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Wir laufen den langen Gang entlang, auf dem Weg zum Saal. Abgesehen von dem gewohnten Geräusch unserer Absatzschuhe auf den glänzenden Marmorfliesen ist nichts zu hören.
Keine Musik, nichts.
Merkwürdig.

Nun durchschreiten wir das große Tor, welches uns den Blick auf den Ballsaal gewährt. Die Säulen sind mit Rosen verziert und an der Decke hängt zwar der bereits bekannte, aber trotzdem immer wieder beeindruckende Kronenleuchter.

"Ah, da sind nun unsere Ehrengäste", sagt Aro und sieht zu uns. Langsam gehen wir die Treppe hinunter, als die Musik zu spielen beginnt.
Sofort steigt mir der Geruch menschlichen Blutes in die Nase.
Ich beiße mir auf die Zunge und versuche den Drang zu ignorieren.

Speziell zu diesem Fest werden auch Menschen eingeladen. Aro versprach damals, bei dieser Feierlichkeit keinem von ihnen etwas zu tun. Bis jetzt hat er dieses Versprechen auch gehalten, soweit es bekannt ist.
Die Sterblichen applaudieren, als wir an ihnen vorbei gehen. Sie glauben wir wären Verwandte der reichen Volturi, sie schöpfen zum Glück keinen Verdacht.

"Herzlich Willkommen!", sagt er und erhebt sich von seinem Platz.
Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, Jane, Alec, Demitri und Felix behalten uns im Auge.
Wieso nur?

Ich suche mir einen von ihnen aus und nutze meine Gabe. Ich kann sehen was der andere sieht, hören was er denkt und bekomme auch die Emotionen mit. Es ist mir auch mit genug Kontrolle möglich die Gedanken, die ich gehört habe und die, die ich in der Zwischenzeit selbst gedacht habe, vor Aro zu verstecken. Das hat mir Edward einmal gesagt, als wir wiedermal zu Besuch waren. Zum Glück funktioniert es auch, braucht aber noch etwas Übung.

Doch manchmal funktioniert das mit dem Einschleusen in die Gedanken nicht richtig.
Leider.
Einige Male ist es schon passiert, dass die Person danach starke Schmerzen empfand und sich schwach fühlte.
Ich entzog ihnen viel Energie, welche sich aber schnell regenerierte.
Es geschah aber auch, dass ich die Gefühle des anderen teilte.

Nun habe ich es wenigstens geschafft, das mit den Schmerzen zu kontrollieren und auch als Waffe zu nutzen. Je nach Belieben kann ich die Schmerzen auch verstärken. Fast so wie bei Jane, doch nicht so extrem.

Schnell verlasse ich Demitris Gedanken. Er schien mir die richtige Wahl gewesen zu sein. Bei Felix weiß ich nicht, ob er überhaupt an etwas denkt.

Ich schaue zu Renesmee, welche bei Aro steht und ihm die Hand auf die Wange gelegt hat, um ihm ihre Gedanken zu zeigen. Die Menschen achten gerade zum Glück nicht darauf.
Er lächelt und lässt sie in Ruhe, schaut aber nun mich an. Das heißt, ich bin als Nächstes dran.

Langsam gehe ich auf ihn zu und gebe ihm meine Hand. Ich konzentriere mich darauf, meine und Demitris Gedanken zu verstecken. Auch für mich verschwinden sie, solange Aro meine Hand noch hält, doch dann kommen sie wieder.

Ich sehe ihn an und verziehe keine Miene.
"Du traust mir noch immer nicht, oder?", fragt er leise.
"Gäbe es denn auch einen Grund, dir zu trauen?", frage ich im Gegenzug und ziehe meine Hand weg. Auch wenn es unhöflich ist, mir ist das egal.
"Liebe Bree, auch wenn es dir nicht gefällt. Ihr steht noch immer in unserer Schuld.
Wir hätten euch alle vernichten können, doch waren gnädig", leichte Wut ist in seiner Stimme zu hören.

"Gnädig also?
Fragt doch Irina, ob das gnädig war", sage ich monoton.
Autsch, das hat gesessen!
Bevor es zu einer lautstarken Auseinandersetzung kommen kann, steht Carlisle neben mir und führt mich zu den anderen zurück.
"Bitte verärgere ihn nicht wieder", sagt er mit seiner typischen väterlichen Stimme.
"Tut mir Leid, Carlisle", sage ich und meine es auch so.
Ich will ihn nicht enttäuschen, er ist wirklich wie ein Vater für mich.
Nun stehe ich wieder neben Renesmee,
"Du hast dich gerade mit Aro angelegt. Das war der Wahnsinn!", sagt sie erstaunt, wodurch ich lächeln muss.

Der Rest des Abends ist eher langweilig.
Mit jeder weiteren Sekunde hier, vermisse ich Seth und die anderen immer mehr.
Was sie jetzt wohl tun?
Vermutlich sitzen sie auf unserer Couch, essen Pizza und sehen Fern.
Hoffentlich ist Leah bei Ihnen und passt auf.

Nach weiteren Stunden ist es endlich vorbei und wir verlassen den Saal. Ich gehe in mein Zimmer und schreibe Seth eine Nachricht.
Ob er noch wach ist?
So wie es scheint schon, denn kurz darauf leuchtet das Display auf.

Seth: Echt so langweilig? 😂
Ich: Unheimlich langweilig. Ich will nach Hause! 😭
Seth: Komm schon, es sind nur noch zwei Tage. Das hälst du durch! 😂
Ich: Wenn nicht, schwimm ich nach Hause, so weit ist es ja nicht.
Übrigens, wo bist du eigentlich?
Seth: Bei euch zu Hause
Ich: Ich habs doch gewusst, ihr seht bestimmt gerade Fern und esst Pizza!
Seth: Ne, Pizza gibt's keine. Die wollten nicht in den Wald liefern☹️
Ich: Oh, wie traurig. Dann müsst ihr wohl heute hungern
Seth: Eher nicht, Quill hat Renesmees Gummibärchen- und Chipsvorrat gefunden 😉
Ich: Dann war es schön, euch gekannt zu haben. Sie wird euch das niemals verzeihen 😂
Wo ist eigentlich Jacob?
Wieso hat er euch nicht aufgehalten?
Seth: Was glaubst du, von wem die Idee kam, in ihrem Zimmer zu suchen? 😂
Ich: Oh, dann gibt es bald einen Wolf weniger im Reservat 😂
Seth: Ja, er ist echt geliefert
Ich: Okay, lass uns Morgen weiter drüber reden. Es ist doch schon spät bei euch
Seth: Stimmt, bis Morgen
Ich: Bis Morgen

Für ihn ist es gerade 10:00Uhr Abends, für mich aber 7:00Uhr am Morgen.
Das die Feierlichkeiten so lange gedauert haben, störte wohl niemanden. Wieso auch, die Volturi sind reich.
Ich ziehe mir ein schlichtes schwarzes Kleid und eine graue Cardigan an.

Heute machen wir eine Fahrt durch die Gegend

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Heute machen wir eine Fahrt durch die Gegend. Etwas aufgeregt, gehe ich zu den anderen. Dann machen wir uns auf den Weg.
Ich frage mich, was der heutige Tag so bringen mag.

Sunrise - Das zweite Leben der Bree TannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt