Kapitel 14

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Pov. Max
Oben auf dem Hügel angekommen, sehe ich zu der Stadt in der ich seit achtzehn Jahren lebe. Seufzend setzte ich mich auf den Boden und betrachte sie. Sebastian hatte recht, von hier oben betrachtet ist sie klein und auch etwas langweilig. Ich lasse meinen Blick über alle Häuser schweifen. Manchmal stelle ich mir vor wie es in den Häusern aussieht und wie dessen Bewohner so sind. Manchmal ist es einfach, manchmal aber auch nicht. Seufzend lege ich mich hin, strecke meine Beine von mir und lege meine Hände an meinen Hinterkopf. Genauso sehe ich eine Weile in den Himmel. Ich beobachte die Wolken, wie sie mal langsam aber auch mal schneller vorbeiziehen. Nach einiger Zeit schließe ich meine Augen und lausche den Vögeln. So dumm es auch klingen mag, hier oben auf diesem Hügel fühle ich mich Seppl nah. Es ist so als würde er direkt neben mir liegen und auch den Vögeln zuhören. Aber er ist ja in Italien. Noch. Bald nicht mehr. Bald ist er wieder bei mir, wie sehr ich ihn doch vermisst habe. "Ähm hallo?" ,höre ich eine männliche Stimme. Ich erschrecke mich und setzte mich sofort auf. Ich sehe mich um und entdecke einen Jungen ungefähr in meinem Alter, wenn nicht sogar älter. "Hey." ,sage ich als ich mich etwas von meinem Schreck erholt habe. Der Junge schmunzelt deshalb und kommt näher zu mir. Er lässt sich neben mich ins Gras fallen und lässt seinen Blick über die Stadt schweifen. "Schöne Aussicht hier." ,meint er als sein Blick wieder auf mich fällt. Seine blau-grauen Augen musteren mich, was mich deutlich nervöser macht. Seine braunen, lockigen Haare sehen so verdammt flauschig aus. Er hat einen Nasenpiercing und auch ein paar Tattoos an den Armen, jedenfalls vermute ich das da ich nur ein wenig von seinen Armen sehen kann. Sein Shirt ist weiß nur die Ärmel sind schwarz. Er trägt eine schwarze, gelöcherte Jeans und schwarze Vans. Da mag anscheinend jemand die Farbe schwarz. Seine Muskeln an den Armen kann man deutlich durch die Ärmel sehen.

"Wie heißt du?" ,fragt er mich jetzt. "Max." ,sage ich und mustere wieder sein Gesicht, es ist ziemlich markant und die Wangenknochen kann man perfekt sehen. "Ich bin Logan. Nett dich kennenzulernen." ,meint Logan und lächelt leicht. "Logan? Wieso lern ich eigentlich immer nur Jungs kennen die mit L anfangen?" ,frage ich rhetorisch. "Wen hast du denn alles kennengelernt?" "Naja den einen habe ich vor zwei Jahren kennengelernt, Lukas, ist seit zwei Monaten mein Ex Freund. Letztes Wochenende habe ich Luca kennengelernt, ich hab ihn eigentlich sehr gemocht, allerdings hab ich am Montag herausgefunden das er mein Lehrer ist und wir somit den privaten Kontakt abbrechen sollten. Und jetzt hab ich dich kennengelernt, Logan." ,seufze ich.

