Kapitel 1

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Panisch lief ich den Berg hoch, auf dem die Weide war, wo Diamant und Storm standen. Beziehungsweise, wo sie gestanden haben. Ich konnte es nicht fassen. Entweder waren es bloß Gerüchte und niemand hatte wirklich hingeschaut und gesehen, dass auf der riesigen Weide zwei und nicht ein Pferd standen. Das bezweifelte ich allerdings. Ich sah die Weide. Und den riesigen Umriss von Diamant, der friedlich graste. Als er mich hörte, hob er den Kopf, drehte sich um und kam zu mir getrabt. Unberuhight streichelte ich seine Stirn, während ich auf der weiten Weide Ausschau nach meinem geliebten Oldenburger hielt. Kein schwarzes Pferd. Ans Gatter kam er auch nicht. Ich schaute auf den Boden. Das Halfter und der Führstrick lagen genauso da, wie ich sie gestern Abend zurückgelassen hatte. Der Zaun war zu hoch als dass die beiden drüberspringen könnten. Oder würden. Und Diamant war schließlich auch noch da. Wo war dann Storm?
Als ich mich vergewissert hatte, dass hier weit und breit kein anderes Pferd war, kletterte ich die Latten hoch. Diamant wich einen Schritt zurück. "Sorry, Großer. Aber ich muss kurz rein." Mit einem gewaltigen Satz sprang ich auf die andere Seite und spurtete los. Ich musste nach Hufspuren Ausschau halten. Vielleicht ist er entführt worden?
Quatsch. Sein Halfter und sein Strick liegen ja auch noch da. Ich sah bloß die riesigen Hufabdrücke von Diamant. Ich konnte die beiden Hufe leicht unterscheiden; Diamant trug Hufeisen und hatte größere Hufe als Storm.
Als ich ungefähr 5 mal um die Weide gerannt bin und mich vergewisserte, dass nirgends Spuren waren, sank ich zusammen. Ich spürte, wie die Tränen in meine Augen schossen. Diamant trottete zu mir und stupste mich tröstend an. Ich schmiegte sich an seinen warmen, kraftvollen Hals. "Er ist mein Ein und Alles. Ich habe ihn Großgezogen. Ich kenne ihn seit ich klein bin", schluchzte ich schließlich. Es zerriss mir das Herz, das Wertvollste zu verlieren. Diamant legte sich neben mich. Ich lehnte mich gegen ihn und schlief, ohne es zu merken, schluchzend ein.


"WAS?! Das sagst du mir JETZT?!", fuhr ich sie wütend an. "Ich...Ich wollte nicht, dass du trauerst. Auch wegen Storm und so..." Leah merkte, dass sie soeben einen großen Fehler begangen hatte. Und dieser war, den Namen "Storm" auszusprechen. Für kurze Zeit war es still. Dann wandte ich mich ab. "Lass mich", sagte ich leise und ging.


Ich fühlte mich schlecht. Meine beste Freundin Leah würde morgen Schule wechseln. Und das sagte sie mir einen Tag davor!
Nichts desto trotz gab es immernoch keine Spur von Storm. Mittlerweile waren drei Wochen vergangen, seit er weg war. Ich war immernoch am Boden zerstört. Und niemand schien es zu verstehen. Meine Mutter wollte mir einfach ein neues Pferd kaufen. Aber ich wollte kein neues Pferd. Ich wollte meinen geliebten, schwarzen Oldenburgerhengst zurück. Nichts wünschte ich mir in diesem Moment sehnlicher. Und als schien meine Hündin Laila mich zu verstehen, kam sie zu mir, legte sich winselnd neben mich und leckte mir den Arm. Das tröstete mich jedenfalls nicht viel. "Danke. Aber es bringt nichts", hauchte ich ihr ins Ohr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2017 ⏰

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Wolfsheulen - Herz aus Eis (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt