3. Dezember

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Schere, Steine, Papier! Begriffe wurden förmlich durch den Raum geworfen und jeder schrie durcheinander. Toni brauchte mehr Blätter, Hope den Kleber und Aliya's Geduldsfaden löste sich bereits auf und war nur noch ein paar Fasern davor komplett zu reißen. Jaja, so war Basteln nun mal. Der eine brauchte dieses, der andere brauchte jenes und wenn die Eltern über das Wochenende nicht zu Hause waren, bastelte man halt bei demjenigen, der sturmfreie Bude hatte und dann musste man sich halt auch mal opfern, alles in Kauf nehmen und versuchen an mehreren Orten gleichzeitig zu sein um jedem das zu bringen, was er brauchte. Ach, ihr kennt Hope ja noch gar nicht, dann will ich mal erklären...

Hortense Stephanie Willinger. Eine sehr mysteriöse und interessante Person, die fast schon zu erwachsen für unsere Gruppe war, da sie mit einer der Ältesten aus unserer Clique ist, aber wenn wir zusammen sind, zählt das Alter sowieso nicht. Sie kam eines Tages durch Toni in unsere Clique und schnupperte mal ein bisschen herein. Ich war die erste, die sie direkt ins Herz schloss und sie ist nun eine sehr gute Freundin von mir. Wir verstehen uns super, machen aber so gut wie nie etwas alleine, wenn sind wir in der Gruppe zusammen oder mit Toni irgendwo.

Toni wollte unbedingt so einen Stern basteln, wie ich es die letzten Tage immer mal zwischendurch gemacht hatte, Aliya hatte die grandiose Idee ein Glas für ein Teelicht zu machen mit Serviettentechnik und da Hope's Eltern getrennt leben und sie bei ihrem Vater wohnt, wollte sie eine Karte basteln und diese an ihre Mutter schicken. Wegen Toni's Sternen lagen überall viele, unterschiedlich große, quadratische Blätter, verschieden lange Lineale und tausend Bleistifte herum. Zerrupfte Servietten lagen überall verteilt, manche zerrissen, manche voll mit Kleber, so wie Aliya's Arbeitsplatz. Hope hatte die meisten Sachen. Pappe, buntes Papier, Stempel, Aufkleber, Glitzersteine und Gelstifte um nur ein paar Sachen zu nennen, die sie brauchte oder zumindest glaubte zu brauchen.

Ich lief in die Küche um ein paar Getränke zu holen. Für Toni einmal Ginger Ale, für Hope eine große Cola, für Aliya einen Becher Orangensaft und ich machte mir einen warmen Tee mit Honig, da ich schon zu dieser Zeit, wo es immer kälter wurde, anfing zu kränkeln. Ihr wisst ja, wie toll mein Immunsystem ist. Als ich mit einem Tablett mit den 4 Getränken, den restlichen selbstgemachten Keksen aus unserer Keksdose und einer kleinen Schüssel mit Marshmallows zurückkehrte, stellte ich dieses an der einzigen freien Stelle auf dem Esstisch ab. Auf Toni's Platz. Sie war schon fertig und merkte, dass neben ihr ein Fräulein in Nöten saß, nicht weiter wusste und grundsätzlich komplett überfordert war mit der Situation.

„Soll ich dir helfen, Ally?", fragte meine beste Freundin mit einem zum Teil amüsierten, zum Teil verzweifelnden Blick.

„Ja, bitte, Annika!", sagte meine Schwester fälschlicherweise.

„Nein, ich heiße Antonia, Aliya", versuchte Toni ihr zu erklären.

Aliya strengte sich wirklich an, sich die Namen meiner Freunde zu merken, aber darin war sie noch nie gut gewesen: „Ok, kannst du mir dann bitte mit dem Kleber helfen, Anastasia?"

Meine Freundin gab nicht auf und versuchte es weiter: „Weißt du was? Ich glaube, dass Antonia zu schwer beziehungsweise zu lang für dich ist. Nenn mich einfach Toni."

„Ok, dann nenn ich dich jetzt Tori!" Ich wusste wirklich nicht, ob sie das extra gemacht oder sie sich morgens nicht die Ohren gewaschen hatte. Das zweite wäre gar nicht so abwegig gewesen, schließlich hatte ich nicht kontrolliert, ob sie sich ihre kleinen Öhrchen morgens gewaschen hatte, schließlich macht Mama das immer, aber wenn sie in dem Moment nicht da war...

„Ja, nenn' mich einfach Tori", gab Toni lächelnd und ein wenig über sie lustig machend wider. „Dann hol mal einen Pinsel. Schließlich müssen wir ja irgendwie den Kleber auf deinem Glas verteilen."

Chris Grosch erzählt... WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt