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Als die beiden bei Jiyong ankamen, stand er auf dem Balkon und rauchte. Er sah die beiden aussteigen und rief ihnen zu: "Die Tür ist offen! Kommt hoch~" Chihiro's Herz machte einen Sprung und ein wohliges Gefühl machte sich in ihr breit. Hoffentlich würde sie nicht so schüchtern sein und sich wieder nicht trauen, ein Wort mit ihm zu wechseln. Doch bevor sie überhaupt weitere Gedanken daran verschwenden konnte, packte Jennie ihr Handgelenk und zog sie die Treppen hinauf. Dabei flüsterte sie ihr zu: "Er freut sich schon, dich zu sehen." Sofort schoss ihr die Röte ins Gesicht. Er freute sich...?
Im obersten Stockwerk angekommen, stand Jiyong in seiner vollen Schönheit im Türrahmen. Er lächelte die beiden an, und bat sie hinein zukommen. Hinter ihnen schloss er die Tür und zog Jennie in eine Umarmung. "Hey Jen~" Chihiro stand etwas peinlich berührt neben den beiden und wusste nicht, was sie in dieser Situation tun sollte. Doch ehe sie sich versah, zog auch er sie zu sich und umarmte sie. "Chihiro... Lange nicht gesehen. Schön, dass du gekommen bist."
Passierte das gerade wirklich?!
Ihr Herz klopfte so schnell und laut, dass sie befürchtete, er würde es bemerken. Sie erwiderte die Umarmung, und entgegnete mit leicht holpriger Stimme: "Ja... Schön, dich wieder zu sehen." Die Umarmung wurde gelöst und Jiyong führte die beiden Mädchen ins Wohnzimmer. "Fühlt euch wie zu Hause. Wollt ihr was trinken?"
"Na klar. Her mit dem Alk!", meinte Jennie grinsend. Jiyong lachte auf. "Jennie, du Suffschnutte. Was willst du denn? Gleich das harte Zeug?" Sie schüttelte den Kopf. "Ne ein Glas Sekt reicht erstmal. Chihiro bekommt auch eins." Sie zwinkerte ihrer besten Freundin zu. Diese lächelte, wenn auch etwas schüchtern. Ihr Gastgeber nickte und verschwand für kurze Zeit in der Küche. Diese Gelegenheit nutze Jennie, um Chihiro etwas zu zuflüstern. "Mach dich locker. Er ist nicht mehr so frech wie in der Schule." Sie nickte. Sie musste wirklich lockerer werden, sonst würde sich zwischen ihnen nie mehr als eine Bekanntschaft, geschweige denn eine Freundschaft, entwickeln.

Und um lockerer zu werden, begang sie den Fehler, im Laufe des Abends viel zu viel Alkohol zu trinken...

Die Party war mittlerweile voll in Gange. Einige bekannte Menschen, welche Chihiro aus der Schulzeit kannte, traf sie dort wieder und mit fast jedem unterhielt sie sich, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Dank dem sich noch in Grenzen haltenden Alkoholpegel, war sie entspannt und lustig drauf. Sie hatte Spaß und flirtete Jiyong an, was das Zeug hielt. Dieser ging sogar darauf ein, was Chihiro umso glücklicher machte. Doch dieses Hoch, sollte nicht lange von Dauer sein. Irgendwann hatte sie ihre Grenzen mehr als überschritten und ihr Körper kämpfte gegen den Alkohol an. Wankend lief sie zu ihrer besten Freundin, welche sich mit ein paar jungen Männern unterhielt, zog sie am Arm von ihnen weg und lallte ihr zu: "Bad... Klo... Jetzt. Kotzen." Da Jennie eine gute Freundin war, ließ sie die anderen stehen und hastete mit ihr zum Bad, welches zum Glück nicht besetzt war. Sofort kniete Chihiro sich hin und übergab sich. Nicht einmal- oder zweimal: Ganze vier Mal spuckte sie ihren gesamten Mageninhalt in die Toilette. Sie fühlte sich so elend und widerlich - nicht nur weil sie sich ihre Haare vollgebrochen hatte. Sondern auch, weil sie dachte, dass Jiyong sie abartig finden würde, sobald er hiervon erfuhr. "Jennie...", lallte sie. "Tut mir leid..." Verwirrt blickte ihre beste Freundin sie an. "Wofür entschuldigst du dich denn? Alles ist in Ordnung, Süße. Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist!" Chihiro, die wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß, entgegnete: "Na, weil ich dich von den Typen weg geholt habe. Du hattest bestimmt Spaß." Im betrunkenen Zustand verhielt sich Chihiro ab einem gewissen Zeitpunkt wie ein kleines Kind und fühlte sich bei den kleinsten Dingen schuldig. Das wusste Jennie viel zu gut. "Hör mir genau zu, Chii. Ich hatte Spaß, klar. Aber meine beste Freundin geht in allen Dingen vor. Also mach dir keine Gedanken." Sie lächelte die Betrunkene an und hielt ihr eine Hand hin. "Komm, steh auf. Ich wasche dir die Haare." Sie nahm ihre Hand und zog sich zurück auf die Beine. Immer noch etwas schwankend stand sie vor dem Spiegel. "Ich seh' scheiße aus..."
"Quatsch. Du bist nur betrunken und vollgekotzt. Gleich siehst du wieder wie neu aus", lachte Jennie. Sie machte das Wasser des Wasserhahns an und wartete auf die passende Temperatur. Danach schob sie vorsichtig den Kopf ihrer Freundin unter den Wasserstrahl.

Nach dem sie ihr die Haare gewaschen und geföhnt hatte, betrachtete sie Chihiro's Gesicht. "Oh shit... Dein ganzen Makeup ist verlaufen... Und ausgerechnet jetzt habe ich keine Tücher zum Makeup entfernen dabei."
Das war ein Grund für sie, in Tränen auszubrechen. Doch sie riss sich zusammen. Ihr war es ja selbst peinlich, sich immer so zu verhalten. "Ich frage Jiyong schnell, ob er welche hat. In dem Chaos hier würde ich ewig zum Suchen brauchen. Warte hier. Und lass keinen außer mir rein." Jennie huschte aus dem Bad und Chihiro schloss die Tür ab. Sie wartete, bis sie ein Klopfen hörte. "Ich bin's, Jiyong. Jennie hat mich geschickt." Ihr Herz begann wie wild gegen ihre Brust zu hämmern. Jiyong sollte sie doch nicht in diesem Zustand zu Sicht bekommen!
Wieder klopfte er. "Chii, bitte. Mach auf."
Wie süß, er hatte sie mit ihrem Spitznamen angesprochen~
Sie sammelte ihren ganzen restlichen Mut zusammen und drehte den Schlüssel im Schlüsselloch um. Sofort öffnete er die Tür und kam rein. "Hier, Abschmink-Tücher. Und ein sauberes Shirt... Ich wusste nicht, ob dein Oberteil auch was abbekommen hat..."
Wie süß.
"Danke.", sagte sie mit gesenktem Blick und nahm die Sachen entgegen. Sie rechnete damit, dass Jiyong das Bad sofort wieder verlassen würde, doch stattdessen blieb er und hob ihr Kinn an, sodass sie ihm ins Gesicht sah. "Du brauchst dich nicht vor mir zu schämen. Ich denke nicht anders von dir, nur weil du dich vollgekotzt hast." Die Röte trat wieder in ihr Gesicht. "Das... Das ist lieb.", entgegnete sie und hätte sich für diese Worte am liebsten sofort geohrfeigt. Es war lieb von ihm, dass er sie nicht für einen totalen Freak hielt!?
Jiyong lächelte. "Wenn du noch was brauchst, sag mir Bescheid. Ich warte vor der Tür."
Chihiro nickte. Er verließ das Bad und riss die Tür hinter sich zu. Obwohl ihr Oberteil nichts abbekommen hatte, zog sie Jiyong's T-Shirt an.
Das schwarze Nirvana T-Shirt war ihr um einiges zu groß, doch das war ihr egal. Sie inhalierte seinen Geruch, während sie das, was von ihrem Makeup übrig geblieben war, entfernte. Anschließend wusch sie noch einmal ihr Gesicht mit klarem, kalten Wasser und spülte ihren Mund aus. Das letzte was sie wollte war nach Erbrochenem zu riechen.
Als sie damit fertig war öffnete sie die Tür. Wie versprochen, wartete dort Jiyong. "Ist wieder alles in Ordnung?", fragte er mit seiner verdammt sexy klingenden Stimme.
"Bis auf meine Kopfschmerzen und dass sich alles dreht, ja."
"Willst du dich hinlegen? Dann kannst du dich bisschen ausruhen...", entgegnete er.
"Mich hinlegen? Aber es sitzen doch alle auf dem Sofa..."
"Ich meinte auch nicht das Sofa. Du kannst dich in mein Bett legen, wenn du willst.", erklärte er.
Was, in sein Bett?!
Natürlich wollte sie einmal die Chance haben, in seinem Bett zu liegen. Zwar nicht unter diesen Umständen, aber wann passierte etwas im Leben exakt so, wie man es sich vorgestellt hatte? Zögernd antwortete sie: "Wenn es dir nichts ausmacht..."
"Wenn es mir etwas ausmachen würde, hätte ich es dir nicht angeboten. Komm mit.", lachte er und nahm ihre Hand. Er verschränkte sogar die Finger mit ihren, obwohl der Weg zu seinem Zimmer nur wenige Sekunden entfernt war.
Chihiro spürte die Blicke der Partygäste auf ihr, als sie durch das prall gefüllte Wohnzimmer huschten. Jennie schaute ihr grinsend hinterher und zeigte beide Daumen nach oben.

In seinem Zimmer angekommen sagte er: "Ich hab's zwar vorhin schon gesagt, aber falls du's vergessen hast, fühl dich wie zu Hause. Mach's dir bequem."
Sie nickte wieder nur und setzte sich auf die Bettkante.
"Bequem hab ich gesagt. Nicht stocksteif.", er kicherte und drückte Chihiro sanft nach hinten, sodass sie auf den Rücken fiel. Anschließend legte er sich neben sie. "Du hast dich ganz schön verändert seit damals..."
"Wie meinst du das?", fragte sie.
"Naja, du bist irgendwie noch schüchterner geworden. Gut, damals warst du auch schon nicht die Aufgeschlossenste aber wenigstens hatte ich da nicht das Gefühl, dass du jedesmal, wenn ich dich anspreche, gleich vor Angst wegläufst."
Sie errötete.
"Echt?"
"Ja. Ist es so, dass ich dir Angst mache?", er drehte sich auf die Seite und sah sie an. Sie biss sich auf die Unterlippe
"Nein. Es ist nur so, dass..."
Dass ich jedesmal fast einen Herzinfarkt bekomme wenn ich dich sehe, weil ich es nicht glauben kann, dass du wirklich mit mir sprichst, weil du so toll bist und ich nur ein schüchternes, unerfahrenes, kindisches Mädchen!
setzte sie den Satz im Kopf fort.
"Dass was?", hakte er nach.
Komm, sag ihm einfach, dass du richtig fett auf ihn stehst. Wenn er drüber lacht oder dich korbt, schieb es auf den Alkohol.
schrie sie sich in Gedanken an.
"Dass ich seit Jahren auf dich stehe.", platzte es aus ihr heraus.
Jiyongs Gesichtsausdruck veränderte sich. Chihiro konnte seine Gefühle nicht definieren.
Sie wollte schon sagen, dass es Spaß war, doch da beugte er sich schon über sie und legte seine weichen Lippen auf ihre.
Ihr erster Kuss, bei dem sie Schmetterlinge im Bauch spürte.
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Ein etwas längeres Kapitel. Ich hoffe, dass stört euch nicht.
Ich werde vor Weihnachten uploaden, wann es mir passt, da ich die Tage vor und nach den Feiertagen wahrscheinlich nicht zu kommen werde.
Nach den Feiertagen kommt Sonntags regelmäßig ein Upload.
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, lasst mir doch ein Vote da :)
Lots of love❤

»I am you, you are me« || Woo Jiho/Zico FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt