnisy. meep. ugh.
may x

sadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt