Kapitel 5- Nur du

516 26 2
                                    

Maras POV
Ich habe Laura geküsst und es war wundervoll. Ich habe es so genossen und die Nachbeben dieses Kusses ließen mich immer noch erzittern.
Ich hätte das nicht tun dürfen, ich bin ihre Lehrerin! Verzweifelt kam ich an meinem Auto an, setzte mich hinein und ließ meinen Kopf auf das Lenkrad fallen. Das hätte niemals passieren dürfen, niemals... und doch war es so wunderbar und einzigartig.
Ich atmete tief durch und begann nachzudenken. 
Ich habe nichts vergessen, ich erinnere mich als ob es gestern gewesen wäre. Laura fiel mir bald auf, sie war so anders, so reif und so... wunderschön. Ich begann mit der Zeit sie zu beobachten, ich mochte ihren Gang, ihr Lachen und ihre Art sich immer beim Lachen die Haare hinter die Ohren zu streichen. Bald kam ich auch zu der Erkenntnis, dass sie mehr als eine Schülerin werden könnte. Dies durfte ich aber nicht zulassen, auf keinen Fall! Ich war zwar nicht ihre, so doch Lehrerin an dieser Schule, dies Alles war strafbar. Ich versuchte sie zu meiden und nicht weiter zu beachten, merkte jedoch wie ich jedes Mal, wenn der Name Laura im Lehrerzimmer genannt wurde, die Ohren spitzte. Und Lauras gab es natürlich mehrere an dieser Schule.
Nach den Herbstferien wurde ich ins Direktorat gebeten und mir wurde mitgeteilt, dass ich aufgrund von Krankheitsausfällen die Abiturklasse, Lauras Klasse, übernehmen sollte. Ich war mir mehr als unsicher, ob dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Ich begann in dieser Klasse meinen Unterricht mit dem Vorsatz, alle Schüler gleich zu behandeln und doch ertappte ich mich regelmäßig dabei, wie ich Laura musterte. In der Vorstellungsrunde musste ich die Informationen zu ihr quasi aus ihr herausquetschen. Sie lief dabei rot an und schaute verlegen weg. Ich hätte sie knuddeln können, so zuckersüß sah sie dabei aus. Als sie mir dann erzählte, dass sie gerne singen und sich für das Meer interessieren würde, war mir spätestens klar, dass sie genau meine Wellenlänge war. Dies hatte ich insgeheim gehofft, realistischerweise mir jedoch etwas anderes erwartet. Doch keine Spur von Oberflächlichkeit und Arroganz, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen heutzutage anhaftet. Ich schmolz nur so dahin. Die Krönung war ihr Aufsatz über „Zuflucht". Er spiegelte genau meine Gedanken und Gefühle wider, ich konnte nicht anders, als ihr einen längeren Kommentar unter ihre Niederschrift zu setzen. Nervös wartete ich auf ihre Reaktion. Dieses unbeschreibliche Lächeln, das Sie mir daraufhin schenkte, ließ mich staunend und sprachlos zurück. Es war so verheißend und gleichzeitig so traurig, dass ich meinte, sie hätte genau verstanden, dass ich sie ansprechen wollte um ihr so meine Gedanken und indirekt auch meine Gefühle zu offenbaren. Dass sie kurz darauf auf den Boden blickend, wortlos das Klassenzimmer verließ, ließ mich unsicher zurück. War es zu viel? Hat sie es doch nicht verstanden? Ich beschloss mich wieder zu distanzieren, auch wenn es mir mehr als schwer fiel... ich strengte mich wirklich an und ich glaube, dass sie auch nicht gemerkt hat, dass ich versuchte, sie wie jeden Anderen zu behandeln.
Und Alles änderte sich heute nach der montäglichen Musikprobe mit Herrn Klehr. Er wünschte sich, dass ich „Have I told you latley, that I Love you" von Rod Stewart für seine Frau zu Geburtstag singen sollte und wir übten gemeinsam. Ihm als Musiklehrer war natürlich meine Leidenschaft für die Musik und das Singen, dass ich sehr gut beherrschte, nicht entgangen und so kam ich zu dieser zweifelhaften Ehre. Und während ich sang, erlaubte ich mir mein Herz öffnen und all die unterdrückten Gefühle zuzulassen. Ich sang und dachte dabei unablässig nur an Laura. Ich erschrak selbst ob der Intensität der Gefühle und Gedanken. Ich musste die Tränen unterdrücken. Endlich konnte ich einmal aussprechen, was ich empfand und ich wünschte mir, dass sie anstatt Herr Klehr am Klavier säße und mich begleitete. Er war beeindruckt und ihm war natürlich klar, dass so viel Gefühl nicht nur dahingesungen war, doch konnte er mir nichts entlocken. Nach der Probe verließen wir den Musiksaal und trennten uns, da Herr Klehr noch etwas aus dem Lehrerzimmer holen wollte. Noch immer in Gedanken lief ich geradewegs in den Himmel und stieß mit der Person zusammen, um die seit Wochen meine Gedanken kreisten. Ich sah sie entsetzt an, ausgerechnet Sie hier. Mir war gar nicht bewusst, dass ich diesen Satz laut ausgesprochen hatte. Ich war verwundbar, immer noch! Ich hatte nach dem Lied meinen Abwehrmechanismus noch nicht wieder aktiviert, ich war ihr schutzlos ausgeliefert. Als sie meinen Arm berührte um mich vor dem Fallen zu schützen, war es um mich geschehen. Ich blickte in ihre braunen Augen, die mich magisch anzogen und rückte automatisch immer näher an sie heran. Laura wich nicht zurück, auch sie schien von diesem Moment verzaubert. Schließlich berührten sich unsere Lippen und ich fühlte mich, als ob ich endlich frei wäre, als ob mein Warten ein Ende hätte... Als ob ich angekommen wäre...
Nach Sekunden verwandelte sich unser Kuss in pure Leidenschaft und die Sehnsucht brannte in mir wie Feuer. So einen Kuss habe ich noch nie erlebt. Nach Atem ringend ließen wir voneinander ab, ich versank wieder in ihren wunderschönen Augen und ich wurde von einem einzigen Gedanken beherrscht: Konnte es möglich sein, dass ich auf SIE gewartet habe? Dass SIE diejenige war, die mich zum Leben erwecken würde? Die meinen Alltag wieder bunt machen würde? SIE? Laura, meine Schülerin?
Schlagartig kehrte ich in die Realität zurück. Meine Schülerin! Das hätte niemals passieren dürfen. Es war so wunderbar, doch nein, niemals. Ich zog mich von ihr zurück. Ich war nicht in der Lage, irgendetwas vernünftiges zu sagen, ich sah sie nur entsetzt an und floh... vor diesen wunderbaren Gefühlen, vor diesem einzigartigen Kuss und dieser grandiosen Frau, deren traurige Blicke ich Nacken spürte. LAURA!

*********
Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare und Rückmeldungen freuen. Es ist meine erste Geschichte und ich kindisch ein bisschen auf Hilfe angewiesen...😉
Ich wünsche Euch einen guten Start in ein wundervolles, erfolgreiches und gesundes Jahr 2018 und hoffe, dass Euer Weihnachten so außergewöhnlich schön war wie meines!

Dann kamst Du...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt