"Sag mir doch wenigstens wie sie heißen!" schrie ich Allié an und sah dabei in ihre giftgrünen Augen. "Nein." entgegnete sie kühl. Wütend rannte ich aus der Küche in mein Zimmer. Warum will sie mir nichts verraten und macht so ein großes Rätsel daraus?
Unsere Wohnung lag ganz oben im Haus und ich hatte das größte Zimmer. Es hatte weiße Wände, einen dunklen Holzfußboden und die Decke war aus dem gleichen Material wie der Boden. Eine Wand war vollgeklebt mit Zitaten, Bildern und Postern. Es ging eine Leiter nach oben in die Spitze des Daches, wo mein Bett war, es war eine große Matratze die im Boden lag. Ein rundes großes Fenster gab einen weiten Blick über die Stadt frei. Kleinere Menschen, wie ich, konnten hier gut stehen, andere müssten sich ein wenig bücken. Ich hatte einen begehbaren Kleiderschrank, einen großen Schreibtisch und Regale, selbstverständlich auch aus Ebenholz. Ein großer Lesesessel mit Schafsfell schmückte eine der Ecken. In der anderen stand mein großes Bücherregal und wieder eine andere zierte mein Schrank. An der Wand, unterhalb des Bettes, war ein riesiges Fenster mit dunklem Holzrahmen. Auf meinem Boden lag ein großer Teppich aus Schafsfell und insgesamt war mein Zimmer wunderschön.
Verärgert kletterte ich die Leiter nach oben, kuschelte mich in meine Decken und sah aus dem Fenster, vor lauter Wut überkam mich plötzlich unendliche Trauer. Ich möchte endlich wissen wer meine Eltern waren und warum sie nicht bei mir sind. Sie könnten Tod sein, sie könnten mich weggeben haben, sie könnten schwerverbrecher sein, sie könnten alles mögliche sein. Ich könnte ihnen über den Weg laufen und nicht wissen, dass es meine Eltern sind. Tränen kullerten mir die Wangen herunter. Es tut so weh, sie nicht zu kennen. Nach einer guten halben Stunde, klopfte jemand an meiner Ebenholzfarbenen Zimmertür. Ich sagte nichts. Allié kam herein, kletterte die Leiter nach oben und setzte sich auf den Holzrand vor dem Bett, lehnte sich an das Geländer und sah mich an. "Darf ich zu dir kommen?" fragte sie leise und behutsam. Ich nickte, aber sagte kein Wort. Allié setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm. "Bijou, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Ich kann dir nichts darüber sagen und das musst du endlich akzeptieren." einfühlsam strich sie mir die Haare aus dem Gesicht und wischte meine Tränen weg. "Deine Eltern lieben dich, so viel ist sicher. Du musst dir keine Gedanken darüber machen ob sie dich loshaben wollten." Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. "Ich möchte allein sein." sagte ich selbstsicher. Allié nickte, gab mir einen Kuss auf die Haare und verschwand aus meinem Zimmer. Irgendwann stand ich auf, wusch mir das Gesicht und schminkte mich. Auf einen Zettel schrieb ich "Bin Spazieren, komme spätestens um 20:00 Uhr zurück" und verließ dann das Haus. Normalerweise meldete ich mich persöhnlich bei Allié ab und fragte wann ich nach Hause kommen musste, aber ich hatte keine Lust mit ihr zu sprechen. Also tapste ich das Treppenhaus nach unten, öffnete die Haustür und ließ sie hinter mir zufallen. Ich begab mich in richtung Park und setzte mich schließlich auf eine Parkbank mit Blick auf den Fluss. Plötzlich ließ sich neben mir ein Junge nieder ohne etwas zu sagen. Möglichst unauffällig musterte ich ihn aus dem Augenwinkel. Er war ca. 1,90m groß, hatte braune Haare die zu einem Undercut geschnitten waren und dadurch dass er eine kurze Hose und ein Tanktop trug konnte ich seine Muskeln deutlich erkennen. Neben ihm lag ein Skateboard und er trug einen Tunnel in seinem Ohr. Er sah unglaublich attraktiv aus. Der Junge hatte wohl bemerkt, dass ich ihn beobachtete, drehte seinen Kopf zu mir und grinste mich an. Ich wurde rot, konnte meinen Blick aber nicht von ihm abwenden, er hatte wunderschöne Lippen und weiße strahelnde Zähne, seine haselnuss braunen Augen sahen so lieb aus und ich schmolz bei seinem Anblick förmlich dahin. "Ist irgendwas?" lachte er. Seine Stimme war tief und klang ziemlich sexy. "Äh, was? Nein." schüchtern schaute ich zu Boden. "Hab ich was zwischen den Zähnen oder so? Oder warum schaust du mich ununterbrochen an?" erkundigte er sich grinsend. "Soweit ich das beurteilen kann hast du nichts zwischen den Zähnen. Du musst dir eingebildet haben, dass ich dich angeschaut habe." gab ich kühl von mir. "Ach wenn das so ist." grinste er weiter. "Ich bin übrigens Cato" er hielt mir seine große Hand hin. "Oh, ich bin Bijou" somit legte ich meine kleine Hand in seine und er drückte sie kurz und ließ sie wieder los. Seine wärme durchströmte meinen Arm. Um zu überspielen, dass ich unsicher war fragte ich "Dein Name ist sehr schön, hat er eine Bedeutung?" Er nickte "Ja, Cato bedeutet weise und schlau. Damit wollte meine Mutter wohl sicher gehen, dass ich ja gute Noten haben werde." wir begannen zu lachen. "Und deiner? Hat dein Name eine Bedeutung?" erkundigte er sich gelassen. "Ja, Bijou heißt Schmuckstück. Allié sagt immer, meine Eltern behandelten mich wie einen unbezahlbaren Juwel und sie sagt immer, dass ich etwas ganz besonderes sei, wie ein teures Schmuckstück." erklärte ich ihm. "Ich kann gut nachvollziehen warum deine Eltern dich so nannten. Deine Haare gleichen Gold, deine Lippen gleichen Rubin und deine Augen gleichen Diamanten, wobei deine Augen auch einem kleinem Husky gehören könnten." grinste er mich an. "Oh mh, dankeschön!" gab ich verlegen von mir. Wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns über Schmuck, Juwelen, wie gern ich einen Husky hätte und über die Bedeutungen verschiedener Namen.

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Mystery
Mystery / ThrillerBijou hat ein nahezu perfektes Leben. Sie ist wunderschön. Hat viele Freunde, gute Noten und wohnt in einer großen Wohnung in Frankreich. Was will man mehr, fragt ihr euch. Nunja, Bijou wüsste gerne wer ihre Eltern sind und versucht es um jeden Prei...