Kapitel 8- Zum Beispiel MICH

489 20 4
                                    

Lauras POV
Ich war erschüttert, gekränkt und sprachlos, da mich Mara so behandelt hatte. Konnte ich mich so in ihr getäuscht haben? Hatte ich denn so eine schlechte Menschenkenntnis, dass ich solch hinterhältige, egoistische Personen nicht erkennen konnte? Mein Selbstbewusstsein lag am Boden, ich wusste nicht mehr weiter. Ich weinte nicht, was mich fast ängstigte, tränenlos verließ ich die Schule durch den hinteren Eingang und hoffte, dass mich niemand sah. Zuhause angekommen hatte mich diese völlige Gefühllosigkeit komplett eingenommen, ich lag auf meinem Bett und starrte an die Wand.  Wenigstens meinen Stolz hatte ich wahren können, wenngleich dies jetzt nur ein schwacher Trost war. Meine Gedanken kreisten weiter um diese unwirkliche Situation, ich wußte sie einfach nicht einzuordnen. Nachdem ich stundenlang vergebens versuchte ein Erklärung zu finden, schlief ich völlig überfordert ein. Nach einer traumlosen Nacht stand ich am nächsten Tag auf, machte mich mehr schlecht als recht fertig und schleppte mich zur Schule. Wie sollte ich auf sie reagieren? Diese Antwort war wenigstens einfach, gar nicht, sie wollte mich nicht, also hatte sich alles Andere auch erübrigt. Tapfer ging ich zu meinem Klassenzimmer und brachte drei Schulstunden nur körperlich anwesend hinter mich, ehe Mara hereinschwebte.
Sie sah wie immer toll aus, blickte jedoch geflissentlich an mir vorbei. Ich wollte sie auch nicht. Weder sehen, noch hören, noch sonst irgendwas. Ich starrte in mein Buch und bekam absolut nichts mit, von dem was gesprochen wurde. Nach dem Gong warf ich sofort meine Sachen in meinen Rucksack und spurtete davon. So sollte es nahezu den ganzen November weitergehen, Mara ignorierte mich, ich ignorierte sie. Wir sprachen kein Wort miteinander, Nelly war der Meinung, dass mich Mara einfach nicht leiden könne. Ich jedoch nahm mir dies Alles sehr zu Herzen. Ich konnte kaum mehr schlafen, nicht essen und eine unglaubliche Leere machte sich in mir breit. Nachdem ich 8 kg an Gewicht verloren hatte, wurden auch meine Eltern aufmerksam, doch auch sie konnten mich nicht aus meiner Einsamkeit befreien. Mara tat weiterhin als wäre nie etwas gewesen. Zum ersten Mal in meinem Leben litt ich an gebrochenem Herzen, dabei hatte sie mir doch noch nicht einmal gehört. Wie musste sich das anfühlen, wenn wirkliche Liebe im Spiel war? Nach diesen Erlebnissen wollte ich das nicht mehr wissen. Gefühle waren offensichtlich nichts für mich. Ich beschloss mich ins Partyleben zu stürzen und Mara zu vergessen. Als Nelly und ich also eines novembergrauen Freitags in einem Club ankamen, machten wir uns sofort auf den Weg an die Bar. Nach mehreren Shots ging es auf die Tanzfläche. Wir amüsierten uns prächtig. Plötzlich stieß ich versehentlich gegen jemanden. Mit einem leicht lallenden „sorry" wollte ich mich abwenden, doch der Typ ließ nicht locker. „Hi, ich bin Kim, wie geht's dir?" begann er einen Smalltalk. Mit der Zeit ließ ich mich darauf ein und wir quatschten den ganzen Abend lang über die verschiedensten Dinge. Es gelang mir sogar Mara für einen kurzen Moment zu vergessen. Kim war 19 Jahre alt und hatte gerade in Bamberg sein Lehramtsstudium begonnen, er fuhr Motorrad und fragte mich gleich, ob ich denn mal Lust hätte, mit ihm eine Runde zu drehen, er würde mich gerne mal abholen. Dem stimmte ich natürlich sofort zu, er tippte mir seine Handynummer ein, verabschiedete sich, ich packte gegen vier Uhr früh die schlafende Nelly und wir machten uns auf den Heimweg. Schon am nächsten Morgen verabredeten wir uns für den kommenden Dienstag, Kim wollte mich von der Schule abholen. Ich freute mich sehr, so dass ich nach Unterrichtsschluß direkt losrannte. Kim erwartete mich schon am Lehrerparkplatz. Doch nicht nur er. Auch Mara sah ich von Weitem, die mit ihren Autoschlüsseln zu kämpfen schien. Augenblicklich war meine gute Stimmung dahin, mein Herz schlug plötzlich doppelt so schnell, ein kleiner Schweißfilm bildete sich auf meiner Haut. Ich haderte mit mir, entschied mich jedoch tapfer vorwärts zu gehen, vielleicht bemerkte sie mich gar nicht wie in den vielen Unterrichtsstunden zuvor. Doch ausgerechnet heute sah sie hoch, ausgerechnet heute trafen sich unsere Blicke, ausgerechnet heute hielten wir beide mitten in der Bewegung inne und sahen uns lange an. In ihrem Blick konnte ich Bedauern erkennen, aber auch Trauer und Sehnsucht.
Moment mal, Sehnsucht?!? Ich wollte etwas sagen, wollte diesem fast unbändigen Verlangen Sie zu sprechen und zu berühren nachgeben, als sie plötzlich zu bemerken schien, was Mara mir unbewusst zeigte. Sofort verschloss sich ihre Miene und sie setzte ein unpersönliches Lächeln auf. Ich wurde wütend. Richtig wütend. Warum nur wollte sie mich nicht? Spürte sie denn nicht diese gegenseitige Anziehungskraft? Warum nur ignorierte sie mich immer? Es tat so weh!
Ich musste ihr zeigen, dass ich sie nicht brauchte, dass ich kein Spielzeug war, dass sie ablegen konnte wie es ihr gefiel. Also drehte ich mich weg, lief strahlend auf Kim zu, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er gab mir einen Helm, den er mitgebracht hatte, ich stieg auf, umschlang seinen Oberkörper mit den Armen und wir brausten davon.
Was ich nicht sah, waren feuerspeiende, graue Augen, die jeder unserer Bewegungen folgten. Ich sah auch nicht wie sich Maras Miene verfinstere und die pure Eifersucht  ihren hübschen Mund zu einem schmalen Strich werden ließ. Mara sprang in ihr Auto und schloss die Autotür mit einer Wucht, die ihre unbändige Wut widerspiegelte.
Warum nur gab sich Laura mit solch schmierigen Typen ab? Aber warum war ich, Mara, darüber so aufgebracht? Ich wollte sie doch von mir wegtreiben, dies war mir offensichtlich gelungen. Aber warum so ein eingebildeter Schnösel? Es gab doch, tausend bessere als ihn, so schrie mein Herz....
Zum Beispiel..... MICH!

—————-
Hallo,
ich entschuldige mich, dass es so lange gedauert hat, aber ich möchte es gut machen, deswegen schreibe ich immer viele Versionen und entscheide mich dann für eine... das dauert. Sorry also nochmal. Ich hoffe wieder auf eure Kommentare, wie schon gesagt, sie motivieren mich letztlich zum Weiterschreiben. Euch einen schönen Abend noch 🙂

Dann kamst Du...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt