22.what are they talking about ?

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04 Januar – 1997 – Malfoy Manor – Draco Sicht 

Dies sollte der letzte Tag in meinem Zuhause sein, welches sich allerdings nicht mehr anfühlte wie ein Zuhause. 
Ich konnte die Ereignisse der letzten Wochen einfach nicht vergessen, auch wenn die physischen Schmerzen mittlerweile vergangen waren. 
Immer wieder sah ich sein Gesicht, welches mich genüsslich quälte. 
Diese Erinnerung ließ mich innerlich zusammen zucken und am liebsten würde ich sie einfach vergessen. Der Druck wurde erhöht und ich wusste, dass ich Erfolg zeigen musste. 
Schließlich hatte er mich auserwählt, doch ich wusste, dass dies nicht meinem Talent galt, sondern die Wut, der er auf meinen Vater hatte. 
Ich war mehr als froh, dass ich zurück nach Hogwarts kehren würde, wo zumindest ein wenig Ordnung herrschte und etwas Normalität in meinen Alltag kehren würde, aber dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Alltag irgendwann wieder vollkommen normal werden würde.
Durch ihn in unserem Haus, durch seine Rückkehr hatte sich viel zu viel verändert. 
Alles war anders geworden und ich konnte keine einzige meiner Emotionen mehr kontrollieren, geschweige denn richten. 

Als ich an diesem Morgen erwachte, lag Harpyia nicht neben mir. 
Auch als ich in ihrem Zimmer nach sah, war sie nicht dort.
Es war immer häufiger der Fall, dass sie unruhig schlief. Eigentlich war es jede Nacht so. 
Immer wenn ich erwachte, war sie nicht da und es war egal, ob es mitten in der Nacht oder am Morgen war. 
Vor ein paar Tagen hatte sie sogar mitten in der Nacht das Haus verlassen. 
Sollte sie es ruhig machen, denn ich merkte, dass der Tod von Seamus Vater sie dennoch sehr stark belastete. 
Harpyia war nicht die, für die sie sich aus gab. Sie war viel schwächer, auch wenn sie dies bemühte, nicht zu zeigen. 
Als ich sie zu Beginn des Schuljahres fragte, ob sie keine Angst gegenüber dem Dunklen Lord empfand, hatte sie „Nein.“ gesagt, doch nun wusste ich, dass es anders war.
Es mochte sein, dass sie keine Angst vor ihm hatte, was mir ehrlich gesagt anders ging, ich ihr aber niemals sagen konnte. 
Ich glaubte, dass Harpyia in erster Linie Angst vor sich selbst hatte.
Sie glaubte wohl möglich, dass sie keine Kontrolle mehr über sich selbst hatte. 
Vielleicht war sie auch einfach geschockt von sich selbst, dass sie wirklich den Vater von Seamus getötet hatte und ehrlich gesagt, war ich es nicht. 
Ich hatte Harpyia immer für dominant und skrupellos gehalten und ehrlich gesagt hatte ich ihr eine Zeit lang wirklich zugetraut, dass sie ohne Probleme jeden Befehl vom Dunklen Lord ausführen konnte, doch so war es offenbar nicht. 
Denn man sah es ihr an, wenn ihre eigenen Gedanken ihr Angst machten. 
Ich wusste nicht, woran sie genau dachte, doch sie hatte nicht ohne Grund vor ein paar Tagen diesen Nervenzusammenbruch gehabt, wobei ich den Mord nur erwähnt hatte. 
Allein schon der Gedanke daran, schien dafür zu sorgen, dass sie zerbrach. 

Ich suchte Harpyia im Manor und fand sie nicht sofort. 
Ich mied es irgendjemand anderem über den Weg zu laufen, weswegen ich immer wieder den Gang wechselte, wenn ich Stimmen hörte, die auf mich zu kamen. 

