Prolog

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Das Ticken des Weckers hallt in dem leeren Raum, mit der Matratze auf dem Boden in der Mitte. Leere Augen starren an die Decke. Sehnlichst ist die Hoffnung nach dem Klingeln, damit die düsteren Gedanken im hektischen Alltag verschwimmen. Nie war die Einsamkeit so präsent. Müde, aber doch so aufgewühlt dreht sie sich nach links. Die Kälte dieses Raumes holt sie ein und fröstelnd zieht sie die dünne Decke etwas höher. Der Geruch von kaltem Zigarettenqualm hängt im Raum. Dunkelheit - nichts als diese angsteinflößende, aber doch so vertraute Dunkelheit umgibt diese zierliche Gestalt auf der alten Matratze. Kaputt fährt sie sich über die Augen, richtet sich auf, greift nach der halb leeren Zigarettenschachtel. Marlboro Gold - seine Lieblingsmarke, dachte sie. Die Flamme des Feuerzeugs erleuchtet für den Hauch einer Sekunde das Zimmer. Die Wände leer, bis auf ein paar zerknitterte Skizzen, welche sie dort provisorisch befestigt hatte. Sie nimmt einen tiefen Zug, legt den Kopf in den Nacken, genießt wie das Nikotin ihren Körper einnimmt. Ihre Finger wirken so zierlich, dass man die Angst verspüren mag sie zu zerbrechen, fasse man sie ein wenig zu harsch an. Der schwarze Nagellack blättert schon von ihren Nägeln. Da sitzt sie in diesem übergroßem Shirt. Seinem Shirt. Sie denkt an ihn. So wie sie es immer tut, sich es jedoch niemals selbst eingestehen würde. Er. Er den sie verlassen hat, weil die Last des Lebens ihre Schultern so beschwert hat, das sie dachte, er würde besser ohne sie sein. Sie litt genauso wie er an dem Tag als sie ihm mit ihrer kalten Fassade den Rücken zu kehrte und ihn an ihrem Platz sitzen ließ. Noch nie zuvor wurde hier Herz von solch tief gehendem Schmerz erfüllt. Das muss nun etwa ein halbes Jahr her sein. Ein halbes Jahr, seit sie ihr Leben hinter sich ließ. Ein halbes Jahr, zehn Kilogramm, ein paar Narben, viele Joints und kein Lächeln später findet sie sich in den Gemäuern wieder, die nun ihr zu Hause darstellen sollen. Doch diese Worte beschreiben nicht annähernd das Loch in dem die sich eingenistet hat. Der Wecker zeigt 4:30. Eine weiter Nacht ohne erholsamen Schlaf, welchen sie mehr als mur dringend bräuchte um sich weiter am leben zu halten.

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und würde mich über Feedback freuen🌸

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