\2\

816 53 4
                                    

Ein schriller Ton reißt mich aus meinem Schlaf. Ich muss ein paar Mal blinzeln, bevor meine Augen sich an das Sonnenlicht gewöhnt haben, das durch das Fenster strömt. Oh mein Gott! Habe ich letzte Nacht geträumt? Hat Barbara mir wirklich vorgeschlagen, mit ihr nach London zu kommen? Hat sie mich darum gebeten? Nein, gut, nicht übertreiben, Rose. Bleib locker, sonst zieht sie das Angebot gleich wieder zurück.

Bevor meine Gedanken völlig verrückt spielen, stehe ich auf und strecke mich, um vollends in die Realität zurückzukommen. Ich ziehe mir eine Jogginghose zu dem Shirt an, mit dem ich geschlafen habe, und gehe rüber in mein Zimmer, wo Barbara noch schläft.

Langsam öffne ich die Tür und komme näher an das Bett heran. Sie ist wirklich hübsch. Sie hat recht, wenn sie sagt, dass sie die besten Gene abbekommen hat.

"Hey, Barbs, aufwachen. Es ist 11 Uhr" sage ich leise.

Müde regt sie sich und öffnet schläfrig die Augen. "Ih. Bist du ungeschminkt?" Sie hebt eine Augenbraue und grinst, was mir verrät, dass sie das beleidigend meinte, sondern neckend. Nach ein paar Jahren versteht man, wann sie meint, was sie sagt, und wann nicht,

"Komm jetzt, wir müssen einen Flug buchen. Noch eine weitere Nacht lang lass ich dich mein Bett nicht verschmutzen" necke ich zurück. Sie steckt ihr Zunge heraus und ich lache. Solche Momente habe ich vermisst.

"Nimm den Mund nicht zu voll, Rosie. Ich gebe hier den Ton an."

Sie schlägt mir leicht gegen den Oberarm, als sie aus dem Bett rollt und in die Küche läuft.

Ich gebe ihr meinen Laptop, damit sie die Flugtickets kaufen kann und ich mache in der Zeit Frühstück. Drei Teller. Erst das Rührei. Dann der Speck. Drei Gläser mit Orangensaft. Auf einem Tablett bringe ich zwei Teller mit den dazugehörigen Gläsern in das Wohnzimmer und stelle sie vor Barbara ab, die konzentriert auf den Bildschirm des Laptops starrt. Den dritten Teller und das Glas bringe ich in Dads Zimmer.

Als ich das Geschirr auf seinem Nachttisch abstelle, merke ich, dass er sich in seinem Bett langsam herumwälzt und mich ansieht. Für einen Moment umspielt ein kleines Lächeln seine Lippen, doch im nächsten Augenblick ist es wieder verschwunden.

"Dad, ich fliege mit Barbara nach London. Heute noch. Nachher, um ganz genau zu sein. Falls wir uns nicht mehr sehen werden... Hier ist dein Frühstück. Hab dich lieb."

Ich verlasse den Raum und denke über meine Worte nach. Falls wir uns nicht mehr sehen werden. Werde ich jemals hierher zurückkommen? Oder wird die ganze Reise nur wie ein kleiner Urlaub auf Kosten meiner berühmten Schwester? Ein Leben in London wäre schon etwas unglaublich tolles, was ich mir schon fast immer gewünscht habe...

Nachdem wir den Flug gebucht und das Frühstück gegessen haben, hilft mir Barbara beim Packen. Jedes Kleidungsstück mustert sie ganz genau, mal mit mehr und mal mit weniger abwertendem Blick.

"Rose, das ist schlimm. Das ist ein Problem. Ich bin ein Model, verdammt, du - als meine Schwester - kannst nicht mit diesen Sachen hier rumlaufen, so kann ich dich ja nicht der Öffentlichkeit zeigen... Sobald wir da sind werden wir erst einmal shoppen gehen. Nimm dir Geld mit."

Die Koffer sind gepackt, alles ist vorbereitet und meine Vorfreude zu verstecken fällt mir immer schwerer. Ich habe bei dem Pizzalieferservice, bei dem ich arbeite, angerufen, und mir Urlaub auf unbestimmte Zeit genommen. Das ist bei mir kein Problem, denn mein Chef Jack ist einer meiner besten Freunde. Ihm und den restlichen meiner engsten Freunde habe ich eine SMS geschrieben:

-Von Rose-

-Ich fliege mit meiner Schwester nach London. Keine Ahnung, wann ich wiederkomme ... Adios meine Freunde!!! ich melde mich mal wieder bei euch ;D-

Es kann losgehen.

                                   ~~~

Ich setze einen Fuß aus dem Flugzeug auf die stählerne Treppe, die zum Boden führt. "Dreckswetter..." höre ich Barbara neben mir fluchen, als sie mit schnellen Schritten durch den leichten Regen zum Taxi rennt. Das Klacken ihrer High Heels übertönt das leise Plätschern des Regens und ich stehe noch einen Moment so da, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Regen muss man genießen. Ich habe ihn schon immer gemocht.

"Wehe du tropfst mein Kleid mit deinen nassen Hundehaaren voll." zischt meine Schwester von der Seite, als wir gemeinsam im Taxi sitzen.

Ich frage mich sowieso, warum sie ein Kleid anhat, wenn sie doch weiß, dass in England meist schlechtes Wetter ist.

Als könnte sie meine Gedanken lesen sagt sie "Man weiß ja nie, ob irgendwo Paparazzi lauern. Ich muss immer gut aussehen. Einfach immer."

Wir halten 20 Minuten später vor einem modernen Haus mit 3 Etagen. Hier lebt sie. Barbara holt einen Schlüssel aus ihrer kleinen Handtasche und öffnet die große Tür, die in ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer führt.

"Leg deine Sachen in dem Zimmer ganz oben ab. Das ist das Gästezimmer." hallt Barbaras Stimme aus dem Teil des Erdgeschosses, der die Küche zu sein scheint. Ich schleppe den Koffer in meiner Hand die Treppen hoch und stelle alles in dem einzelnen Zimmer hier oben ab, wie es mir gesagt wurde. Gästezimmer? Gäste zu haben scheint meiner Schwester gar nicht ähnlich.

"Wozu brauchst du ein Gästezimmer? Du hasst Menschen, die - ich zitiere dich - in deine Privatsphäre eindringen und verlangen, dass du für sie irgendetwas machst..." frage ich, als ich wieder nach unten komme, wo Barbs es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat und durch die verschiedenen TV Sender zappt.

Als ich mich neben sie setzte, sieht sie mich an und rollt die Augen.

"Der Raum ist eigentlich für Niall, wenn er mal hier schläft. Und das muss er ab und zu, es soll ja alles realistisch wirken. Jetzt wird er wohl hier im Wohnzimmer schlafen müssen, weil du das Zimmer hast."

Oder du lässt den Jungen, mit dem du offiziell in einer Beziehung bist, einfach mal in deinem Zimmer schlafen. Ganz nebenbei handelt es sich nämlich um Niall James Horan, wer sagt denn da bitte Nein? Den Kommentar spare ich mir lieber und antworte nur mit einem kurzen "Oh."

"Der kommt übrigens morgen und will mit uns essen gehen. Was auch sonst...? Fressen ist das einzige, was er scheinbar richtig kann..."

Den letzten Teil murmelt sie kaum verständlich und ich zögere. Dass sie das mit einem so gelangweilten und unbeeindruckten Ton von sich geben kann! Ich glaub es nicht, ich werde ihn morgen treffen und dann auch noch mit ihm essen gehen, das kann nicht sein! Langsam merke ich, wie sich mein Magen vor Aufregung zusammenzieht und ich unterdrücke einen Schrei - oder ein Lachen - oder sonst irgendein undefinierbares Geräusch der Euphorie. Oh. Mein. Gott. Mein Traum wird wahr!

"Beruhig dich" nörgelt Barbara plötzlich genervt neben mir, "ich merke, wenn du innerlich ausrastest wie ein kleines Fangirl. Und er übrigens auch. Macht keinen guten Eindruck. Gewöhn es dir ab. Oder blamier dich, mir egal."

Ihre ach so herzlichen Worte bringen mich etwas auf den Boden der Tatsachen zurück und ich versuche, nicht weiter daran zu denken. An das, was mich morgen erwartet. Nicht nur, dass ich in London bin, nein, ich werde auch noch einen Star treffen und mit ihm essen gehen.

Ich weiß, es ist falsch, da ich der Möglichkeit, ihn kennenzulernen, so nah bin. Aber alles, an was ich diesen Abend noch denken kann ist

Niall Horan.

Niall Horan.

Niall Horan.

[A/N Ohoho wird da jemand nervös? Kann Rose sich vor Niall zusammenreißen? Wird Barbs Niall vielleicht doch in ihrem Bettchen schlafen lassen? Und ganz wichtig: WO werden die drei essen gehen?! Doch nicht etwa bei NANDOS?! *cough*

Danke.]

My Sister's Boyfriend [Niall Horan FF] - n.h -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt