~ 13. 12. 2017 ~

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Und dann ist diese Verzweiflung wieder da, diese Hilflosigkeit, diese Pein. Dieses Gefühl, dass einen etwas erdrücke, aber nicht von außen, wie man in Büchern gerne liest, sondern von innen heraus. Es drückt in alle möglichen Richtungen, es drückt nach oben und nach unten, nach links und nach rechts, nach außen und wieder nach innen und das alles im selben Moment. Und man weiß nicht, wie man dieser Enge entkommen soll, weiß nicht, in welche Richtung man sich drehen sollte um ihr zu entkommen, denn jede Richtung fühlt sich wie die Falsche an.
Und dann hat man Angst. Angst davor, etwas falsches zu machen, Angst, den falschen Weg zu wählen und stehen bleiben zu müssen. Denn noch schlimmer als sich zu bewegen, ist es, am Platz zu bleiben. Am Schlimmsten ist es, nichts zu tun, sich gar nicht zu bewegen und zu ruhen, denn dann fängt es auch an, von außen auf einen zu drücken. Und dann kann man nicht mehr fliehen.
Deshalb bewegt man sich. Man weiß nicht, wie man das machen soll, wie das richtig geht, deshalb hört man auf andere, solche, die dir sagen, was besser für dich sei. Denn man kann nicht selbst entscheiden. In diesem Sturm, diesem Wirbel, ist man verloren, man kann nicht mehr denken, nicht mehr klar sehen oder fühlen. Man weiß nicht mehr, man ist nicht mehr.
Man verlässt sich auf andere, akzeptiert ihre Führung und dafür will man ihnen gegenüber nicht undankbar erscheinen. Deshalb bleibt man ruhig und still und lächelt. Man redet nicht vom Chaos, dass einen zu erdrücken versucht. Man ist dankbar und schweigt. Und schweigt weil man dankbar ist. Während der Wirbel weiterhin in alle Richtungen drückt und einen zu zerreißen versucht und man nicht weiß, in welche Richtung man flüchten soll.
Und man versucht, damit klarzukommen. Alleine. Denn andere haben eigene Probleme. Sogar Schlimmere. Und man will ihnen keine unnötigen Sorgen machen, denn sie haben ja selbst genug davon.
Manchmal überkommt dann einen das Gefühl, das dringende Gefühl, es jemandem erzählen zu müssen. Man denkt sogar darüber nach, wem man sich anvertrauen könnte. Doch dann erinnert man sich. Man erinnert sich daran, dass man dankbar sein will. Daran, dass andere einen nicht verstehen werden, dass andere denken können, man wolle nur Aufmerksamkeit und würde den Sturm nur erfinden, vielleicht aus Büchern zitieren. Also unterdrückt man diesen Drang. Lässt ihn als weiterer Wirbel in den Sturm zurückfließen, von dem man weiß, dass er dort bleiben wird, so wie das Durcheinander auch drinnen bleiben wird.
Wie stark wünscht man sich doch, dass es endlich weggeht, von einem ablässt. Man sehnt sich nach den Zeiten, wo es noch ruhig war und hat Angst vor den Zeiten, von denen man nicht weiß, ob die Wirbel mit dem Druck nachlassen werden oder bleiben. Man hofft auf eine Niederlage des Chaos. Man hofft, soweit man hoffen kann, wenn der Kopf nur von diesem Sturm besetzt wird, der allen Platz einnimmt und einem die Konzentration und den klaren Verstand raubt. Man hofft und hofft und doch ändert sich nichts.
Im Gegenteil. Manchmal, wenn man stehen bleibt, wird es nur noch schlimmer. Obwohl man diese Pause dringend brauchen würde, obwohl man doch so erschöpft und müde ist, hilft das Stehenbleiben nicht. Es macht es nur noch schlimmer. Also drückt man sich weiter voran oder zurück oder in eine andere Richtung, die einem gerade nun mal vorgegeben wird und versucht, nicht noch einmal stehen zu bleiben. Denn durch Ruhe kommt der Druck von außen.



Und man bleibt dankbar.

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Lavenn

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 25, 2018 ⏰

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