"Was machst du eigentlich hier oben so alleine?" ,fragt Logan nach einer kurzen Pause. "Ich denke nach." ,sage ich und wende mich wieder der Stadt zu. "Über was?" "Meinen Bruder." "Warum?" ,fragt er mich interessiert. "Er kommt am Freitag wieder hier her zurück. Fünf Jahre ist es jetzt her das ich ihn das letzte mal gesehen habe." ,erzähle ich ihm und frage mich im nächsten Moment warum ich ihm überhaupt etwas erzähle. In letzter Zeit bin ich sehr offen gegenüber fremden, was ziemlich dumm ist. "Wenigstens hast du Geschwister. Ich bin Einzelkind und sterbe förmlich an langweile." ,sagt Logan uns sieht wieder vor sich hin. "Naja Freunde helfen auch wenn man langeweile hat." ,meine ich und sehe ihn von der Seite an. "Ja und was ist wenn man keine hat? Menschen sind doch alle gleich. Nur weil man anderst ist wird man ausgegrenzt. Nur weil man nicht so eintönig und langweilig ist wie die meisten Menschen hier. Menschen sind grausam." In seiner Stimme höre ich so viel hass und Wut, seine Wangenknochen treten noch weiter hervor da er sein Kiefer aufeinander presst. "Wieso bist du anderst?" ,frage ich. Sein Blick gleitet wieder zu mir und er sieht mich an. "Sieht man das nicht? Die meisten sehen mich schon komisch an aufgrund von meinem Piercing oder den Tattoos oder von meinem Verhalten. Ich beobachte lieber Menschen als mit ihnen zu sprechen. Ich spreche erst mit ihnen wenn ich sie für schlau genug halte." "Und ich bin schlau genug?" ,frage ich und hebe eine Augenbraue. "Ich habe dich beobachtet, du wirkst nachdenklich und in dich gekehrt aber gleichzeitig bist du auch so offen gegenüber Menschen. Außerdem hast du mich noch nicht komisch oder angeekelt angesehen und ich glaube wenn ich dir sage das ich Bi bin, würde es dich nicht sonderlich stören. Du bist endlich mal nicht so ein ignorantes Arschloch wie die meisten hier. Es dauert ziemlich lang so jemanden zu finden." "Du bist Bi?" "Jap." ,antwortet er mir und sieht wieder nach vorne. "Wie alt bist du?" ,frage ich interessiert. "Zwanzig und siehst du ich wusste dir ist egal das ich Bi bin." ,meint er grinsend und verschränkt seine Arme hinter seinen Kopf bevor er sich ins Gras zurücklegt. "Oh Gott ich bitte dich. Ich bin ja auch Schwul." ,sage ich und gestikuliere wild mit meinen Händen um meine Aussage zu unterstreichen. "Und schon wieder hatte ich recht. Du bist ziemlich offen gegenüber anderen Menschen." ,meint er nur und schließt zufrieden seine Augen. "Ich bin nicht offen!" ,sage ich trotzig. "Ach ja?" ,fragt er schmunzelnd und öffnet leicht sein rechtes Auge um mich anzusehen. "Ja!" ,sage ich schnaubend. "Ich spreche mit dir seit fünf Minuten und weiß das du einen Bruder hast der vor fünf Jahren von Zuhause weggegangen ist und dieser wird diesen Freitag zurückkommen. Dein Ex Freund, mit dem du zwei Jahre lang zusammen warst, heißt Lukas. Ihr habt vor zwei Monaten Schluss gemacht. Letztes Wochenende hast du Luca kennengelernt der sich als dein Lehrer herausgestellt hat weshalb ihr beide den privaten Kontakt abbrechen solltet. Ach ja und du bist außerdem noch Schwul. Und du meinst du wärst nicht offen mir gegenüber." ,meint er grinsend. "Okay du hast gewonnen." ,gebe ich beleidigt nach.

Logan lacht kurz belustigt auf bevor er seinen Kopf in meine Richtung dreht und mich ansieht. "Max?" "Ja?" "Wie hat deine Familie reagiert als du ihnen gesagt hast, dass du Schwul bist?" ,fragt er interessiert und fokussiert mich mit seinen blau-grauen Augen. "Meine Vater meinte er würde es akzeptieren, meiner Mutter musste ich versprechen später zwei Kinder zu adoptieren, meine kleine Schwester fande es toll und mein Bruder hat sich für mich gefreut." "Woher wusste es dein Bruder? Er ist doch seit fünf Jahren weg." ,fragt Logan verwundert und setzt sich wieder aufrecht hin. "Hab es mal in einen Brief geschrieben." ,erkläre ich. Logan formt ein stummes 'ah' mit seinen Lippen und nickt leicht.

"Wie haben deine Eltern reagiert das du Bi bist?" ,frage ich jetzt. "Sie heben mich aus dem Haus geschmissen und gesagt ich dürfte erst wieder kommen wenn ich 'normal' geworden bin. Das war vor drei Jahren. Ich bin in ein Heim für Teenager gekommen und bin dort geblieben bis ich achtzehn war. Dort hab ich auch jemand kennengelernt, Kyle. Wir haben die selben Ansichten von Menschen und auch anderen Dingen. Als wir achtzehn geworden sind, haben wir ne WG gegründet. Mittlerweile wohnen wir zu dritt." ,erzählt er mir. Nach seiner Erzählung blicken wir beide wieder vor zu der Stadt und schweigen. Es dämmert schon langsam, allerdings habe ich noch nicht vor nachhause zu gehen. "Du bist auch ziemlich offen." ,sage ich nach einiger Zeit. "Ja aber nicht zu jedem. Nur zu denen die es meiner Meinung nach verdient haben. Ich lasse nicht gerne Menschen an mich ran, die mich nur verletzten wollen. Ich vertraue dir und ich vertraue fast keinem, also muss das was heißen." ,meint er und starrt weiterhin in die Ferne. Ich beobachte ihn von der Seite und mir fällt jetzt erst auf wie bleich er ist. Wie ein Vampir. Nur das es diese in echt nicht gibt. Sein Nasenpiercing wird von der untergehenden Sonne, so angestrahlt, dass er etwas glitzert. Seine Haare wirken ziemlich durcheinander wegen den Locken.

"So schön es hier auch ist, ich sollte wieder Heim zu Kyle und Cole." ,meint Logan und steht auf. Ich stehe auch auf und sehe zu ihm hoch. Er ist ziemlich groß, ich würde ihn auf 1,90 m schätzen. "War nett dich kennenzulernen. Jetzt weiß ich das es noch Hoffnung für die Menschheit gibt." ,meint er schmunzelnd. "Hab mich auch sehr gefreut dich kennenzulernen Logan." ,sage ich und jetzt entsteht dieser komische Moment wenn man nicht weiß wie man sich von dem anderen verabschieden soll. Einfach gehen? Tschüss sagen und gehen? Die Hand geben, tschüss sagen und gehen? Oder einfach tschüss sagen, umarmen und gehen? Ich weiß es nie. Manchmal frage ich mich warum immer alle wissen wie man sich wann und wie verabschiedet. Woher wissen die das? Gab es irgendwo einen Kurs in dem alle waren außer ich? Naja egal. Logan nähert sich mir und umarmt mich vorsichtig und löst sich auch relative schnell wieder von mir. "Bye Max. Viel Glück mit Luca." Und damit ist er weg und läuft den Weg in unsere Stadt. Eigentlich wollte ich ihn noch nach seiner Nummer fragen weil ich ihn eigentlich mochte. Ich denke wir könnten Freunde werden. Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken ihm hinterher zu rennen, doch den verwerfe ich schnell wieder.

Nach einiger Zeit denke ich, dass es auch für mich Zeit ist um zu gehen und mache mich auf den Heimweg. Während dem Heimweg, fasse ich in meine Hosentasche und spüre einen Zettel. Ich bleibe unter einer Laterne stehen und ziehe den Zettel raus. Diesen falte ich auf und sehe Zahlen. Was ist das? Sieht aus wie...eine Handynummer. Aber wieso ist der Zettel in meiner Hose? Und wem gehört die Nummer?

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Das auf dem Bild oben ist Logan🙈

Mauz~Maybe SomedayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt