Kapitel 2

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Urplötzlich erhob sich der Pegasus auf die Hinterbeine und wieherte schrill. Cyrian hatte keine Chance zu reagieren. Wie ein nasser Sack stürzte er kopfüber aus dem Sattel und blieb liegen. Sterne tanzten vor seinen Augen, nur am Rande nahm er den sich entfernenden Hufschlag wahr.
Langsam kehrten Cyrians Gedanken zurück und seine Alarmglocken schrillen los. Was hatte den Hengst dermaßen aufgeschreckt?!
Ein Überfall, sagte sein gesunder Menschenverstand. So viel war klar, bloß wo war sein Gegner?!
Über dir, in den Bäumen!
Der Blick des Kriegers schnellte nach oben und seine Hand fuhr an seine Seite und zog das Schwert.
"Wenn ich du wäre, ließe ich das lieber bleiben!" Die Stimme war freundlich, geradezu schmeichelnd. Sie betörte Cyrians Sinne. Wirkungslos fiel die Klinge auf den Waldboden. "Sehr gut, Hände nach oben!" Der Zauber war fort, nun war die Stimme nur noch kalt und emotionslos. Cyrian blickte in die kalten eisblauen Augen eines Mädchens. Sie war hübsch, alles an ihr schien perfekt, doch ihre Ausstrahlung war kalt. Emotionslos. Gefährlich. Kein Zweifel, das musste eine Todeselfe sein. Sie hatte die Bogensehne bis neben ihr Ohr gezogen. Hässliche Widerhaken schmückten den Pfeil auf der Sehne und Cyrian zweifelte nicht daran, dass dieser Pfeil mit seinem Kettenhemd kurzen Prozess machen würde. Ihre Stimme riss Cyrian aus seinen Gedanken."Hände nach oben!" Ihre kalten Augen färbten sich nun schwarz. Urplötzlich ergriff Cyrian die Angst. Von einer bösen Vorahnung geleitet stolperte er einen Schritt zurück und wurde von dem verräterischen Surren der Bogensehne bestätigt. Der Pfeil schlug vor dem Krieger in den Boden und der Halbelf zuckte zusammen. Er stolperte und viel. Die Todeselfe schnaubte verächtlich und hatte schon einen neuen Pfeil auf der Sehne. "Du bist elfischen Bluts" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage ihrerseits. "Dein Geruch nach Angst verrät dich, Bastard!" Der Krieger rappelte sich auf und seine Stimme klang erstaunlich kräftig als er antwortete: "Ich bin das Licht, Abschaum, ich komme um für die richtige Seite zu kämpfen!" Das klare, helle Lachen der Todeselfe durchbrach die Stille. "Ich mag dich, Halbelf. Du kniest vor mir im Staub, die Dunkelheit hat gewonnen und trotzdem hältst du noch an deiner Einstellung fest. Bleibst deinen Freunden treu, die dich völlig wissentlich in den Tod geschickt haben. Deine Freunde, die kalkuliert und dein Leben für wertlos empfunden haben!" Das Gesicht des Kriegers nahm einen geschockten Ausdruck an, seine Maske war für einen Moment verrutscht. Die Todeselfe lachte wieder. "Ach du naiver kleiner Wicht, du hast ernsthaft geglaubt du wärst wichtig für das höhere Ziel?!" Ein mitleidiges Lächeln umspielte die wunderschönen Züge der Todeselfe, aber es erreichte ihre Augen nicht. Auch die Augen des Kriegers waren wieder kalt und stark, er setzte zu einer Antwort an, aber ein Ruf durchbrach die angespannte Atmosphäre der Lichtung. "Jaria!" Der Blick der Todeselfe veränderte sich und sie senkte den Bogen. Ein blonder Todeself trat hinter den Krieger und seine kalten Augen blicken hasserfüllt zu der geschockten Todeselfe, Jaria. "Darüber reden wir später, deine Arroganz ist nicht zu ertragen!" Jaria senkte den Kopf, in ihrer Stimme schwang ein Hauch von Angst mit als sie sprach. "Verzeih mir Vater," sie machte Anstalten sich zu verbeugen. Der große blonde Todeself zuckte jedoch angewidert zurück und trat der jungen Todeselfe in die Seite, so dass diese schmerzhaft auf den Waldboden aufschlug. "Du bist nicht meine Tochter!" Ohne ein weiteres Wort wandte sich der Todeself ab und seine Krieger sprangen von den Bäumen. Während der ganzen Szene hatte sich Cyrian kein Stück bewegt, den er hatte die drohenden Krieger auf den Bäumen war genommen. Nun trat der Todeself vor ihn und musste ihn mehrmals von oben nach unten, stolz begegnete der Krieger seinem Blick. "Wie ist dein Name?" Einen Moment lang zögerte der Krieger, dann antwortete er: "Cyrian!" Die Augen des Todeselfen verengten sich und Cyrian musste den Blick abwenden. Ein verächtliches Schnauben kam von den Todeselfen und er versetzte dem Krieger einen harten Schlag gegen den Kopf, so dass dieser zurück flog. Blut tropfte auf das glänzende Kettenhemd und der Todeself lachte. "Fesseln und mitschleifen, der König wird uns eine hübsche Summe für diesen hier zahlen!" Dreckiges Lachen erklang von allen Seiten außer von Jaria. Sie und Cyrian starrten den blonden Todeselfen so hasserfüllt an, dass man schon fast glaubte Blicke könnten wirklich töten.
Als jedoch die Reittiere auf die Lichtung traten wurden alle aus ihren Gedanken gerissen. Der blonde Todeself sah Cyrian belustigt an und seine Stimme triefte vor Verachtung als er sprach. "Hast du nicht einmal eins eurer schlechten 'Pferde' mit gebracht?!" Cyrian knurrte und auch seine Stimme war voller Verachtung. "Ein Pferd würde es nicht lebend vom Plateau hinunter schaffen!" Dieser Satz war keine gute Idee, denn im nächsten Moment verpasste der Todeself ihm einen heftigen Tritt in die Magengrube. Cyrian knallte unsanft auf den Waldboden und stöhnte verhalten. Jaria räusperte sich plötzlich. "Mit Verlaub, er war allein als ich ihn fand!" Ungläubig starte Cyrian sie an, aber sie tat als bemerke sie seinen Blick nicht. Es war völlig unmöglich, dass sie den Pegasus nicht bemerkt hatte.
Ohne eine Reaktion wandte sich der blonde Todeself ab. "Bindet ihn fest, wir brechen auf!" Die Krieger gehorchten sofort. Nachdem sie dem Krieger Hände und Füße gefesselt hatten, banden sie ihn mit einem langen Strick am Sattel eines Pferdes fest, so dass er den Ritt lang mitgeschleift wurde. Der blonde Todeself bedachte Cyrian mit einem letzten zufriedenen Grinsen, dann gab er den Befehl zum Aufbruch und die Pferde setzen sich ruckartig in Bewegung. Cyrian schrie als der Schmerz ihn einholte und ihn bei lebendigem Leibe die Haut vom Körper zu brennen schien. Hart schlug er mit dem Kopf gegen einen Stein, aber der Todeself kannte kein Erbarmen.

Death and Transfiguration Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt