Kapitel 11

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< Bitte, bitte hört euch die angehängten Lieder während des ganzen Kapitels an, wenn ihr könnt! 💘 >

"Remember all the things we wanted? Now all our memories, they're hunted. We were always meant to say goodbye."

- Already Gone, Sleeping At Last

Während ich auf Mason aufpasste, hatte ich viel Zeit, um nachzudenken. Aber als ich ihn mir so ansah, gab es nur ein Wort, das immer wieder groß in meinem Kopf auftauchte, und meinen Zorn zum Brodeln brachte: Rache.

Es war nun schon das zweite Mal, dass Mason wegen den Jägern im Krankenhaus lag und wäre Theo nicht gewesen, hätte ich Gabe damals in der Jungenumkleide dafür umgebracht. Was vielleicht sogar ein angenehmerer Tod gewesen wäre, als von seinen Freunden erschossen zu werden. Wie auch immer. Dieses Mal war es zu viel. Mason lag im Koma und keiner konnte sagen, ob er überhaupt wieder aufwachen würde.

"Ich räche mich für dich, Mason", flüsterte ich und griff nach seiner Hand. Sie fühlte sich noch warm und lebendig an, als würde er jeden Moment aufwachen.

Rache. Das war mein Plan. Nichts weiter. Mein Schädel war so vernebelt, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte.

Je länger ich alleine hier drin saß und Mason anblickte, desto stärker kribbelte es mir in den Fingerspitzen. Ich wollte am liebsten aufstehen und jeden einzelnen Jäger, den ich traf, in Stücke zerreißen. Hätte ich nicht solche Angst um Mason gehabt, wäre ich jetzt wahrscheinlich schon über alle Berge.

Irgendwann konnte ich nicht mehr stillsitzen. Ich stand auf und lief unruhig im Zimmer hin und her, während ich krampfhaft überlegte, wie ich nah genug an Monroe herankam, um ihr die Kehle aufzuschlitzen.

Bis mich plötzlich zwei Hände an den Oberarmen packten und mich zwangen, stehenzubleiben. Ich blickte in ein grau strahlendes Augenpaar und die Wut in mir loderte schon weniger hoch, mein Atem beruhigte sich und ich hörte auf zu zittern.

"Du bist nervös", stellte Theo fest. "Bist du dir sicher, dass du Scott nicht von dem Zettel erzählen willst? Heute ist Vollmond, schon vergessen?"

Natürlich. Natürlich suchte sie sich ausgerechnet diesen Tag für ihre bekloppte Aktion aus. Werwölfe sind bei Vollmond vielleicht stärker, unberechenbarer und tierischer - und was mich angeht, etwas durchgeknallter - als sonst. Tiere jedoch waren viel einfacher zu jagen als Menschen.

"Das ist eine Falle", sagte ich und starrte ihn an. Zuerst runzelte er die Stirn, bis er verstand und die Augen weitete.

"Hör zu, ich finde wirklich, dass du Scott Bescheid sagen solltest. Er ist stark und er lässt sich sicher nicht unterkriegen." Ich wusste nicht, wieso, aber diese Bemerkung gefiel mir überhaupt nicht. Mir wurde ganz heiß vor Verärgerung.

"Was, willst du etwa sagen, dass ich es nicht mit ein paar Jägern aufnehmen kann?", fragte ich energisch und verschränkte die Arme, damit er sich nicht näherte.

"Liam, hier geht es nicht um dich sondern um Alec! Wenn Scott nicht auftaucht, bringt sie ihn um!", schrie Theo und fuhr sich überfordert durch die Haare. Eigentlich hätte ich meine Arme nicht verschränken müssen, damit er fernblieb, er ging freiwillig einen Schritt zurück. Wann hatten wir denn Rollen getauscht?

"Seit wann interessiert es dich, ob jemand außer dir lebt oder stirbt?", entfuhr es mir. Ich bereute es sofort, als ich den verletzten Ausdruck, der sich in seine Augen geschlichen hatte und die zusammengepressten Lippen sah. Wieso musste ich bloß immer so ein Idiot sein?

i'm not gonna save you ➸ thiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt