Kapitel 12: Feuerkind

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Kapitel 12: Feuerkind

                                  

„Da bist du ja endlich. Wir haben schon auf dich gewartet.“, rief Tikva, als Erin ins Zimmer trat.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sich Erin zerknirscht. „Habe ich was verpasst?“

„Und ob. Ich glaube wir haben die vierte gefunden.“, berichtete Aila stolz.

„Was? Wer ist es?“, fragte Erin aufgeregt.

„Mina. Sie ist eine Gestaltwandlerin, eine Wölfin. Wir wurden heute Nachmittag in einer Gasse angegriffen und sie hat sich verwandelt um uns zu schützen.“, erzählte Aila.

Erin war erstaunt, sie hätte nicht gedacht, dass es Mina sein würde, sie wirkte so gar nicht als ob sie in irgendeiner Weise etwas mit Feuer zu tun hatte. Sie persönlich hatte jemanden wie die Tänzerin vermutet. Aber sie freute sich auch, endlich hatte das Suchen ein Ende. „Wisst ihr ob sie ein Mal trägt? Sie steht ja für Feuer.“, gab Erin zu Bedenken.

 Aila sah Tikva an und zuckte mit den Schultern. „Das habe ich sie nicht gefragt. Ich habe mir nur gedacht, dass sie vom Schicksal zu mir geführt wurde, weil sie in der Gasse mich beschützt hat.“

„Sollen wir sie jetzt fragen? Aber was ist wenn sie es nicht ist?“, überlegte Tikva.

„Wir sollten es riskieren.“, sagte Erin und ging zur Tür. Sie trat auf den Flur und rief nach Mina.

„Ihr habt nach mir gerufen?“ fragte Mina als sie ins Zimmer kam.

 „Ich wollte dir noch mal danken, dass du Aila beschützt hast.“, begann Erin.Mina nickte, schaute sie aber fragend an. „Ich würde dir gerne eine Frage stellen, sie mag zwar komisch klingen, aber es wäre sehr wichtig wenn du sie wahrheitsgemäß beantworten würdest. Hast du eine besondere Beziehung zu Feuer?“

„Nein, warum sollte ich? Meine Wölfin hat eher Angst vor ihr, es ist wohl tief in unseren Instinkten verwurzelt. Warum fragst du?“

„Ach nur so. Falls man sich mal einem wilden Wolf stellen muss.“, log Erin schnell. Es war eine schlechte Ausrede, aber etwas Besseres war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen. Sie war enttäuscht, Mina war es also nicht. Mina schien zwar nicht überzeugt von Erins Antwort, aber sagte nichts, sondern verabschiedete sich.

 „Das war wohl nichts.“, sagte Tikva seufzend.

„Entschuldigt, ich dachte wirklich sie könnte es sein.“

„Schon gut, Aila. Wir dachten es ja alle.“, beruhigte Erin Aila.  

„Wir suchen morgen weiter.“

„Was anderes bleibt uns ja auch nicht übrig.“, erwiderte Tikva.

„Erinnerst du dich noch an die Tänzerin von heute Nachmittag. Die mit dem Feuer?“, fragte Erin.

Tikva nickte langsam. „Ja. Meinst du sie könnte es sein?“

„Wer ist denn diese Tänzerin?“, fragte Aila sie neugierig. Tikva erzählte ihr rasch von der Vorführung des Mädchens und Ailas Augen wurden vor lauter Erstaunen immer größer.

„Das könnte passen.“, stimmte auch Aila zu.

„Dann suchen wir sie also morgen.“ beschloss Erin.

***

Schon früh wachten die Mädchen auf. Vor ihrer Tür fanden sie ein Tablett mit Essen, den wahrscheinlich Mina ihnen hingestellt hatte. Nach dem Essen verließen sie das Haus, Saro sahen sie nicht mehr. Geschwind liefen sie die Treppen hinunter, bis sie wieder auf der Terrasse ankamen, auf der Erin und Tikva gestern die Tänzerin gesehen hatten. Es war noch früh am Morgen, so dass der Großteil der Stadt noch im Schlaf lag. Auch die Gaukler bauten ihre Stände gerade erst auf. Doch die drei ließen sich davon nicht abschrecken, sondern suchten zielstrebig nach Saya.

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