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Ich hämmere gegen die Tür, rufe immer wieder seinen Namen, doch nichts geschieht. Bei einem Moment der Stille höre ich ihn schluchzen. Das hast du wieder super hinbekommen, Levi! In meiner Brust ist dieses schmerzhafte Ziehen. Das letzte Mal, als ich dies spürte, lagen meine Freunde tot in der Gasse. Wieso konnte ich nicht einfach den Moment genießen? Warum musste eine, eigentlich schöne, Erinnerung alles zerstören? Was kann ich machen, damit er mir verzeiht? ? Aber zu allererst, wiebringe ich ihn dazu mir zuzuhören?
Ich begebe mich in mein Zimmer zurück. Auf dem Weg dahin suche ich verzweifelt nach einer Lösung. Das kann doch nicht so schwer sein! Aber so lange er da noch ist, kann ich noch nichts machen.

Im Zimmer angekommen, lege ich mich auf sein Bett. Es riecht nach ihm. Mein Herzschlag erhöht sich. Er hat es bestimmt nicht ernst gemeint. Es ist ihm bestimmt nur so rausgerutscht, weil er so wütend auf mich war.

In binnen von Minuten drifte ich in den Schlaf ab.

Am darauffolgenden Tag werde ich durch ein vibrierendes Handy, auf dem Tisch, geweckt. Ohne auf die Nummer zu schauen, nehme ich ab.

„Was!", gebe ich genervt von mir.

„Es tut mir sehr leid Sie so früh am Morgen zu stören, Herr Ackerman, aber wir haben wichtige Neuigkeiten für Sie. Es geht um die Sache mit Herrn Smith. Wir haben herausgefunden, dass seine DNS mit der vom Tatort übereinstimmt. Wir haben ihn zu diesen Anschuldigungen befragt, wobei er diese von sich wies, was dazu führte, dass wir einen Lügendetektor hinzugezogen haben. Der Test ist positiv ausgefallen. Deshalb haben wir ihn bis zur Gerichtsverhandlung in der JVA untergebracht. Sie und auch Herr Jäger werden noch Post von uns erhalten bezüglich der Gerichtsverhandlung."

Ich entschuldige mich für meine schlechte Laune und bedanke mich im Nachhinein.

Er war es also wirklich?

Wie konnte er nur?

Was hat ihn dazu gebracht?

Ich hatte immer gedacht, er könne keiner Fliege etwas zu leide tun. Da habe ich mich anscheinend geirrt.

Ich bin gerade dabei mich umziehen, als die Tür wütend geöffnet wird. Vor mit steht ein wütender, blonder, junger Pfleger. Seine Augen strahlen puren Hass aus. Seine dunkle Aura ist förmlich zu sehen. Er funkelt mich missachtend an.

"Was hast du ihm angetan!" Es klingt mehr wie ein verärgerter Ausruf, als nach einer Frage. Ich starre ihn an und rege mich kein Stück.

"Ich habe dir gesagt was geschehen wird, solltest du Eren verletzten. Und das hast du geschafft! Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du einer von dieser Sorte bist."

"Jetzt halt mal die Luft an. Ich habe ihn nicht betrogen oder sonst was. Ich hatte jeglich eine Erinnerung, bei der ich nicht gemerkt habe, dass ich den Namen meines verstorbenen Freundes gestört habe! Ich habe es schon versucht ihm zu erklären, aber er hört mir nicht zu. Und jetzt verschwinde!" Armin knallt die Tür und ich mache mich weiter fertig. Ich muss unbedingt mit Eren sprechen. Meint es mein Schicksal wirklich nicht gut mit mir?

Am Nachmittag sitze ich mal wieder in diesem Gruppenraum und muss anderen dabei zuhören, wie es ihnen geht oder was sie so gemacht haben. So langsam habe ich immer mehr den Drang nachts aus dieser Klinik auszubrechen. Zwischendurch hatte ich einen guten Grund hier zu bleiben, aber nachdem Eren es beendet hat, mach das hier keinen Sinn mehr. In ein paar Minuten ist zum Glück dieses dämliche Treffen vorbei, dann kann ich endlich wieder in mein Zimmer und mir einen Plan überlegen. Genervt sitze ich auf meinem Bett. Was mach ich eigentlich, wenn Eren gleich in dieses Zimmer spaziert kommt? Soll ich ihn ansprechen? Was soll ich sagen? Dass es mit leid tut? Dass ich Erwin hinter Gitter für ihn gebracht habe? Dass ich ihn nicht betrogen habe? Dass ich ihn liebe? Dass ich ihn nicht verlieren will?

„Es war mir von Anfang an klar! Ich hätte mich gar nicht erst in ihn verlieben sollen! Jetzt habe ich den Salat. Wie soll ich das nur wieder gut machen? Kann ich es überhaupt gut machen?", frage ich mich selbst verzweifelt.

„Du könntest mir erklären, wer das ist und warum du an ihn gedacht hast, als wir dabei waren...", beantwortet ein wunderschöner Junge mit Ozean Augen meine Frage. 

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