Das störende Bein

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Obwohl er zwei gesunde Beine hatte, wollte George Boyer seit seiner Kindheit einbeinig sein. Boyer leidet an der Körperintegritätsidentitätsstörung, kurz BIID (engl. Body Integrity Identity Disorder). Dabei empfinden die Betroffenen Teile ihres Körpers oder deren Funktionen als störend. Gliedmassen wollen amputiert oder Körperfunktionen wie zum Beispiel die Sehfähigkeit ausgeschaltet werden. Teilweise benutzen Personen mit BIID bereits Rollstühle, Blindenstöcke oder Prothesen, um das Gefühl von einer körperlichen Beeinträchtigung zu simulieren. Um sich von seinem störenden Bein zu trennen, schiesst sich Boyer in seinem Garten mit einer Schrotflinte ins Knie. Alles war genau geplant. Er wusste, wo er hinschiessen musste, damit es a wenigsten weh tut. Das Bein hat er vorab abgeschnürt, dass er nicht zu viel Blut verlieren würde. Das Handy lag bereit, um Sanitäter anrufen zu können. Nur eines hatte er vergessen: sein Handy hatte in seinem Garten keinen Empfang. Seine Vermieterin fand ihn und verständigte den Notruf. Nachdem die Ärzte zehn Tage lang um das Bein kämpften, mussten sie es schlussendlich Bein vollständig entfernen. Ganz zu seiner Freude. «Ich bereue nur, dass es nicht früher geschehen ist», erzählt Boyer.

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