Auf der Suche nach Harpyia dachte ich weiterhin daran, was sie getan hatte. 
In gewisser Art und Weise war es mutig, aber auch feige zugleich gewesen, denn ich wusste nicht aus welcher Intention sie dies getan hatte. 
Es gab so viele Möglichkeiten uns seit ihrem Nervenzusammenbruch wollte ich sie nicht darauf ansprechen. 
Hatte sie es nur getan, weil der Dunkle Lord es ihr aufgetragen hatte und sie sonst gefoltert hätte, wenn sie ihn nicht getötet hätte? Ich konnte es nicht wissen, sondern nur ahnen. 
Eigentlich war ich nicht der Typ, der blinde Vermutungen anstellte, aber es beschäftigte mich schon etwas, wie sie diese Tat übers Herz bringen konnte, doch offensichtlich litt sie unter der Entscheidung, so wie unter der Tat an sich. 
War es Mut, da sie etwas verbotenes, leichtsinniges und grausames tat und war sie tatsächlich über ihren eigenen Schatten gesprungen, indem sie Seamus Vater getötet hatte? 
Oder war es Feigheit, da sie es nur tat, weil sie nicht gefoltert werden wollte, weil sie vorher miterlebt hatte, was für Schmerzen es waren? 
Ich konnte aus ihr nicht schlau werden, denn dieses Mädchen war kein offenes Buch. 
Fakt war, dass sie ihn getötet hatte und sich somit für eine Seite entschieden hatte, der ich mit Sicherheit folgen würde. Denn eigentlich war ich für diese Aufgabe auserwählt und nicht sie, auch wenn ich dankbar war, dass sie sich an meiner Seite befand und ich nicht ganz alleine war.

Doch es stimmte nicht. Im Endeffekt war Harpyia so voller Rätsel und nicht nachvollziehbaren Emotionen, so dass ich im Endeffekt doch alleine dort stand. 
Manchmal konnte ich mich ihr anvertrauen, doch manchmal auch nicht.
Es war fast so als hätte sie zwei Seiten. 

Ich wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, bis ich hinter einer nahe gelegenen Wand stehen blieb, da ich meine Mutter mit Harpyia reden mussten. 
Die Stimmen beider klangen sehr aufgebracht und verzweifelt. 
„Du musst es ihm sagen, Harpyia.“, keifte meine Mutter sie an und klang etwas verweint. 
„Ich kann nicht, Misses Malfoy. Ich kann das nicht.“, sprach Harpyia. 
Sie klang sehr aufgelöst. Was konnte sie wem nicht sagen? 
„Du musst, Harpyia. Es ist sein gutes Recht, dass er es erfährt.“, sagte meine Mutter nun wieder.

Ich warf einen kurzen Blick ins Wohnzimmer und erkannte, dass beide vor dem Sofa standen. 
Harpyia stand mit dem Rücken zum Eingang, weswegen ich ihre Mimik nicht sehen konnte, doch allein ihre Stimme klang ungewöhnlich aufgelöst. 
Welche Seite war es, die sprach? 
Und über wen sprachen sie? 
Sofort lehnte ich mich wieder an die Wand zurück und lauschte. 

„Wie sollen Draco und ich dies denn schaffen?“, fragte Harpyia verzweifelt. 
Sie machte sich offensichtlich um etwas furchtbare Sorgen und noch dazu sprach sie mit meiner Mutter über mich. 
Irgendetwas war passiert, aber was? 
„Das ist eure eigene Schuld, wenn ihr so leichtsinnig seid, wirklich.“, hörte ich meine Mutter reden.
Ich schluckte schwer. Wofür würden wir jetzt wieder bestraft werden? 
„Wir können diese Aufgabe nicht alleine bewältigen.“, sagte Harpyia. 
Eine Aufgabe? Noch eine Aufgabe? Reichte es nicht, dass wir das Verschwindekabinett reparieren mussten und die Aufgabe hatten unseren Schulleiter umzubringen? 
Was kam noch? Was? 
Mein Herz schlug schneller. 
Ich beschloss den Raum zu betreten. 

Die Blicke meiner Mutter und Harpyia richteten sich zu mir. 
Geschockt starrten beide zu mir herüber.
„Was ist los?“, fragte ich. 
„Draco, Schatz.“, sagte meine Mutter, kam auf mich zu und fuhr mit ihren Worten fort: 
„Harpyia hat dir etwas zu sagen.“, forderte sie sie auf und blickte dabei bissig zu Harpyia, die mit gesunkenem Kopf ebenfalls zu mir schritt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 25, 2017 ⏰

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