Eine Tat aus Verzweiflung + Alkohol

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Eine lange Zeit ist vergangen sodass mein gebrochenes Herz heilen konnte. Es war lange her das irgendetwas spannendes passiert ist und das letzte mal im Café so im Stich gelassen zu werden hat seine Spuren hinterlassen. Doch so langsam schöpfe ich Hoffnung. Ich und meine besten Freunde, Heiko und Max, haben beschlossen einmal pro Monat einen Termin auszumachen um uns in einer Bar oder einem Restaurant zu treffen und einfach uns zu sehen und über Gott und die Welt zu Philosophieren.

Unser erster "Männerabend", wie wir diese Treffen liebevoll schimpfen, verläuft zunächst ruhig Wir reservieren uns einen Tisch in einer gehobenen Burger-Bude und treffen uns da wie vereinbart. Heiko hatte wie immer ein weißes Hemd an und einen schwarzen Pullover in dem er gefühlt jeden um Meter überragt obwohl er nur 1.95 Meter groß ist. Er scheint in seiner Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit ziemlich viel Trainieren zu müssen. Ich und Heiko kennen uns bereits seit unserer frühsten Kindheit da wir Quasi miteinander Aufgewachsen sind. Trotz 3 Jahren absoluter Funk-Pause haben wir uns bei ersten Treffen verhalten als gäbe es die 3 Jahre nicht und begannen da wo wir aufhörten.

Max hingegen kam eher schlicht gekleidet, ein T-Shirt eine Jeans und das war's so ist Max eben. Ich persönlich hatte mich auch nicht allzu sehr in Schale geworfen, da ich auch nur ein Hemd und einen Pullover trug. Max kenne ich noch nicht allzu lange, sondern nur vom zocken mit Heiko und habe ihn heute das erste Mal in der "Realität" getroffen. Er ist fast so groß wie ich wobei ich der Jüngste von uns bin. Wir setzen uns zusammen an den Tisch und schauen in die Speisekarte und Bestellen unsere Burger. Wie es der Zufall wollte kamen wir auf den selben Beschluss: Jeder wollte einen Burger mit Ei, Speck, Tomaten, Gurke und 3 Buletten.

Als sich die Gespräche allmählich vertieften und die Burger gegessen waren setzten wir uns an die Bar. Noch blieben wir bei den alkoholfreien Getränken und den Softdrinks, doch es blieb nicht dabei. Ein paar Caipirinha und Cuba-Libre später kam uns die Idee diese Dating-App Tinder auszuprobieren. Wie Mutter schon immer sagte: "Die dümmsten Ideen sind die Effektivsten". Nachdem der Abend noch nach Plan verlief und nicht aus den Fugen geriet, haben wir uns verabschiedet.

'Es ist wirklich toll Mal wieder was mit Heiko zu unternehmen und dieser Max scheint in echt ja auch ganz nett zu sein' dachte ich mir während ich mit den Jungs zu meinem Bus ging. Sie selber waren mit dem Fahrrad da.

Nach einer ganzen Weile kam mein Bus dann auch. Ich stieg ein und hab mich auf einen freien Platz gesetzt war jedoch so müde das es nicht lange dauerte bis ich einschlief und als wolle mir das Schicksal was sagen hatte ich meine Haltestelle verpasst und bin vor der geschlossenen Psychiatrie aufgewacht. Der Busfahrer hatte noch gefragt ob er mich zu meiner eigentlichen Haltestelle bringen solle, doch ich dachte ich könnte etwas frische Luft vertragen und außerdem war es ja auch nicht so weit weg. So flanierte ich die Straße entlang, leicht angetrunken und hab mich an die Idee mit dieser App erinnert. Kaum dran gedacht und schon war sie auf meinem Smartphone und ich am wischen. Es verging knapp eine halbe Stunde bis ich komplett nach Hause flaniert bzw. mittlerweile getorkelt war. Kaum durch die Tür und die Schuhe ausgezogen fiel ich ins Bett und schlief sehr fest, doch die böse Wendung erwartete mich am nächsten Morgen.

An dem besagten Morgen wachte ich zuerst leicht verkatert um 2 Uhr Mittags auf und blickte auf mein Handy. Ich konnte mich gerade mal Bruchstückartig an die gestrige Busfahrt erinnert. Jedoch erinnerte ich mich sehr wohl an das komplette Gewische auf dem Nachhauseweg. Nun fiel mir auf das es Tatsächlich ein Match gab. Ich schrieb sie an.

Ich: "Hallo ich bin Denis und du musst Anna sein oder?"

Anna: "Haha nein ich heiße Julia, Anna benutze ich nur um Apps meinen Namen nicht zu verraten :)"

Ich: "Ach so haha. Na dann eben 'Hallo' Julia:)"

'Sie sieht auf den Bildern eigentlich ganz hübsch aus aber womöglich sind die auch nur irgendwo rauskopiert' dachte ich mir daraufhin

Julia: "Jup. Wie geht's so?"

Ich: "Eigentlich ganz gut und dir?"

Julia: "Auch ziemlich gut. Hab gesehen das du Quasi um die Ecke wohnst"

Ich: "Ja das stimmt. Wir können uns ja mal treffen"

'Aber auf keinem Fall in einem Café'. Bei dem Gedanken musste ich etwas schmunzeln.

Julia: "Ja klar. Wieso nicht? Wie wär's am Kanal etwas zu spazieren?"

Ich: "Wann? Jetzt?"

Julia: "Was spricht dagegen?"

'Hm was habe ich heute vor' überlege ich und gehe meinen Terminkalender im Kopf durch 'also 15 Uhr verkatert sein und um 16 Uhr an Kopfschmerzen sterben bestimmt kann ich das dazwischen irgendwo rein quetschen.' Ich musste etwas lachen.

Ich: "Nix Nix. Wo am Kanal wollen wir uns Treffen?"

Julia: "In Möhrendorf nach den Kuhställen?"

Ich: "Klar kling gut bin in knapp einer Stunde da"

Julia: "Wirst mich erkennen."

Ich machte mich direkt nach der Nachricht fertig und mit meinem neuen Fahrrad auf den Weg zu ihr.

'Es war ein ganzes Stück. Bestimmt 10 Kilometer, doch das ist kein Problem. Wieso auch ich bin ja nicht unsportlich oder so' rede ich mir sarkastisch ein bevor ich losfahre. Kaum auf den Weg gemacht, hielt ich auch schon wieder an um ein Bild von der fast schon malerisch wirkenden Landschaft zu machen. Es ist ein spitzen Bild geworden, um es etwas Übertrieben zu sagen könnte man es als wunderschönes Naturpanorama des Rhein-Main-Donau-Kanals bezeichnen. Halb verträumt genieße ich die Aussicht ein paar Minütchen bevor mir der Gedanke wieder in den Kopf schießt und zwar das ich ja eigentlich aus einem bestimmten Grund hier vorbei gekommen bin. So schwang ich mich wieder auf mein Fahrrad und strampelte weiter Richtung Treffen bzw. Date oder wie auch immer man das Bezeichnen sollte.

Ich kam beinahe auf die Minute genau eine halbe Stunde nach der Nachricht da an und sie hatte Recht mit dem Erkennen da sie in einer mehr als auffallenden Jacke da stand mit Schuhen an denen man erkannte das sie vermutlich sehr wenig Zeit hatte sich fertig zu machen. Nach einem kleinen Hände schütteln und diversen Minuten peinlich berührten Schweigens haben wir beschlossen uns auf den Weg zu machen. Es war ein eigentlich sehr entspannter Spaziergang wir haben viel geredet und ich habe viel von ihr erfahren. Zum Beispiel das sie einen sogenannten Shunt* hat da es ein Problem bei ihrer Geburt gab. Oder auch das sie 19 und damit ein Jahr älter als ich war, was mir jedoch egal war. Ich wollte schicht weg einfach nicht mehr alleine sein und jemanden haben dem ich Vertrauen kann und bei dem ich mich Wohlfühle wenn mir der Himmel mal wieder auf den Kopf fällt. Jedoch hatte ich auch erfahren das sie zum Ende der Woche bereits zu ihren Eltern ins 300 Kilometer entfernte Nordrhein-Westfalen fährt und das gleich für mehrere Wochen. Acht um genau zu sein und so wollte ich sie überraschen in dem ich mir einen Plan machte. Nach dem Treffen gab es sogar bereits einen Abschiedskuss welcher mich auf Wolke sieben steigen ließ und fast schon nach Hause gleiten ließ, so wie dieser meine Hoffnungen beflügelte.

*Shunt = ein Schlauch samt minimalem Motor als Gehirnflüssigkeitsaustauschsystem, der unter der Haut zur Bauchdecke führt wo die Flüssigkeit abgebaut wird, um ein verklebtes körpereigenes Austauschsystem zu ersetzen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 04, 2018 ⏰

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