Challenge 1

157 17 3
                                    

Dieses Kapitel gehört nicht mit zum eigentlich Buch sondern zu dem Wettbewerb bei dem ich mitmache, wenn euch also nur die eigentlich Geschichte interessiert, dann könnt ihr das hier auch einfach überspringen, wenn ihr wollt. 

Das erste was Jason am Tag seines elften Geburtstages tat, war die Vorhänge seines Fensters aufzureißen. Ein erschreckendes Weiß drückte sich gegen das Fenster, nur ab uns zu waren einzelne Schneeflocken in dem Sturm zu erkennen, der dort draußen schon seit zwei Tagen tobte. Jasons Schultern sackten nach unten und er ließ sich ohne Umschweife auf den Boden vor seinen Bett fallen. Wie sollte bei diesem Wetter eine Eule zu seinem Haus finden?      
Ganz ruhig, Jason, murmelte eine sanfte Stimme in seinem Kopf, es ist eine magische Eule, die schafft das schon! Er nahm einen tiefen Atemzug und nickte erleichtert, die Stimme hatte natürlich recht. Aber was, flüsterte eine ganz andere Stimme in seinen Gedanken, was, wenn du wie Daisy bist und keinen Brief bekommst? Was wenn du es einfach nicht in dir hast? 
Bevor Jason auf diesen schmerzlichen Gedanken eingehen konnte öffnete sich die Tür einen Spalt breit und das müde, aber lächelnde Gesicht seiner Mutter schaute herein. "Jason? Alles Gute zum Geburtstag Schatz!" In ihren Händen hielt sie einen kleinen Kuchen auf demmit roter Glasur, Jasons Name geschrieben stand.
"Was machst du denn auf dem Boden?" Hastig rappelte er sich wieder auf und klopfte einige Kekskrümel von seiner Hose. "Alle warten unten auf dich, Liebling." Besorgt legte sie eine Hand auf seine Stirn, als könnte ein Fieberanfall daran Schuld sei dass ihr Sohn einfach so auf dem Boden lag. "Ich komme sofort, geh ruhig schon ohne mich runter." Als seine Mutter mitsamt dem Kuchen verschwunden war , stellte Jason sich mit einem Seufzen vor seinen Spiegel. Etwas unbeholfen strich er sich die dunklen Harre ,die sich, wenn sie nicht kurz genug geschnitten wurden, wellten. Insgeheim hatte er sich immer gewünscht, dieselben hellen Haare wie sein großer Bruder und seine Mutter zu haben, aber daran ließ sich nun einmal nichts ändern. Noch einmal atmete Jason tief durch und sah sich fest in die grauen Augen. "Er wird heute kommen! Ganz sicher!"

Von sich selbst ermutigt streifte er sich seine löchrigen Socken über und machte sich auf den Weg in die Küche, wo tatsächlich alle schon auf ihn warteten.
Dustin lehnte an der Glastür, die zum Garten führte und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, dass wohl spöttisch sein sollte, aber Jason wusste, dass sein fünf Jahre älterer Bruder extra für ihn in den Weihnachtsferien nach Hause gekommen war. Daisy, die ebenfalls älter war als er, saß mit der achtjährigen Cora auf dem Schoß neben ihrer Mutter und alle drei strahlten ihn an. "ALLES GUTE ZUM ELFTEN GEBURTSTAG", riefen alle durcheinander und Dustin drückte ihn auf seinen Stuhl, ließ es sich aber nicht nehmen ihm vorher die Haare zu durchwuscheln. 
Während des Frühstücks und des Essens war Jason sehr still, immer wieder wanderte sein Blick von seinem Teller, zum Fenster, zurl großen Standuhr, die er durch die offene Tür sehen konnte, und wieder zurück auf seinen Teller. Er wird kommen, er wird kommen, er wird kommen, dachte er,..... wie ein Mantra immer wieder. Als alle fertig waren unterhielt Dustin sie mit einer kleinen Vorführung von verzauberten Feuerwerkskörpern, die er mitgebracht hatte. Überall in der Küche explodierten bunte Funkenwirbel und eine der Raketen schrieb sogar Wörter in die Luft. All das hätte Jason an jedem anderen Tag völlig in seinen Bann gezogen, aber heute konnte er sich nich einmalt so richtig über seine Geschenke freuen, nicht mit dieser nagenden Ungewissheit im Magen. Er erinnerte sich noch, als Daisy vor drei Jahren ihren elften Geburtstag gehabt hatte. Auch sie hatte den ganzen Tag mit der Nase am Fenster geklebt und darauf gewartet, dass eine Eule ihr einen Brief von Hogwarts brachte, wie es auch schon bei Dustin geschehen war. Doch es war keine Eule gekommen, Daisy hatte drei Tage lang geheult und sich in ihr Zimmer eingeschlossen. Damals hatte Jason ihr Getue nicht verstanden, aber in diesem Moment, hatte er das Gefühl, er könnte durchaus drei Wochen in seinem Zimmer unter seiner Decke kauern und heulen. Wieder zuckte sein Blick zum Fenster, aber außer dem Schnee war nichts zu sehen. Wieso musste er auch mitten im Winter Geburtstag haben? Mittlerweile war ein wächsernes Lächeln auf seinem Gesicht erschienen. Dustin ist vielleicht der einzige Zauberer in unserer Familie, flüsterte es wieder unheilvoll in seinen Gedanken, vielleicht solltest du dich damit abfinden, dass du ganz normal bist. Es kann einfach nicht sein, der Brief muss kommen, dachte Jason verzweifelt. Seit sein großer Bruder seinen Brief bekommen hatte, war es Jasons größter Traum gewesen, ebenfalls ein Zauberer zu werden und nach Hogwarts zu gehen. Heimlich hatte er in den Ferien Dustins Bücher geliehen und im Taschenlampen Licht alles in sich aufgesogen, was er zu lesen bekam. Natürlich hatte er nur wenig verstanden, aber trotzdem hatten diese Bücher ihm so viel mehr gegeben als Wissen. Sie hatten ihm ein Fenster in eine andere Welt offenbart, eine magische Welt. Und Teil dieser Welt zu sein, davon hatte er geträumt, so lange schon.
Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es schon Zeit zum Mittagessen war, aber seine Familie lachte immer noch über Geschichten, die sein großer Bruder zum besten gab. Flüchtig bekam Jason mit, dass ein Bild mit einer fülligen Dame und ein verloren gegangener Aufsatz für Alte Runen darin vorkam. So langsam wünschte er, sie würden einfach aufhören. Jede Erwähnung von Magie schien ihm plötzlich wie ein Dolchstoß in die Brust, vielleicht war ihm aber nur von dem ganzen Kuchen übel. "Entschuldigt mich, ich komm gleich wieder." Und ehe ihn irgendjemand  hätte aufhalten können, sprang er auf und rannte die Treppe nach oben. 
Keine 10 Minuten später saß er auf seinem Bett, die Decke über den Kopf gezogen und den Zauberstab seines Bruders in Händen. Dustin versteckte ihn immer zwischen seinen Socken, da er glaubte, dort würde nur ein Verrückter hineinsehen. Gedankenverloren strich Jason über das helle Holz, das ihm mittlerweile so vertraut war wie seine eigene Haut, und malte die kleinen, feinen, Linien nach, die sich um den Griff wanden. Minuten vergingen, Stunden, vielleicht auch Tage oder Jahre, so genau wusste Jason es nicht. Eine allumfassende Leere hatte von ihm Besitzt ergriffen und alles was er tun konnte um nicht in ihr zu ertrinken war, sich am Zauberstab seines Bruders festzuklammern.
