Kapitel 4 | Schuldgefühle

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Mit pochendem Herzen schreckte Dawn aus ihrem Traum hoch

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Mit pochendem Herzen schreckte Dawn aus ihrem Traum hoch. Sie hatte schon wieder diesen Traum. Es war jede Nacht derselbe. Wie mit einem Brandeisen war diese schreckliche Nacht in ihr Gehirn gebrannt und ließ sie nicht mehr los.
Die zarten Schattengeister, die in den tiefen Schatten ihres Zimmers lebten, flogen zaghaft näher an sie heran. Als Dawn sich nicht weiter rührte kamen sie noch näher und legten sich tröstend um ihre Schultern und strichen sanft über ihre großen schwarzen Flügel.
Dawn hatte sich mittlerweile an deren pausenlose Anwesenheit gewöhnt und irgendwie mochte sie sie.
Ein lautes Klopfen durchdrang Dawns Gedanken, und sie brauchte erst eine Weile, bis sie verstand, dass das Geräusch von ihrer Zimmertür kam.
  "Ja?", rief sie fragend Richtung Tür.
Erschrocken wirbelten die Schattengeister auf und versteckten sich wieder in den Tiefen der Schatten.
Kurz darauf betrat ein junges Mädchen in Dawns Alter das Zimmer. Es war Zena.
Fröhlich hopste das flippige Mädchen mit den winzigen dunkelroten Hörnern in den blond gefärbten kurzen Haaren ins Zimmer und warf sich zu Dawn auf das Bett. Zena war Dawns einzige und beste Freundin seit den letzten fünf Jahren.
  "Na, du Schlafmütze! Immer noch nicht aus den Federn gekommen? Jetzt wirds aber Zeit!", rief sie übermütig, packte Dawn am Arm und zerrte sie aus dem Bett, was sie murrend über sich ergehen ließ.
  "Komm schon, lass dich nicht so ziehen. Wo ist deine gute Laune abgeblieben?", fragte Zena und runzelte verwirrt ihre Stirn.
Still setzte sich Zena an die Bettkante zurück und sah ihre Freundin an.
  "Was bedrückt dich?", fragte sie, nachdem sie Dawns Gesicht eine Weile inspiziert hatte.
Dawn seufzte.
  "Ich habe wieder von Mama geträumt und wie ich hierhergekommen bin.", murmelte sie in ihre Bettdecke, welche sie wieder bis zum Kinn hochgezogen hatte.
  "Das wird dich wohl ewig verfolgen, was?"
Zena war die einzige, der Dawn erzählt hatte, was sich damals zugetragen hatte. Nicht nur einmal hatte Zena bereits versucht, Dawn ihre Zweifel und Schuldgefühle auszureden. Es stimmte, Dawn gab sich selbst die Schuld an dem Tod ihrer Mutter. Wäre sie Zuhause geblieben wäre das vielleicht niemals passiert...
Zenas böser Blick erschien vor Dawns Gesicht und unterbrach ihre Gedanken.
  "Sag nicht du gibst dir schon wieder selbst die Schuld!", rief sie sauer,
  "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass das nicht deine Schuld war? Deine Mutter hat dir nie erzählt, dass sie dich vor jemandem versteckt, also ist es mehr oder weniger ihre Schuld. Und außerdem war sie krank und wäre früher oder später sowieso gestorben, du wolltest es nur nicht wahrhaben! Sag mir jetzt also einen Grund wieso du an dem Geschehnis Schuld gewesen sein solltest?"
Dawn schwieg. Zena hatte Recht. Mal wieder. Es gab keinen Grund. Doch trotzdem konnte sie einfach nicht verkraften, ihre Mutter sterben zu sehen. Die Alpträume verfolgten sie auch nach fünf Jahren noch. Damals hatte sie sich gewünscht, nicht wie ein Feigling weggerannt zu sein. Dann wären sie beide gestorben. Doch heute dachte sie ein wenig anders darüber. Vielleicht sollte sie froh sein nicht gestorben zu sein.
Zorn keimte in ihr auf und verdrängte die ewige Trauer um ihre Mama. Zorn auf diejenigen die diese Trauer verursacht hatten. Auf diejenigen die Mama umgebracht hatten.
Dies war der Moment in dem Dawn zu dem festen Entschluss kam. Sie würde diejenigen finden, die ihr und ihrer Mutter dieses Leid zugefügt hatten. Sie würde Rache nehmen für ihre Mama!
Ihr trostloser Blick war einem entschlossenen gewichen, als sie Zena in die Augen sah.
  "Ich will sie rächen.", sagte sie, und die Entschlossenheit in ihrer Stimme konnte ein gehörloser Mensch nicht überhören.
  "Ich werde diejenigen finden die mir und meiner Mutter dieses Leid angetan haben und ihre Existenz beenden. Und du hilfst mir dabei!"
Erst sah Zena sie an, als wäre sie verrückt geworden, doch dann brach sie in schallendes Gelächter aus.
  "Das gefällt mir doch gleich viel besser!", rief sie als sie sich wieder beruhigt hatte.
  "Na dann steh jetzt endlich auf, wir wollten uns doch noch mit Trace treffen.", sagte sie energisch wobei sie Dawn die Decke endgültig wegzog.
  "Ich warte hier auf dich."
Grummelnd krabbelte Dawn also aus ihrem gemütlichen Bett, schnappte sich Klamotten aus ihrem Schrank und verschwand im angrenzenden Badezimmer.
Zena wartete ungeduldig vor Dawns Zimmertür, als Dawn wieder herauskam.
  "Na endlich.", rief sie, öffnete die Tür und stürmte hinaus. Dawn rannte ihr hinterher um sie einzuholen und gemeinsam verließen sie das Schloss ihres Vaters um sich mit Trace zu treffen.   

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