The First Sight

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POV. JK

"Vergiss nicht mich später anzurufen!", schrie mir meine Freundin Jennie nach, als ich gerade dabei war, ihre Haustür hinter mir zu zuknallen.
"Jaja", murmelte ich nur genervt.
Warum merkte dieses Mädchen nicht, dass sie mich einfach nur noch nervte? In den mittlerweile schon 2 Jahren Beziehung, war ich höchstens 6 Monate aus Liebe mit ihr zusammen.
Das wusste Jennie auch und ich war mir sicher, ihr ging es genauso. Mit der Zeit wurde es immer mehr zu einer Zweckbeziehung.
Heißt : Sie stellt mich ihrer Familie und ihren Freunden vor und ich sie meinen.
Heute Abend sollte ich sie anrufen, weil sie unbedingt mit Freundinnen feiern gehen wollte und da ich, ohne arrogant zu wirken, sagen kann, dass mein Körper und mein Gesicht wirklich nicht von schlechten Eltern sind, möchte sie vor ihren Freundinnen mit mir angeben.
Okay, vielleicht klang das doch ein wenig arrogant.

Als ich auf der kleinen Treppenstufe vor ihrem Haus stand, wehte mir ein eisig kalt Wind um die Ohren, sodass ich mir reflexartig meinen kuscheligen Schal enger um den Kopf zog. An solchen Tage merkte man schon, dass der Winter nicht mehr weit entfernt war. Wenn ich mich nicht irrte, hatte mein Handy heute Morgen sogar -4°C angezeigt, da es aber in diesem Moment anfing zu regnen, konnten wir keine Minusgrade mehr haben. Genervt zog ich mir nun auch noch meine Kapuze über, bevor ich mich auf den Weg zu mir nach Hause machte.
Das ich während dessen durch eine dunkle Gassen gehen musste, war auch ein Grund, wieso ich es hasste, Sunmi zu besuchen. Natürlich könnte ich auch den 'sicheren' Weg nehmen, nur das ich dann eine geschlagene halbe Stunde länger brauchen würde, und bei diesem Regenwetter muss das wirklich nicht sein. Zu meinem Pech, war die Straße durch die ich musste, kaum gepflegt. Überall lagen leere Falschen die, vermutlich, irgendwann einmal mit einem alkoholischen Getränk gefüllt waren, und andere, für mich, unidentifizierbare Gegenstände. Ehrlich gesagt würde es mich kein Stück wundern, wenn ich hier irgendwo ein Päckchen Rauschgift vorfinde.
Gerade als ich dabei war aus der, leider gewohnten und düsteren, Umgebung zu flüchten und den sauberen Fußgängerweg zu meiner Wohnung einzuschlagen, hörte ich eine unbekannte Stimme. Sie klang aggressiv und kurz darauf schallte ein gequälter Schmerzensschrei durch die enge Gasse.
Zuerst wollte ich es ignorieren, doch als ich erneut einen, diesmal noch viel gequälteren Schrei hörte, schaltete sich mein Gewissen ein und ich drehte mich langsam nach hinten um.
Meine Augen musterten das Schauspiel, welches daraus bestand, dass ein ziemlich großer, muskulöser, eindeutig betrunkener Mann, einen wesentlich kleineren Jungen gegen die verdreckte Wand des Wohnhauses zu meiner Linken presste.
"Du elende Missgeburt! Gib mir sofort dein Geld!", lallte er. Der Junge kniff bloß die Augen zusammen und murmelte mit zitternder Stimme :"B-Bitte, lassen S-Sie mich in Ru-he."
Der Betrunkene lachte nur verächtlich auf und kurze Zeit später hörte man ein Klatschen von Haut auf Haut.
Ich konnte die Szene nur beobachten. So sehr ich mich bewegen wollte, aber ich war wie gelähmt. Der Mann verpasste dem Jungen noch eine heftige Ohrfeige, bevor er ihn unsanft zu Boden warf, ihn anspuckte und noch ein ,"du bist so erbärmlich!", von sich gab, dann drehte er sich um und ging in die Richtung, aus welcher ich eben gekommen war, davon.
Das schmerzerfüllte Stöhnen des Unbekannten löste mich dann doch aus meiner Starre und ich lief eilig auf den zusammengekauerten Körper zu.
"Hey? Geht's dir gut?", fragte ich sanft und hätte mich im gleichen Augenblick selbst ohrfeigen können.

Der Junge wurde eben verprügelt, Jungkook. Natürlich geht es ihm nicht gut, ermahnte mich meine innere Stimme.
Mittlerweile hatte er sein Gesicht zu mir gedreht und blickte genau in meine Augen.
Wow, seine Augen...
So schön...
Ich könnte in ihnen versinken...

Ich hatte ihn wohl etwas zu lange angestarrt, da er mit erröteten Wangen seinen Blick abwendete und stattdessen dem dreckigen Boden seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
Nun wanderte mein Blick von seinem, nebendei wunderschönen, Gesicht, zu seinem restlichen Körper. Er schien sehr dünn zu sein, trug eine alte, abgenutzt aussehende Fließjacke, die ihm, seinem Zittern nach zu urteilen, nicht viel Wärme spendete, und eine schwarze, ebenfalls abgenutzte Jeans mit Löchern, jedoch sahen diese aus, als wären sie eher nicht beabsichtig gewesen. Alles in allem sah er ziemlich arm und ungepflegt aus und ich entschied, dass ich ihn hier nicht liegen lassen konnte.
"Kannst du aufstehen?", erkundigte ich mich. Er schaute mich verwundert an woraufhin ich bloß lächelte und erklärte :"Ich kann dich bei deinen Verletzungen und dieser Kälte doch nicht hier liegen lassen!"
Von ihm bekam ich bloß ein zaghftes Nicken, was ich als Zeichen nahm und seinen Arm um meine Schulter legte, um mit ihm aufstehen zu können.
Etwas zittrig auf den Beinen stand er jetzt neben mir und wir gingen los.
Während des Heimwegs, stolperte er auf einmal und krallte sich, um nicht hinzufallen, mit seinen Händen um meinen Hals. Ich half ihm, wieder normal zu stehen und als sich unsere Blicke erneut trafen, wandte er peinlich berührt den Kopf ab.
Nach weiteren Stolperattacken, kamen wir endlich heil bei meiner Wohnung an. Ich war gerade im Begriff die Tür aufzusperren, als er meine Hand aufhielt und ich zum ersten Mal seine schöne Stimme hörte.
"Danke...", brachte er heraus und schaute mich dann fragend an. Ich verstand worauf er hinaus wollte.
"Jungkook", lächelte ich.
"Taehyung", sagte er und lächelte schüchtern zurück.
"Schöner Name", murmelte ich.
Wieder wurde färbten sich seine Wangen ins Rötliche, bevor ich ihn in meine Wohnung schob.

Beggar ♤ J.jk & K.th ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt