Kapitel 1

3.8K 180 9
                                    

e i n s

Die Nacht ist jung, die Bar ist trotzdem voll. Rauchschwaden hängen in der Luft, welche zum Schneiden dick ist. Bier wird ausgeschenkt und getrunken wie Wasser, es wird gepöbelt, gelacht und fast schon gefeiert. Es ist kein Club, in dem die Hipster von heute abhängen. Es ist eine typische Bar, mit Holztresen, wie man ihn sonst nur aus Coyote Ugly kennt. Die Atmosphäre ist heimisch für mich, ich mag sie, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht besonders erscheint.

"Mach uns mal zwei Bier."

Befehle, die laut und klar durch den gesamten Raum zu mir dringen. Es ist, als ob sie leichter als der ganze Rauch wären und deswegen ganz oben an der Decke entlangflitzen um schnell bei mir zu sein. Ich nicke, damit derjenige der das Bier bestellt hat, weiß dass ich ihn verstanden habe und zapfe ihm zwei Bier. Ich stelle die Gläser auf den Tresen, nehme das Geld und schon wieder ist der Mann weg. Ich kenne ihn nicht, es ist nichts seltenes das sich fremde in die Bar verirren und ihrer ausgelassenen Stimmung nachgehen, aber oft haben wir auch Stammkunden da. Unter anderem auch Mike, der jeden Abend, am selben Platz sitzt und fast schon zum Inventar der Bar gehört.

"Weißt du, Liam? Ich verstehe echt nicht, warum du deine Jugend in diesem Schuppen verbringst!" Er klammert sich an sein Glas, trinkt ein Schluck von der klaren Flüssigkeit und starrt vor sich hin. Mike, ist wohl jemand, der in jede gute Bar gehört.

"Warum machst du keine Ausbildung? Oder gehst studieren? Du hast doch einen Schulabschluss!" Er trinkt das Glas leer und rollt es nun vor sich auf dem Tresen.

Seufzend nehme ich es ihm ab, spüle es und stelle es hinter mich ins Regal.

"Du weißt, dass ich kein Geld für's studieren habe, ich brauch das Gehalt aus der Bar um was zu essen und Annie und mich am Leben zu erhalten. Für ein Stipendium hab ich einfach zu schlechte Noten."

"Aber warum keine Ausbildung? Du vergeudest deine Jugend hier doch bloß. Leute wie dich braucht das Land!"

"Ich bin bloß einer von vielen, Mike. Durchschnitt, ich gehe doch vollkommen in der Masse unter, wozu also sich unnötig bemühen?"

"Aber-"

"Ach Mike, Ausbildung - das einzige was da in Frage kommt, wäre etwas Handwerkliches. Aber es gibt kaum stellen, das Gehalt wäre in den ersten Gesellenjahren sogar noch weniger als hier und was bringt mir das denn?"

"Liam, hör doch nicht auf für deine Träume zu kämpfen, sei nicht-"

"He Junge, so bleibt unser Bier?" Ein anderer Mann, der vor wenigen Minuten seine Bestellen aufgeben hatte, durchbricht unser Gespräch, in dem er durch die Bar schreit und dabei einen beträchtlichen Lautstärkepegel übertönt.

"Sie müssen, sich das schon abholen oder wollen sie warten bis ihr Bier Füßchen bekommt?"

"Wozu arbeitest du hier?"

"Ich bin Barkeeper, kein Kellner."

Er murmelt noch irgendwelche zusammenhangslose Wörter, regt sich noch etwas über mich auf, während er sich an den Menschen vorbeidrängt um an seine Getränke zu kommen. 

Ich nehme es ihm nicht übel, ein gewisser Umgangston gehört in diese Bar und außerdem sind angetrunkene Menschen leicht reizbar. Manche Reaktionen erweisen sich als wirklich witzig.

Durch ein Seufzen ruft sich Mike vor mir, wieder in mein Gedächnis. Außer ihm sitzen nur noch wenige andere Stammkunden an der Bar. Er ist eindeutig mein Lieblingsgast, zwar ist er oft hier, trinkt relativ viel, aber dafür hat er ziemlich viel in seinem Leben erreicht.

Cigarettes and coffee l Ziam AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt