Morgen ist also Weihnachten. Für andere eine relativ schöne Zeit. Für mich der Horror. Mit der halben Familie zusammensitzen müssen und so tun als würde man sich super verstehen. Dabei weiß ich genau, was sie denken. Eigentlich feiern wir nur mit meiner Mutter, ihrem Freund, meiner Oma, meinem Opa, meiner Tante, meinem Onkel und meinen zwei Cousinen, wovon eine ein paar Jahre älter und die andere ein Jahr jünger ist als ich. Später kommt mein Freund dann. Das einzige worauf ich mich wirklich freue.
Ich kann mir dieses Gerede nicht mehr anhören. Ich kann mir einfach nicht mehr anhören, wie perfekt das Leben der anderen doch ist. Scheinbar perfekt. Wer weiß, ob es wirklich so ist. Jedes Jahr das gleiche. ' Wir haben uns jetzt eine neue Küche/Couch/einen neuen Boden/... machen lassen. Und nächstes Jahr fliegen wir nach Amerika wieder. Und dann noch dahin. Und dahin. Und vielleicht wollen wir noch...'. Und ich dazwischen. Seit Jahren nicht mehr weg gewesen. Seit Jahren kaum was neues gekauft. Das einzige was ich dieses Jahr erreicht habe, ist, dass ich in einer Psychiatrie war. Passt ja perfekt in deren Leben. Und so fühle ich mich jedesmal. Ausgeschlossen. Unwichtig. Ungeliebt. Und vorallem weiß ich, dass sie alle über mich reden. Weil psychische Krankheiten nicht in ihr perfektes Leben passen. Weil "Mir wird gerade alles zu viel und ich weiß nicht, ob ich das alles noch schaffe, weil gerade alles zusammenbricht" in deren Leben nicht existent ist. Nicht existent sein darf. Weil ich nicht in dieses Leben passe und diesen Anforderungen nicht gerecht werden kann und will.
Nein, mein Leben ist nicht perfekt. Nicht so, wie euer Leben. Ich schaffe es nunmal nicht, immer alles zu geben. Ich habe nunmal Tage, an denen ich zu nichts Kraft habe. An denen ich nicht mal mehr aufstehen kann. Oder Freunden auf Whatsapp antworten kann. Aber nur weil es euch nicht so geht, ihr diese Probleme nicht habt, heißt es nicht, dass es diese Probleme nicht gibt. Denn es gibt sie. Und ich muss damit klarkommen. Macht es verdammt nochmal nicht schwerer als es ist, indem ihr so tut, als würde es Krankheiten wie Depressionen nicht geben.
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Leben oder doch nur atmen
De TodoMit einer Krankheit leben zu müssen ist wohl nie leicht. Aber was, wenn die Krankheit langsam aber sicher dein Leben wird und ihr einziges Ziel das ist, es zu beenden? Ihr dürft kein Happy-End erwarten. Ich weiß nicht, ob es eins gibt. Denn ich erz...