V. Wieso gehst du?

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"Wer ist der Langhaarige hier im Gang?"
"Da ist niemand mit langen Haaren im Gang."
Wieder der selbe mitleidige Blick.
"Der mit der Gitarre..."
"Hier darf man keine Instrumente mitnehmen."

Fast verzweifelt rauft er sich die Haare.
Er musste wissen wer es war, er hatte es sich doch nicht eingebildet!

Für diesen Moment hatte er sich wieder lebendig gefühlt, die Musik war durch seinen Körper hindurch geflossen wie ein Lebensrettender Trunk.
Für einen kurzen Moment wieder leben.

"Es muss zu mir kommen, bitte!"
Flehend blickte er seiner Schwester entgegen.
"Hört ihr ihn den nicht?"
Diese schüttelte nur traurig den Kopf und strich ihm beruhigend über das Haar.

"Felix, du musst geträumt haben... Du weißt, dass es hier sehr viele verschiedene Geräusche gibt." Sie blinzelte ihn an.
Oh, wie sehr hasste er diesen Blick, diese Körperhaltung.
Angst und Mitleid, beides brauchte er nicht, es war sowieso zu spät und nur noch eine Frage der Zeit.
Das einzige was er brauchte waren nur diese Klänge, die ihm für einen Kurzen Moment das Leben wieder geschenkt hatten, die die Zeit hatten stehen lassen, brauchte ihre Farben, mit denen der Andere so wundervoll, kunstvolle Klangbilder in den trostlosen Raum gemalt hatte, das es ihm ganz warm ums Herz geworden war.

Nur noch einmal leben, für einen kurzen Moment.

Nächtliche Gespräche - FewjarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt