Ich beobachte, wie meine Füße Schritt für Schritt durch das nasse Gras wandern. Ein kühler Windzug streift meine Beine, als ich zum Stehen komme. Ich sehe hinab in das tiefe Loch im Boden. Fast schon apathisch lasse ich die Rose in meiner Hand fallen. Wie in Zeitlupe landet sie auf dem gerade in dem Loch niedergelassenen Sarg. Ich drehe mich um und gehe zurück in die Menschenmasse.
Meine Großmutter war eine nette Person, fast jeder hat sie geliebt. Fast jeder.
Ich streiche mir gerade eine kleine Träne von der Wange, da höre ich neben mir einen tiefen Seufzer. Ich sehe zur Seite und da steht sie, meine Schwester, die ich jahrelang nicht mehr gesehen habe, konzentriert ins Nichts sehend. Als sie bemerkt, dass meine Augen auf ihrem Gesicht liegen, wirft sie mir einen kurzen Blick zu.
"Das macht einen ja fast sentimental."
Ihr gelangweilter Ton beschert mir stechende Kopfschmerzen. Warum nochmal habe ich sie all die Jahre vermisst? Moment, habe ich das?
"Ich weiß, dass du sie nicht sonderlich mochtest. Aber schön, dass du trotzdem gekommen bist." Ich lächele sie leicht an, denn ich meine die Worte ernst.
"Warum auch, sie hatte dich eh viel lieber. Was ich eigentlich nie verstanden habe, weil ich hier diejenige bin, auf die man stolz sein kann. Aber naja. Ist ja jetzt egal."
Ich schlucke schwer. Sie war schon immer so kalt gewesen. Es ist nicht so, als würde ich keinen Wert auf Anerkennung oder Erfolg oder auch materielle Sachen legen, aber ich versuche wenigstens, auf andere Menschen zu achten und Kompromisse zu finden, die beide Seiten glücklich machen. Deshalb mochte Oma mich mehr.
Barbara legt einen Arm um meine Schulter und zieht mich mit sich, als sie sich gelassen von der Menge entfernt.
"Wie gehts dir denn so, Rosie?" Ich hasse es, wenn sie mich so nennt.
"Gut, danke. Ich komm ganz gut klar mit dem Verlust."
Überrascht dreht Barbara sich um und sieht fast erschrocken zurück auf die Trauerfeier. "Ach ja. Oh."
~~~
Ich hätte ihr nicht anbieten sollen, mit nach Hause zu kommen. Es war ein Fehler. Dad ist in seinem Zimmer und will nicht gestört werden. Ich bin allein mit Barbara.
"Also... wie läufts denn so?" frage ich unbeholfen. Verdammt, das war auch die dümmste Frage, die ich stellen konnte.
Barbara lacht verächtlich "Ich weiß ja nicht, ob du die letzten Jahre unter einem Stein gelebt hast, aber ja, es läuft ganz gut, kann man sagen. Ich bin international bekannt, bekomme so viele Anfragen auf Verträge, dass ich mir die besten auswählen kann und praktisch die ganze Welt liebt mich."
Ihr Smartphone, das auf dem Tisch liegt, leuchtet kurz auf. Sie wirft einen Blick auf die Nachricht, dann sieht sie zu mir und hebt ihre Augenbrauen. "Achja, und ich bin mit einem weltweit bekannten Popstar zusammen. Niall Horan, kennst du vielleicht?"
Ich nicke lächelnd "Jaja, One Direction, tolle Band!" Vielleicht wirke ich etwas zu enthusiastisch, denn Barbaras Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig und sie guckt mich fast angeekelt an.
"Ah. Du bist ein Fan. Na sowas. Ich dachte sie würden eher 12 bis 14jährige Mädchen ohne Hobbies ansprechen, aber du bist ja sowieso - " Ihr Handy leuchtet wieder auf.
"Willst du nicht zurückschreiben?" Wenn ich sie wäre und mein Freund Niall Horan wäre, würde ich keine Gelegenheit auslassen, auf jede SMS von ihm sofort zu antworten.
Barbara steckt ihr Telefon in ihre Tasche und zuckt mit den Achseln. "Der kann warten."
Stunden später sitzen wir noch immer im Wohnzimmer auf der Couch und reden. Draußen ist es dunkel und der Regen plätschert leise von außen an die Fensterscheiben.
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My Sister's Boyfriend [Niall Horan FF] - n.h -
FanfictionRose Palvin- Pizzalieferantin, single, wohnt bei Dad. Ihre Schwester Barbara- international bekanntes Model, reich, in einer Beziehung mit Niall Horan. Doch war es ein Fehler von Barabara, ihrer Schwester ein großes Geheimnis zu anzuvertrauen und si...