Niemals würde er einen eigenen bekommen. Niemals würde er zum Einkaufen in die Winkelgasse gehen oder sich die langen, schwarzen Roben kaufen, die man in der Schule trug. Er würde nicht mit Freunden über das Gelände schlendern, lachen und zaubern. Er war normal, völlig normal, langweiliger ging es ja fast gar nicht mehr. Doch damit musste er sich jetzt auseinandersetzen und es akzeptieren. "Ich bin kein Zauberer!", flüsterte er und war überrascht wie leicht ihm die Wahrheit von den Lippen rutschte, aber noch mehr überrascht war er darüber, dass seine Stimme sich anhörte wie eine schlecht geölte Tür. Verwirrt fuhr er sich über die Wangen, sie waren feucht. Erst jetzt merkte er, dass er weinte.
Es klopfte. Erschrocken richtete Jason sich auf, die Decke rutschte von seinem Kopf. "Hey, Kleiner?", drang Dustins gedämpfte Stimme durch die Tür. "Du bist jetzt schon seit fast 5 Stunden in deinem Zimmer und Mum macht sich langsam echt Sorgen, also..." Eine kleine Pause entstand. "Gib einfach ein kleines Lebenszeichen." Jason machte dem Mund auf um etwas zu sagen, irgendetwas, aber alles was er hervor brachte war ein markerschütterndes Schluchzen. Eine kleine Weile war es vor der Tür still, dann öffnete sie sich langsam. Sofort drehte Jason das Gesicht weg, er wollte nicht, dass sein Bruder seine roten Augen oder sein angeschwollenes Gesicht sah. Er fühlte wie sich jemand neben ihm aufs Bett setzte. "Hey, ist doch nicht schlimm.", versuchte Dustin ihn aufzumuntern und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Nächsten Sommer werde ich siebzehn und dann kann ich auch außerhalb von Hogwarts zaubern, weißt du?" Jason nickte, das wusste er, Dustin verpasste kaum eine Gelegenheit es nicht zu sagen. "Dann zeig ich dir all die coolen Tricks die ich gelernt habe." Etwas sehr heißes floss durch Jasons Bauch hoch in seine Brust und dann in seinen Kopf. "GLAUBST DU ES INTERESSIERT MICH WAS DU GELERNT HAST?!", brüllte er und merkte gar nicht, wie erneut Tränen über sein Gesicht liefen, doch diesmal waren es heiße Tränen der Wut. "MIR IST ES TOTAL EGAL WAS DU MACHST, KAPIERT!" Und bevor er Zeit hatte nachzudenken schnappte er sich den ersten Gegenstand den er erreichen konnte (zu Dustins Glück war es lediglich das Kopfkissen) und warf es nach seinem Bruder, der erschrocken aufsprang und gerade noch einem vorbeisausendem Wecker ausweichen konnte, der an der Wand zerschellte. Das nächste Geschoss (eine kleine Plüschmaus) knallte gegen die Tür, die sich bereits hinter Dustin hastig geschlossen hatte. Jetzt noch unglücklicher vergrub Jason sein Gesicht in der Decke und weinte, bis er keine Tränen mehr hatte und vor Erschöpfung einschlief, den Zauberstab seines Bruders immer noch fest umklammernd. 
Mitten in der Nacht wurde Jason jedoch wieder aus dem Schlaf gerissen und zwar von einem unglaublich lauten und schallendem DONGGGGGGGG. Mit verklebten Augen sah er sich im Zimmer um, alles schien wie immer, alles, außer einem großen Schatten vor einem Fenster. Der Schatten, von Wind und Schnee hin und her gerissen, schlug mit den Flügeln und klatschte erneut gegen die Scheibe. Das Klicken in Jasons Kopf war beinah genauso laut, er stürzte aus dem Bett, rutschte aus, knallte hin,rappelte sich erneut auf und riss, ohne nachzudenken, das Fenster auf. Ein eiskalter Wind schnitt ihm ins Gesicht und eine große Ladung Schneeflocken flitzte an ihm vorbei in sein Zimmer, das alles wurde begleitet von lautem Gekreische und einer dicken Eule, die Jason direkt in die Arme geweht wurde. Wie durch dicken Nebel hörte er sie vorwurfsvoll, aber dankbar, schuhuhen, während er das Fenster wieder schloss. Langsam trug er sie zu seinem Bett und legte sie sanft darauf ab, ein Schneeschauer überzog ihn erneut, als sie sich schüttelte und aufplusterte, dann streckte sie erschöpft, aber auch stolz, ihr Bein in Jasons  Richtung. Mit zitternden Händen zupfte er den durchnässten Brief, der dort hing, ab und drehte ihn um. Dort stand, in grüner Tinte klar und deutlich geschrieben:

Mr Jason Silk
Schlafzimmer unter dem Dach
Diamond Corner 36

Rye, West Sussex
England

Jason kaute eine Weile auf seiner Unterlippe herum, dann, ganz vorsichtig, brach er das rote Wachssiegel, das den Umschlag verschlossen hielt, auf und zog ein dickes Stück Pergament heraus. Die smaragdgrüne Tinte war an manchen Stellen etwas verlaufen, aber trotzdem brauchte er keine zwei Minuten um den ganzen Brief durchzulesen.
Und während die Eule sich in ein Nest aus seiner Bettdecke fallen ließ, lief Jason schreiend durch das Haus. Niemand schlief in dieser Nacht mehr, alle waren dazu gezwungen sich aus ihren warmen Betten zu begeben und im Wohnzimmer Jason zu lauschen, der ihnen bis fünf Uhr morgens seinen Brief ganze fünfzehn Mal vorlas. 










@Lese_deinen_Traum

Eine Hogwartsgeschichte in schwarz und gelbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt