Ich starre schon stundenlang auf mein Aufgabenblatt. Herr Schmidt liest vorne Zeitung. Es interessiert ihn gar nicht ob wir diese dumme Kurvendiskussion hinbekommen oder nicht.
Mathe war eh noch nie mein Fach. Ob die Krümmung der Parabel 7 oder 1.433,5 ist, ist mir doch Schnuppe. Ich werde das sowieso nie wieder in meinem Leben brauchen!
Außer ich werde Spezialistin für die Verhaltensmuster von x-Werten gegen Unendlich! Verhaltenspädagogin und Therapeutin für verlorene X-Werte. Zumindest würde mir in dem Berufsfeld keiner Konkurrenz machen...
Während ich so vor mich hin überlege, ob dieses Berufsfeld sicher nicht doch was für mich wäre, schreitet der Minutenzeiger immer weiter voran, bis schlussendlich die erste der Doppelstunde rum ist.
"So, Leute! 5 Minuten Pause und dann will ich Ergebnisse sehen!", ruft Herr Schmidt in den Raum.
"Hast du die Extremwerte raus?", höre ich Sarah Julian zwei Tische weiter fragen.
"Ey, was genau geht jetzt eigentlich Samstag, Junge?", grölt Daniel durch den Raum zu Heiko. Der grölt nicht weniger leise: "Digga, Manuel feiert doch 18.!" zurück.
Ich ignoriere ihr weiteres Gespräch gekonnt und widme mich der psychischen Beratung von Julia, die urplötzlich neben mir angefangen hat zu weinen.
Meine Stufe ist schon irgendwie komisch...
"Was ist denn los?"
Sie antwortet nicht, sondern umarmt mich einfach. Ich streiche ihr über den Rücken. Nützlich oder wohl fühle ich mich dabei in keinster Weise. Sie sagt mir ja auch nicht, was los ist.
Aber das kann ich ihr nicht wirklich übel nehmen. Wir sind nicht befreundet, sondern sitzen nur nebeneinander, weil alle unsere jeweiligen Freunde in andere Mathekurse gesteckt wurden.
Also weint sie, die 5 Minuten lang an meiner Schulter, während unsere Stufenchaoten durch die Gegend grölen.
Von außen betrachtet, müsste diese Situation extrem normal erscheinen, aber ich fühle mich äußerst komisch gerade...
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Who am I?
Teen FictionWer bin ich? Das fragt sich Selena täglich. Aber wie findet man eigentlich raus, wer man eigentlich ist?