Kapitel 40: Der goldene Drache

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Kapitel 40: Der goldene Drache 

 

Erin sank erschöpft auf den Boden, kaum, dass sie das letzte Wort gesagt hatte. Wie konnte es auf einmal sein, dass alles in Flammen stand? Wer dahinter steckte war klar. Und damit klärte sich eigentlich auch mehr oder weniger das Warum. Aber wie hatte Veara es so schnell geschafft alles in Brand zu stecken? Dass die Vision ihr die Gegenwart zeigte und nicht eine der anderen Zeitebenen war ihr deutlich bewusst, denn sie hatte das Lager der Rebellen gesehen. Das Feuer musste irgendwann zwischen Sayas und Tikvas Verlassen des Lagers und dem Einsturz des Thronsaales passiert sein.

„Wie meinst du das?“, hakte Saya sofort nach. „Die Ebene brennt?“

„Meinst du das Grasland zwischen Teoras und Tais?“, fügte Tikva hinzu. Sie kniete sich neben Erin auf den Boden.

„Die Soldaten haben das Gras in Brand gesteckt“, erklärte Erin. „Das Feuer kommt von drei Seiten auf das Lager zu und von der vierten Seite kommen die Soldaten. Die Rebellen sitzen mehr oder weniger in der Falle.“

„Und du bist dir sicher, dass die Vision dir die Gegenwart zeigt?“ Aila kniete sich ebenfalls neben Erin und legte beruhigend eine kühle Hand gegen Erins Stirn.

„Absolut.“ Erin nickte entschlossen. „Du erinnerst dich doch an die Prophezeiung?“

Aila nickte. „Flammen werden sich erheben, fliegen über die Ebenen, alles verschlingend in ihrem heißen Schlund. Sie bringen Tod und Leben, doch eins wird überwiegen.“

„Dann wird wohl alles wahr sein“, seufzte Saya. „Wie kommen wir zurück?“

„Ich kann fliegen“, sagte Tikva. „Aber ich kann keinen von euch mitnehmen. Ihr seid zu schwer für die lange Strecke bis zu dem Lager.“

„Ich könnte auch fliegen. Aber es ist Erin die wir jetzt wirklich brauchen“, fügte Saya nachdenklich hinzu. „Du kriegst die Flammen noch am ehesten in den Griff.“

„Und dir gehorchen sie“, erwiderte Erin. „Wir müssen alle zurück, schon allein weil Veara nicht mehr hier ist.“

„Wie geht die Prophezeiung denn weiter?“, fragte Tikva. „Vielleicht hilft sie uns weiter.“

„Die Königin des Feuers wird zurückkehren“, zitierte Aila. „Aber was soll das bedeuten?“

Eine Erinnerung schoss plötzlich durch Erins Gedanken. Der Gang des Feuers in der Zikkurat mit den Wandmalereien von den Drachen. Es machte alles Sinn. Saya würde Königin werden wenn alles gut lief und sie beherrschte das Feuer. Außerdem konnte sie sich als Gestaltwandlerin in einen Drachen verwandeln. „Du bist das, Saya.“ Sie sah zu der Mistralia, die sie ungläubig ansah. „Verwandele dich in einen Drachen und du kannst uns alle zum Lager tragen.“

„Es hat sich noch nie jemand in einen Drachen verwandelt. Sie haben ihre ganz eigene Magie, wahrscheinlich ist es noch nicht mal möglich“, widersprach Saya. „Und du bist dir wirklich sicher?“

„Was Erin sagt macht alles Sinn“, sprang Aila Erin bei. „Königin, Feuer, die Rückkehr. Es hat schon so lange keiner mehr Drachen gesehen und dass sie gerade jetzt zurückkehren sollen ist doch passend.“

„Genau“, sagte Tikva aufgeregt. „Außerdem bist du unsere beste Chance im Moment.“

Saya hob eine Augenbraue und sah Tikva an.

Eine feine Röte erschien unter der Farbe und dem Dreck auf Tikvas Gesicht und sie zuckte mit den Flügeln. „Das ist die Wahrheit.“

„Im Grunde genommen ist ein Drache auch nur ein Tier, also könnte es klappen“, überlegte Saya. Sie runzelte die Stirn. „Es gibt wohl mal wieder keine andere Möglichkeit, oder?“

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