Kapitel 43: Es beginnt

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Kapitel 43: Es beginnt

Ruben lehnte sich gegen die Wand des Geheimgangs. Er war nicht weit gekommen, dabei war er doch schon so lange unterwegs. Immer wieder musste er stehenbleiben um Luft zu holen und um sich auszuruhen. Seine Lungen brannten wie Feuer und jede Bewegung schmerzte.

Verbissen stieß er sich wieder von der Wand ab und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Immer schön ein Schritt nach dem anderen, dann würde er es schon schaffen. Nach qualvollen Minuten, vielleicht aber auch Stunden, er wusste es nicht genau, erreichte er den Ausgang. Die kühle Luft schlug ihm erfrischend gegen seine erhitzte Haut als er nach draußen stolperte.

Während sich hinter ihm die Tür wieder schloss, fiel er nach vorne auf alle viere. Sein Körper sackte unter Krämpfen zusammen. Ihm blieb nichts anderes übrig als im Gras liegen zu bleiben und die Schmerzen zu erleiden.

Er stopfte sich seinen Ärmel in den Mund um sein Stöhnen zu ersticken. Es war zwar niemand im Garten, aber er wollte dennoch keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Außerdem standen rundherum noch genug Häuser, die auch jetzt noch bewohnt waren.

Die Adligen, die ihm noch auf dem Fest gehuldigt hatten, würden ihm jetzt auch nicht helfen, sie würden es nicht wagen sich gegen Veara zu stellen. Die meisten hatten sich ihr Leben so eingerichtet wie es ihnen passte und sie würden nichts tun um das zu stören. Da konnte auch der Prinz des Landes im Garten nebenan verrecken.

Langsam sah Ruben Sterne vor seinen Augen und der Garten verschwamm. Stöhnend drehte er sich auf seinen Rücken und starrte nun auf den blauen Himmel. Seine Brust hob und senkte sich rapide um genug Luft in die Lungen zu pumpen. Er schloss die Augen damit die Welt aufhörte sich zu drehen.

In diesem Moment fragte er sich wie er es jemals auf die Ebenen schaffen sollte, wenn er es kaum aus dem Schloss hinaus geschafft hatte. Er hatte noch den ganzen Weg durch die Stadt vor sich und dann musste er noch ein ganzes Stück reiten. Dabei konnte er doch kaum stehen.

„Wir sehen uns wieder wenn die Welt frei ist.“ Erins Worte hallten ihm in den Ohren. Er würde sie so gerne glauben, so gerne hoffen, dass sie Recht hatte. Doch in diesem Moment schien alles hoffnungslos.

Er würde es niemals schaffen.

***

Veara traf Artis an der Universität von Tais. Sie waren beide noch sehr jung gewesen, doch sie wussten beide was sie vom Leben wollten. Artis würde nach dem Studium seinen Platz als Wächter von Junis einnehmen, denn er war einer der Weltenwanderer. Sie wollte in die Politik, zum Rat der Völker.

Er war der Einzige der hinter ihre Fassade blickte und die Frau erkannte die wirklich dahinter steckte. Sie wurden gute Freunde. Er erzählte ihr von seiner Familie, von Mairtin und Isabella, deren Liebe so stark war, dass sie zwei Welten überbrücken konnte, faszinierende Geschichten aus der fremden Welt von Ardea. Insgeheim war sie neidisch aus Artis Bruder, denn sie wusste, dass ihr solch eine Liebe niemals vergönnt sein würde, denn wer würde sie schon wollen?

Ihre Augen waren nicht sanft, sondern rotglühend. Sie war ein Kind der Wüste und doch war ihre Haut weißer als der Schnee in den Bergen hinter Tais. Sie sah doch die Blicke die die anderen ihr zuwarfen.

Dabei übersah sie allerdings, dass es doch jemanden gab der sie wollte.

Artis hatte sich in seine beste Freundin verliebt und irgendwann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und gestand ihr seine Liebe. Sie hatte keine Ahnung wie sie reagieren sollte, denn sie hatte schon längst mit der Liebe abgeschlossen und sie wusste nichts über Liebe.

Doch Artis war nicht bereit aufzugeben und brachte ihr am Ende bei was Liebe bedeutete. Es dauerte seine Zeit, doch sie fanden ihr Glück. Es dauerte nicht lange und sie wurde schwanger. Es war nicht geplant, schließlich waren beide noch am Studieren, doch als sie den Blick in Artis Augen sah als sie ihm von der Schwangerschaft erzählte, konnte sie nicht anders als sich auch darüber zu freuen.

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