Ich lebe nun seit acht Jahren in Deutschland, habe wunderbare Freunde gefunden, tolle Menschen kennengelernt und mich so weit integriert, dass ich jetzt Bayerisch mit einem irischem Akzent spreche und das letzte Mal, dass ich dumm angeredet wurde war 2016.
Damals hatte mich eine ältere Dame gefragt, ob ich mir diese häßliche Haarfarbe nicht einfach überfärben kann, denn schließlich hätten wir im 21. Jahrhundert diese Möglichkeit ja.
Ich habe geantwortet, dass ich zu mir stehe, so wie jeder, der sich die Mühe gemacht hatte mich kennenzulernen und dass ich es schon alleine aus dem Grund, zu zeigen, dass man selbst über sich entscheidet, dieser Idee nicht nachgehen werde.
Noch immer bin ich nicht begeistert von den Flammen auf meinem Kopf, doch ich erwähne sie trotzdem oft und zwar nicht, um anzugeben, sondern um zu zeigen, dass sie zu mir gehören, wie meine Stimme und mein Zwilling.
Ich habe erlebt, dass viele so tun, als seien Rothaarige, wie auch Schwarze, eine Rasse, wie bei Kaninchen, doch das sind wir nicht, wir sind auch so, wie die "Normalen".
Oder eben, zum Glück, nicht.
2060 wird es wahrscheinlich keine Rothaarigen mehr geben, da wird sich so mancher sicher wünschen, die dummen Menschen zuvor hätten ihre Zungen gehütet.
Haben sie aber nicht.
Oder vielleicht auch schon...
Wir sind irgendwo dann doch nicht in dem modernen 21. Jahrhundert angekommen, auf das wir alle so stolz sind und diese Behauptung kann ich nicht nur mit meinen Erfahrungen begründen, sondern auch mit zahlreichen Anderen...
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Keine Hexe, sondern ein Engel aus Liebe gemacht
Non-FictionKalt wie die stürmische Küste Irlands. Solche Menschen habe ich kennengelernt. Einzig und allein wegen meinem Aussehen. Und da dachte man immer, wir leben im 21. Jahrhundert. Nicht im Mittelalter.